Wiesbaden: Modellquartier in Kastel wächst

Zwei städtische Gesellschaften haben weitere Teilflächen der ehemaligen US-Liegenschaft Kastel Housing an der Wiesbadener Straße gekauft, um eine Grundschule, eine Kita und nachhaltig gebaute, bezahlbare Wohnungen zu errichten.
Bereits 2019 haben die Wiesbadener Stadtentwicklungsgesellschaft (SEG) und die Wohnungsbaugesellschaft der Landeshauptstadt (GWW) Flächen der Liegenschaft Kastel Housing gekauft, die die US-Army 2015 an die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BlmA) zurückgegeben hatte. Frei finanzierte und geförderte Wohnungen werden seither dort errichtet, eine Kita wird erweitert.
Nun haben die beiden städtischen Gesellschaften Kaufverträge für weitere Teilflächen, die ehemals in US-Besitz waren, unterzeichnet. Sie liegen entlang der Wiesbadener Straße und sind den Angaben zufolge 28 400 Quadratmeter groß. In Abstimmung mit den städtischen Fachämtern solle Kastel Housing als Modellquartier für nachhaltige Entwicklung gestaltet werden, heißt es in einer Mitteilung. Eine von der Stadtentwicklungsgesellschaft erworbene Teilfläche wird zunächst weiterhin für die Unterbringung von geflüchteten Menschen zur Verfügung stehen. Eine zweite Teilfläche der SEG ist für den Neubau einer Grundschule und einer Sporthalle als Ergänzung des Hauses der Bildung und Begegnung vorgesehen.
Parallel plant die GWW auf der von ihr erworbenen Fläche von 15 000 Quadratmetern die Errichtung weiterer Wohnungen und kleiner Gewerbeeinheiten. Auch eine Kindertagesstätte soll auf dem Gelände entstehen. Die Wohnungsbaugesellschaft hat sich verpflichtet, auf den erworbenen Grundstücken in den kommenden fünf Jahren 104 öffentlich geförderte Wohnungen zu errichten. Geplant sind auch eine Kita und eine Hochgarage, Wärmeerzeugung durch Geothermie sowie eine Vielzahl an Photovoltaikanlagen. Außerdem soll ein zeitgemäßes Mobilitätskonzept für das Quartier erarbeitet werden.
„Mit dem Verkauf ermöglichen wir den nächsten Schritt einer zivilen Nachnutzung ehemals militärisch genutzter Liegenschaften und setzen gemeinsam die Ziele der zwischen der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben und der Stadt Wiesbaden geschlossenen Konversionsvereinbarung um“, kommentiert Julia Beinecke, die bei der BmlA das Verkaufsteam leitet. Baudezernent und SEG-Aufsichtsratsvorsitzender Andreas Kowol (Grüne) hält den Ankauf der Flächen in Kastel Housing für sehr bedeutend „für eine nachhaltige städtebauliche Entwicklung Wiesbadens“.
„Unsere bisherigen Projekte auf dem Areal haben gezeigt, dass wir modern, ökologisch und nachhaltig bauen und zugleich bezahlbaren Wohnraum für die Menschen in Wiesbaden schaffen können“, sagt GWW-Geschäftsführer Thomas Keller. Er spielt damit unter anderem auf den Bau eines achtgeschossigen Gebäudes in Holzhybridbauweise an, das Mitte 2023 fertig sein soll. Nicht nur Fassaden, sondern auch große Teile der Tragstruktur des Wohnturms sind aus Massivholz gebaut. Die SEG sieht darin ein Leuchtturmprojekt in Sachen Klimaschutz. Die Kosten des Hauses mit 21 Wohnungen und einer dreigruppigen Krippe belaufen sich auf insgesamt 12,5 Millionen Euro. 40 Prozent sind geförderte Mietwohnungen.
Der Bau ist Teil des ersten Abschnitts der Quartierentwicklung von Kastel Housing. Neben dem Wohnturm gruppieren sich bislang ein als Flüchtlingsunterkunft umgenutztes Kasernengebäude und ein ebenfalls in Hybridbauweise errichteter Neubau um einen grünen Hof mit altem Baumbestand.
Der überwiegende Teil des 30 Hektar großen Geländes der US-Streitkräfte wird auch weiterhin militärisch genutzt.