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Wiesbaden: Luftmessungen während der Sprengung der Salzbachtalbrücke

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Von: Madeleine Reckmann

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Ein Arbeiter bohrt Löcher in den Beton, die mit Sprengstoff gefüllt werden.
Ein Arbeiter bohrt Löcher in den Beton, die mit Sprengstoff gefüllt werden. © dpa

Die Autobahngesellschaft kommt einer Forderung der Anrainer nach Schutz vor Feinstaub nach. Menschen dürfen erst in ihre Wohnungen zurück, wenn die Luft wieder sauber ist.

Die Autobahngesellschaft des Bundes nimmt die Angst der Anwohnerinnen und Anwohner der Salzbachtalbrücke vor Gesundheitsschäden durch Feinstaub ernst. In einem Brief an die Nachbarschaft teilt sie den Männern und Frauen mit, dass nach Lösungen gesucht werde, wie der Feinstaub während der Brückensprengung gebunden werden könne. Aktuell würden spezielle Nebelmaschinen geprüft. Der Wassernebel könnte den Staub aus der Luft möglichst schnell niederschlagen und somit verhindern, dass er sich weiter ausbreite, heißt es dort. Die Salzbachtalbrücke soll am Samstag, 6. November, gesprengt werden. 140 Personen, die im Umkreis von 250 Metern wohnen, müssen dafür ihre Häuser verlassen.

Anwohnerinnen und Anwohner, darunter der Hauseigentümer Uli Brandner, hatten der Gesellschaft ihre Sorge kundgetan, durch Feinstäube, die sich während der Sprengung entwickelten, krank zu werden. Die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt in ihren Luftgüterichtlinien ein Tagesmittel von maximal 25 bis 50 Mikrogramm Feinstaub in einem Kubikmeter Luft. Die Sprengung könnte, so Brandner, ein Vielfaches davon freisetzen.

Die Sprengung

Die Salzbachtalbrücke wird am Samstag, 6. November, um die Mittagszeit gesprengt. Interessierte können das Spektakel von 11 Uhr an auf verschiedenen Internetseiten und Social-Media-Plattformen verfolgen.

Die 1963 errichtete Brücke sollte ursprünglich wegen Baufälligkeit Schritt für Schritt abgerissen werden. Der Kollaps in einem Brückenlager des Südteils am 18. Juni 2021 machte den Abriss aber unmöglich.

Die B 263 wird inklusive „Bypass“ zwischen Mainzer Straße Höhe Spelzmühlweg und Amöneburger Kreisel gesperrt. Der Verkehr von der A66 in Fahrtrichtung Westen wird bereits an der Anschlussstelle Erbenheim über die B455 umgeleitet. (mre)

Ein Fachartikel des Instituts für Arbeitsmedizin der Universität Frankfurt, der in der Nachbarschaft kursiert, geht davon aus, dass bei der Sprengung des Turms der Frankfurter Universität 2014 die Feinstaubkonzentration „etwa die tausendfache Menge des erlaubten Tagesmittels“ betragen habe. Gebäudesprengungen in städtischer Umgebung sollten wegen der gigantischen Feinstaubkonzentration vermieden werden, so die Autoren. Brandner hält die Uniturmsprengung für ein vergleichbares Ereignis. Das Gesundheitsamt Frankfurt beruhigt indes. Feinstaubprobleme seien umweltmedizinisch komplex. Ein Ereignis wie die Sprengung als Feinstaubrisiko zu definieren, sei nicht möglich, heißt es auf Nachfrage.

Die Autobahngesellschaft geht auf die Forderung Brandners nach Feinstaubmessungen ein. Der TÜV Süd wird die Messungen vornehmen, teilt die Gesellschaft mit. Die Messgeräte sollen in der Nähe der Hammermühle, ein historisches Gebäudeensemble mit 20 Wohneinheiten, das Brandner gehört, aufgestellt werden. Die Menschen sollen nach der Sprengung erst in ihre Wohnungen zurückdürfen, wenn die Luft nach der Sprengung die gleiche Qualität habe wie vorher und keine Gesundheitsgefahr mehr bestehe. Laboruntersuchungen hätten zudem ergeben, dass Brückenbestandteile und die Böden für die Stützwälle und Fallbetten kein Asbest oder andere giftigen Stoffe enthielten. Die Laborergebnisse könnten eingesehen werden. Für den Fall, dass Wohnstraßen oder andere Flächen stark mit Staub verschmutzt seien, könnten sie mit Großkehrmaschinen gereinigt werden, damit der Staub nicht noch einmal aufwirbele.

Uli Brandner erkennt an, dass die Autobahngesellschaft sich bemühe, erklärt er der FR. Aber er kritisiert, dass er nicht nur die Laboruntersuchungen, sondern die gesamten Gutachten einsehen wolle, um zu erfahren, an welchen Gebäudeteilen und wie tief die Proben entnommen worden seien. Hintergrund ist, dass Asbeste in Gesteinsschichten auch natürlich vorkommen können.

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