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Wiesbaden: Kunstsommer im Zeichen von „Fluxus“

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Von: Andrea Rost

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Esther Ferrers „Piano con alas“ war bereits 2022 in einer Fluxus-Ausstellung des Nassauischen Kunstvereins zu sehen.
Esther Ferrers „Piano con alas“ war bereits 2022 in einer Fluxus-Ausstellung des Nassauischen Kunstvereins zu sehen. © Michael Schick

Der Wiesbadener Kunstsommer 2023 setzt sich mit der provokativen Kunstströmumg des „Fluxus“ auseinander. Neben klassischen Ausstellungsformaten sind Performances, Happenings und interaktive Installationen in der ganzen Stadt geplant.

Es war so etwas wie ein Urknall in der Wiesbadener Kunstszene: Eine lose Formation von Künstler:innen und Musiker:innen zertrümmerte im September 1962 im Hörsaal des Museums einen Steinwayflügel mit Hilfe von Äxten, Hämmern, Sägen und Schraubenziehern. Mit ihrer Performance wollten die Akteur:innen die Grenzen auflösen zwischen dem, was Kunst ist, und was nicht. Zuvor hatte es bei den „Internationalen Festspielen Neuester Musik“ in der Landeshauptstadt bereits Aufführungen gegeben, die dem von George Macunias formulierten theoretischen Programm folgten, wonach „Fluxus-Kunst“ einfach, unterhaltsam und anspruchslos sein und auf das Element des Zufalls setzen sollte.

Knapp 60 Jahre später wird sich der Wiesbadener Kunstsommer 2023 fast zwei Monate lang ausschließlich mit der Kunstströmung Fluxus befassen – und unter dem doppeldeutigen Titel „Fluxus S(i)ex Ties“ in den klassischen Kunsteinrichtungen, vor allem aber im öffentlichen Raum Künstler:innen und Publikum zum gewollt konfrontativen Austausch und Perspektivwechsel einladen.

Er freue sich, dass der Wiesbadener Kunstsommer nicht mehr mit der Biennale verknüpft, sondern nach längerer Pause wieder eine eigenständige Veranstaltungsreihe sei, sagte Kulturdezernent Axel Imholz (SPD) bei einem Pressegespräch. Mit dem diesjährigen Programm sollten breite Gesellschaftsschichten erreicht werden, auch oder gerade weil „Fluxus“ aus dem historischen Kontext heraus stets anti-institutionell und herausfordernd agiert habe. „Diskussionen halten wir aus“, versicherte Imholz.

Das Festival

Der Wiesbadener Kunstsommer läuft von 1. Juni bis 23. Juli 2023.

Unter dem Thema „Fluxus S(i)ex Ties“ steht zeitgenössische Kunst in Erinnerung an die Kunstströmung „Fluxus“ im Mittelpunkt.

Auf dem Programm stehen 150 Aktionen an 23 Orten in der Stadt mit rund 70 lokalen und überregionalen Akteur:innen und Kollektiven. 12 Ausstellungen sind an 53 Tagen geplant.

Eröffnet wird der Kunstsommer am 1. Juni mit der Ausstellung „magma mama: über wüten und wachsen“ der Schweizer Künstlerin Kira van Eijsden im Kunsthaus.

Freien Eintritt gibt es zu den meisten Veranstaltungen.

Informationen zum Programm gibt der digitale Veranstaltungskalender, der unter www.wiesbaden- kunstsommer.de abrufbar ist. aro

Anlässlich des 60-jährigen Bestehens der Kunstströmung wurden 2022 bereits bei diversen Veranstaltungen weibliche Fluxus-Positionen präsentiert, die in den 1960er und 1970er Jahren wesentlich zur Entstehung und Entfaltung der Kunstrichtung beigetragen haben. Der diesjährige Kunstsommer untersuche, inwiefern weibliche Rollenzuschreibungen den Alltag und die Gesellschaft prägten, kündigte Projektmanagerin Jana Dennhard an. Das Programm biete klassische Ausstellungsformate, Performances, Happenings, künstlerische Interventionen und interaktive Installationen. Tänzerische Stadtrundgänge des interdisziplinären Projekts „Startbahn Fluxus“ soll es geben, in dem das Hessische Staatsballett, die Hochschule Rhein-Main und die Akademie für Mode und Design zusammenarbeiten.

Das Projekt Box Club des Frankfurter Kollektivs „red park“ wird im Gespräch mit Wiesbadener Bürger:innen eine Soundcollage erstellen. Jugendliche ab zwölf Jahren können selbst künstlerisch aktiv werden und Graffitis auf großen Würfeln gestalten.

Das Budget für den Kunstsommer 2023 liegt bei 460 000 Euro. Der Kulturfonds Frankfurt/Rhein-Main fördert das Wiesbadener Festival finanziell.

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