1. Startseite
  2. Rhein-Main
  3. Wiesbaden

Wiesbaden plant erste Schritte zur Energiewende

Erstellt: Aktualisiert:

Von: Madeleine Reckmann

Kommentare

Je früher die Gebäude energetisch saniert werden, desto besser für das Klima.
Je früher die Gebäude energetisch saniert werden, desto besser für das Klima. © Michael Schick

Umweltamt arbeitet an der Klimaschutzstrategie für die Stadt. Wer eine neue Heizung braucht, sollte sich bei der Stadt nach umweltfreundlichen Lösungen erkundigen.

Wer jetzt einen neuen Kühlschrank kauft und die höchste Energieeffizienzklasse wählt, darf mit dem Wohlwollen von Mathias Stiehl rechnen. Der Projektleiter im Wiesbadener Umweltamt erarbeitet mit Amtsleiter Klaus Friedrich die Klimaschutzstrategie der Landeshauptstadt. Wiesbaden hat sich vorgenommen, bis 2035 klimaneutral zu sein, deutschlandweit soll 2045 Klimaneutralität erreicht sein. Aber wie soll das funktionieren? Die kommunale Energie- und Wärmeplanung auf Klimaneutralität umzustellen, ist eine Aufgabe für Jahrzehnte. Jetzt ist der Startschuss dafür gefallen. Genauere Aussagen, welcher Weg beschritten werden soll, möchte das Umweltamt noch in diesem Jahr machen.

Technischer Fortschritt

Durch technischen Fortschritt etwa bei elektrischen Geräten wie Kühlschränken könne ein erheblicher Teil des Energieverbrauchs eingespart werden, ist Stiehl überzeugt. Bei den Haushalten in der Landeshauptstadt könnte das 28 Prozent des Stromverbrauchs ausmachen, so die Prognose. Dass mehr mit Wärmepumpen anstatt Gas und Öl geheizt und mehr Elektro-Autos gefahren werden, ist da schon eingerechnet. Stiehl und Friedrich gehen davon aus, dass in anderen Sektoren die Einsparpotenziale höher ausfallen könnten, in der Wirtschaft etwa 34 Prozent, bei den Liegenschaften des Stadtkonzerns 41 Prozent.

Nicht verzichten müssen

Die Analyse der Einsparpotenziale ist wichtig, weil sie verdeutlicht, wie viel Strom benötigt wird und mit erneuerbaren Energien erzeugt werden muss. „Das ist die theoretische Grundlage für die praktischen Schritte, die folgen müssen“, sagt Stiehl. Die Menschen müssten nicht auf Komfort verzichten oder gar im Kalten hocken. Stiehl setzt auf erhöhte Effizienz und grüne Energie.

Zeitplan

Den Wärme- und Energieplan wird das Umweltamt nach der jetzt erfolgten Potenzialanalyse demnächst vorstellen. Er enthält schon konkrete Maßnahmen.

Die Szenarien , welche Wege zur Klimaneutralität führen, ein Reduktionsplan, der die Ziele benennt, und Maßnahmenpläne für die Gesamtstadt und die städtischen Liegenschaften sollen noch in 2023 präsentiert werden.

Wer für die Einhaltung der Ziele verantwortlich ist, wird 2024/25 festgelegt. mre

Das Gleiche gilt für Wärme. Gelingt es, die Gebäude in der Stadt zügig energetisch zu sanieren und mit Dämmmaterial einzupacken, könnte sich der Wärmebedarf der Wohnhäuser um 42 Prozent senken lassen, so das Umweltamt. Unterstellt ist eine Sanierungsquote von 1,5 Prozent bei Einfamilienhäusern und Reihenhäusern bis 2030, danach 2 bis 2,5 Prozent. Beim Stadtkonzern ließen sich sogar 65 Prozent Wärme einsparen. „Je schneller die Gebäude saniert werden, desto näher kommt das Ziel Klimaneutralität“, sagt Stiehl.

Wärmewende auch in der Industrie

Wie hoch das Einsparpotential der Industrie ist, sei aufgrund des schwer vorhersehbaren technischen Fortschritts schlecht einzuschätzen. Über die Hälfte der in Wiesbaden benötigten Wärme wird von der Industrie für die Produktion benötigt, war neulich im Klimaschutzbeirat zu hören.

Regenerative Energien rentieren sich

Dass sich die Industrie auch mit der Wärmewende befasst, bestätigt Christoph Leng, Referent von Umweltdezernentin Christiane Hinninger (Grüne), die die Themen Klimaschutz und die Energie- und Wärmewende in die Gespräche mit Unternehmensvertretern aufnimmt. „Die Preissteigerungen bei fossilen Energieträgern steigern die relative Rentabilität von regenerativen Energien. Die Verwendung von Prozesswärme ist vielerorts bereits Praxis“, schreibt Leng. Konkret werde dies beim Unternehmen Essity, das bereits den Einsatz von Wasserstoff und ‚Erneuerbaren‘ plant.

In den östlichen Stadtteilen Wärmepumpen

Auch am Standort Infraserv, wo noch eine Gasturbine die Energie liefert, bestehe großes Interesse daran. Für die Wärmewende empfiehlt das Umweltamt für die Stadtmitte, die Fernwärme auszubauen. Sie lasse sich gut zentral mit Öko-Energie erzeugen. In den östlichen Stadtteilen sollen Wärmepumpen anstatt Öl- und Gasheizungen wärmen. In den Stadtteilen am Rhein, in Erbenheim und einigen anderen Stadtteilen soll künftig mit grünem Strom und Gas aus erneuerbaren Energien geheizt werden.

Auch interessant

Kommentare