Wiesbaden: Studierende wollen Transport regionaler Produkte verbessern

Die Logistik der Supermarktketten ist ausgeklügelt. Nur nicht bei der Lieferung regionaler Waren. Das will ein Forschungsprojekt ändern.
Kundinnen und Kunden, die sich für regionale Produkte entscheiden, kaufen in dem Bewusstsein, Betriebe vor Ort zu stärken und ökologisch nachhaltiger zu handeln. Zwar hat ein aus Chile importierter Apfel in vielen Fällen einen schlechteren CO2-Fußabdruck als ein in Hessen gewachsener. Doch auch Lieferwege regionaler Produkte bieten Optimierungspotenzial.
Wie Produkte von Bauernhöfen und regionalen Lieferanten aus Hessen ökologisch nachhaltig in die Supermärkte gelangen und dort gut erkennbar als regionale Produkte angeboten werden können, untersuchen derzeit Studierende der Frankfurt University of Applied Sciences (Frankfurt UAS) am Beispiel eines Supermarktes in Wiesbaden.
Diesen Markt im Stadtteil Erbenheim hat der Rewe-Konzern als Blaupause für die Zukunft entwickelt: Gebaut zum Großteil aus Holz, mit einer Farm auf dem Dach, in der Barsche und Basilikum gezüchtet werden, und vielen lokalen und regionalen Produkten im Angebot. Es gibt Apfelsecco aus Seeheim-Jugenheim, Salatsoße aus der Wetterau, Fleisch aus Wiesbaden und Wurst aus dem Taunus. Rund 90 Betriebe aus Wiesbaden, dem Umland und aus Hessen liefern unter dem Dach der Marken „Landmarkt“, „Aus deiner Region“ und „Geprüfte Qualität in Hessen“ zu. In Wiesbaden und anderswo vereinbaren Betriebe und Markt die Lieferzeiten jeweils individuell.
Die Lieferanten seien unterschiedlich groß, und jede der drei Marken bringe andere Vorgaben mit sich, erläutert Professorin Kerstin Wegener vom Fachbereich Wirtschaft und Recht der Frankfurt UAS, die das Projekt betreut. Deswegen sei die Aufgabe anspruchsvoll.
Bis Februar 2022 werden die 16 Studierenden mit dem Studienschwerpunkt Produktionsmanagement und Logistik die Lieferbeziehungen und die Situation im Markt analysieren. Sie werden Experteninterviews führen und Umfragen entwickeln. Und – das hoffen Kerstin Wegener und Anja Loewe, die Sprecherin der Rewe-Region Mitte – Vorschläge vorlegen, wie regionale Produkte ökologisch nachhaltiger in die Märkte gelangen können. Das erarbeitete Konzept soll dann als Vorlage für andere Märkte dienen.
Das regionale Sortiment werde für die Kundschaft und damit für die Handelskonzerne immer wichtiger. „So langsam schlägt regional bio“, sagt Loewe. Projektleiterin Wegener vermutet, dass in der Organisation des Warentransports das meiste Optimierungspotenzial steckt. Dass es die eine einzige Lösung geben wird, glaubt sie indes nicht. „Wir erwarten eine Vielzahl von Teilergebnissen, die für die einzelnen, sehr heterogenen Lieferantengruppen anwendbar sind.“
Der Charme für die Unternehmen liege bei solchen Kooperationsprojekten auch darin, frische Ideen zu bekommen. Die Frankfurt UAS organisiert regelmäßig Praxisfallprojekte, in denen Lehre, Forschung und Praxis vernetzt werden.