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Wiesbaden: Mit der Rasenheizung im Brita-Stadion Ressourcen schonen

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Von: Madeleine Reckmann

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Goodbye Stand-by: Die Bandenwerbung wird erst kurz vor dem Spiel eingeschaltet.
Goodbye Stand-by: Die Bandenwerbung wird erst kurz vor dem Spiel eingeschaltet. © SVWW

Nach 20 Jahren Umweltmanagement Ökoprofit legt die Stadt Wiesbaden eine Bilanz vor. 480 Tonnen CO2 wurden eingespart.

Bei Heimspielen des SV Wehen Wiesbaden wird die elektronische Bandenwerbung im Brita-Stadion jetzt immer erst kurz vor dem Anpfiff angeschaltet. Früher lief die Bandenwerbung im Stand-by-Modus durch. „Das hat eine Riesenmenge Strom verbraucht“, sagt Stadionleiter Lucian Nawrath. Auch für die Rasenheizung gewöhnen sich die Techniker nun einen anderen Umgang an. „Anstatt die Rasenheizung einen Tag vor dem Spiel auf voller Temperatur laufen zu lassen, heizen wir sie jetzt langsam und gleichmäßig auf. Das spart Energie“, sagt Nawrath.

Wo die großen Stromfresser liegen, haben Nawrath und sein Team im vergangenen Jahr beim Ökoprofit-Einsteigerprogramm erfahren. Ökoprofit ist das Umweltberatungsprogramm der Landeshauptstadt, das Betriebe dabei unterstützt, umwelt- und klimafreundlicher zu arbeiten. „Ein professionelles Umwelt- und Klimamanagement wird für Unternehmen immer bedeutender, um Nachhaltigkeits- und Klimaschutzziele zu erreichen“, sagte Oberbürgermeister Gert-Uwe Mende (SPD) kürzlich auf der Feier zum 20-jährigen Bestehen von Ökoprofit.

Das erkläre auch, warum sich in den zwei Jahrzehnten immer mehr Unternehmen beteiligten und Unternehmen aus immer neuen Branchen das Management einführen wollten, sagt Projektleiterin Evelyne Wickop.

20-Jahres-Bilanz

Ökoprofit ist ein regionales Umweltmanagementprogramm, an dem sich kleine und große Unternehmen beteiligen können.

127 Unternehmen in 14 Projektrunden nahmen daran teil. Dazu gehören Dienstleister, soziale Einrichtungen, Handwerk, Handel und Verwaltung.

Die Gesamtinvestition der Betriebe, die sich am Ökoprofit-Programm beteiligten, beträgt 81,5 Millionen Euro. Eingespart wurden 71 Millionen Euro.

Eingespart wurden dadurch 753 Millionen Kilowattstunden Energie, 154 Millionen Kilowattstunden Strom, 545 Millionen Kilowattstunden Wärme.

5,5 Millionen Liter Kraftstoff wurden nicht verbraucht.

473 000 Tonnen klimaschädliches Kohlendioxid wurde eingespart.

Nicht verbraucht wurden 485 Millionen Liter Wasser, 420 Tonnen Rohstoffe und 57 Millionen Blatt Papier. 420 Tonnen Abfall sind nicht angefallen

Das Umwelt- und Klimamanagement empfiehlt Investitionen und berechnet die Ersparnisse. Im Brita-Stadion werden jetzt auch die Halogenlampen in den Flutlichtanlagen durch LED-Lampen ausgetauscht. „Das rechnet sich erst über die Nutzungsdauer“, gibt Nawrath zu. Für 2022 und 2023 ist die Installation von Photovoltaikanlagen auf dem Clubgebäude geplant. Zudem sollen Dienstwagen und Kleinbusse für die Jugendspiele auf Hybrid- oder Elektrofahrzeuge umgestellt werden.

Im vergangenen Jahr machten 37 Unternehmen und Einrichtungen bei Ökoprofit mit. Dazu zählen 31 „Fortgeschrittene“, die sich seit Jahren im Ökoprofit-Klub engagieren. Der Sekthersteller Henkell Freixenet etwa verpflichtet sich, jedes Jahr weniger Ressourcen zu verbrauchen und mehr Treibhausgase einzusparen. Das erreicht er durch viele kleine Verbesserungen, etwa die Verkleidung des Heizregisters, die Umstellung auf LED-Leuchten, den Kauf leichterer Flaschen.

Dass sich das Programm auch für die lohnt, die ausschließlich am Schreibtisch arbeiten, beweist das Softwareunternehmen Seibert Media. Indem die 210 Beschäftigten ihre Bildschirme vollständig ausschalten und für die kleinen Boiler Zeitschaltuhren angeschafft wurden, spart der Betrieb 5570 Kilowattstunden Strom jährlich. Das rechnet sich. Mit der Verkleinerung des Fuhrparks und der Umstellung der geleasten Fahrzeuge von Diesel- auf Hybridantriebe spart Seibert Media im laufenden Jahr 4278 Euro ein.

Die Landeshauptstadt ist noch nicht so weit wie die Unternehmen, die sich am Ökoprofit-Programm beteiligen. Wie Oberbürgermeister Mende auf Anfrage mitteilte, wird aktuell eine Gesamtbilanz für den Stadtkonzern für den Verbrauch von Wärme, Strom und Treibstoffen erstellt. 2022 sollen sich daraus Potenziale ablesen und messbare Ziele ableiten lassen. Die Stadt hatte 2019 den Klimanotstand erklärt. Wiesbaden hatte das 2007 selbst gesteckte Klimaschutzziel, den Energieverbrauch bis 2020 um 20 Prozent gegenüber 1990 zu senken und den Anteil erneuerbarer Energien auf 20 Prozent zu erhöhen, mit Abstand verfehlt. Seit August 2020 koordiniert eine neue Stabsstelle im Umweltamt ein neues Klimaschutzmanagement. Unter Mendes Vorsitz steuert zudem ein Lenkungskreis Prozesse und Aktivitäten aus den Ämtern, Eigenbetrieben und städtischen Gesellschaften. Als Beispiele nennt der OB die Umstellung der Busflotte des Verkehrsdienstleisters Eswe auf Elektro- und Wasserstoffantriebe, den Test von wasserstoffbetriebenen Nutzfahrzeugen und die energetische Sanierung des Wohnungsbestands. Eswe teilte kürzlich mit, dass die E-Busse im Vergleich zu Dieselbussen über 1,6 Millionen Kilo CO2 eingespart hätten.

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