Wiesbaden: Sorgen um die Rettbergsaue

Die Freizeitanlagen auf der Rheininsel Rettbergsaue seien in einem schlechten Zustand, kritisiert der Schiersteiner Ortsbeirat und befürchtet, dass die Gäste ausbleiben. Fähre und Inselcafé könnten in Existenznot geraten.
In knapp einer Woche ist es soweit. Am 14. April nimmt die Rheinfähre Tamara wieder ihren Betrieb auf. Von Schierstein nach Biebrich und retour wird sie dann acht Mal pro Tag verkehren und jeweils auf der Rheininsel Rettbergsaue Halt machen. Vor 18 Jahren hat Adrian Aidoiu den Fährbetrieb übernommen. In den vergangenen Jahren sei die Zahl der Gäste, die zur Rettbergs-aue fahren, um gut 30 Prozent zurückgegangen, berichtet der 55-Jährige. „Das hat mit der Corona-Pandemie zu tun, aber auch damit, dass die Freizeitanlagen auf der Rettbergsaue in keinem guten Zustand mehr sind.“
Aktuell kann die Rheininsel, die jahrzehntelang ein beliebtes Ausflugsziel war, nur mit der Fähre erreicht werden oder mit einem privaten Boot. Erst wenn die Schiersteiner Brücke fertig gebaut ist, wird es wieder eine Möglichkeit geben, zu Fuß oder mit dem Rad auf die Rettbergs-aue zu gelangen.
Fähre gefährdet
Weil es bis dahin noch dauert, hat der Ortsbeirat Schierstein Alarm geschlagen. Bereits im November 2022 wurde dort ein Antrag der Gruppe „Zukunft Schierstein“ verabschiedet, in dem es um Aufwertung der Rettbergsaue als Ausflugsziel geht. Rückläufige Besucherzahlen gefährdeten die Existenz des Inselcafés und der Personenschifffahrt, befürchtet das Gremium. Mit ihnen stehe und falle aber die Nutzbarkeit des Geländes als Freizeitfläche.
Von einem „stark vernachlässigten Erscheinungsbild der Insel und der dortigen Einrichtungen“ berichtet der Ortsbeirat. Rasen- und Grünflächen seien ungepflegt, Sitzgelegenheiten fehlten eben so wie Wasserduschen. Kinderspielgeräte seien veraltet oder ganz abgebaut, Sanitäranlagen in einem schlechten Zustand. Im Hochsommer verlande der Wasserdurchfluss wegen der niedrigen Wasserpegel. Als Ausflugsziel werde die drei Kilometer lange und bis zu 300 Meter breite Rheininsel überhaupt nicht mehr beworben.
In einem Schreiben an den Schiersteiner Ortsbeirat wies Oberbürgermeister Gert-Uwe Mende (SPD) im Februar darauf hin, dass 90 Prozent der Fläche der Rettbergsaue unter Naturschutz stünden. Das neue Rhein-Main-Ufer-Konzept sehe deshalb keine Erweiterungen der Freizeitanlagen vor, ebenso wenig seien Ausbaggerungen geplant, um mehr Bademöglichkeiten zu schaffen. Dass das städtische Grünflächenamt sich wieder um die Freizeitanlagen auf der Aue kümmern könnte und nicht mehr der stadteigene Bäderbetrieb Mattiaqua, werde aktuell diskutiert, berichtete Mende.
Der Schiersteiner Ortsbeirat hatte dies angeregt, in der Hoffnung, dass das Gelände auf diese Weise schneller aufgewertet, Freizeitanlagen zeitnah verbessert werden könnten. Außerdem stellte Mende eine „Wiedernutzbarmachung“ der auf der Nordseite gelegenen Wegverbindung zwischen den beiden Freizeitarealen in Aussicht und kündigte den Bau einer Radabstellanlage an.
Runder Tisch geplant
Auf Anfrage der FR teilte Mattiaqua mit, man sei mit allen Akteuren in Kontakt und habe bislang keinerlei Informationen über einen „Verfall der Freizeitanlagen auf der Rheininsel“ erhalten.
Innerhalb der Verwaltung scheint indes Bewegung in die Angelegenheit zu kommen. Dem Vernehmen nach soll es Anfang Mai einen Runden Tisch geben, bei dem die Ortsbeiräte Schierstein und Biebrich über die aktuellen Zuständigkeiten und Gegebenheiten auf der Rettbergsaue informiert werden.
Für 13. Mai haben die Ortsbeiratmitglieder aus Schierstein eine Inselbesichtigung angekündigt. Außerdem will das Gremium im Sommer eine Sitzung auf der Rheininsel abhalten und dort ein Boule-Tournier veranstalten.