Wiesbaden: Kunstprojekt am Forsthaus

Skulpturen, Installationen und Bilder entstehen zurzeit im Wald bei Dotzheim. Sie sollen Leichtigkeit in die Natur bringen, aber auch aufrütteln.
Eine große gelbe Fliege sitzt auf einem Ast, ein paar Meter weiter windet sich ein grünes Tier aus einem Baumstumpf. Neun überlebensgroße Holzinsekten habe sie im Wald versteckt, berichtet Künstlerin Usch Quednau. Entstanden sind sie in ihrem Atelier im rheinland-pfälzischen Köngernheim. Zuvor hat Quednau Material dafür in der Natur gesammelt. Auch eine blau-rote an einen Hirschkäfer erinnernde Holzkreatur ist auf diese Weise entstanden.
Usch Quednau ist eine von 16 Kunstschaffenden, die seit Mitte April beim Kunstprojekt am Forsthaus Kohlheck im Stadtteil Dotzheim mitmachen. Die Aktion ist Teil der Veranstaltungsreihe „Mensch-Natur-Kultur“. Wie in den vergangenen Jahren gehe es darum, durch Kunst den Blick auf das Stadtgrün zu lenken, erläutert der Künstler Andreas Koridass. Er organisiert das Projekt zusammen mit der früheren Leiterin der Fasanerie, Ute Kilian, die auch als Künstlerin arbeitet. Im Team ist außerdem die für den Wiesbadener Stadtwald verantwortliche Abteilungsleiterin im Grünflächenamt, Sabine Rippelbeck.
„Wir wollen die Bevölkerung mit der Aktion für die Themen Naturschutz und Nachhaltigkeit sensibilisieren, auf die Klimakrise aufmerksam machen und auf die Bedeutung der Artenvielfalt“, erläuterte Umweltstadträtin Christiane Hinninger (Grüne) bei einem Rundgang zu den Skulpturen, Installationen und Bildern, an denen die Künstler:innen bis Ende April arbeiten werden. Mit einer Größe von 4300 Hektar nehme der Stadtwald ein Viertel der Fläche Wiesbadens ein. Als einer der ersten Wälder in Hessen habe er die FSC-Zertifizierung erhalten, werde naturnah bewirtschaftet und diene vor allem der Erholung, sagte Hinninger.
Das Projekt
Bis 30. April, arbeiten die Künstlerinnen und Künstler im Wiesbadener Stadtwald.
Der Rundgang zu den Installationen, Skulpturen und Bildern hat seinen Ausgangs- und Endpunkt am Forsthaus Langendellschlag 100.
In einer Ausstellung sind die Kunstwerke auch nach der aktiven Phase des Projekts im Wald zu sehen sein.
Weitere Infos unter www.mnk.de.
Die Künstler:innen, die beim Projekt mitmachen, haben sich vor Ort für ihre Arbeiten inspirieren lassen. Ihr gehe es um die kleinen Tiere im Wald, die wichtig seien für das Ökosystem, erläuterte Usch Quednau. „Jeder kann einen Beitrag leisten, um mehr Lebensräume für Insekten zu schaffen.“
Künstler Hans-Jürgen Fulland hat aus Draht und Gips geformte und bemalte Skulpturen am Wegesrand aufgestellt. Er nennt sie „Baumwesen“, weil die Idee zu ihrer Gestaltung reifte, als er sich in den Anblick der Bäume vertiefte. Bilder von Tieren und Pflanzen, die sie in ihrem Atelier gemalt hat, hat Julia Bellot an Baumstämmen befestigt. „Ich will sehen, ob sie in ihrer Farbigkeit der Natur standhalten“, sagt die Künstlerin. Als „Lichtwesen“ schweben bunte Objekte aus Ästen, Draht und bemaltem Papier über den Köpfen der Besuchergruppe. Die Installation stammt von Ute Kilian, Euphrosina Stratenwerth und Karin Tettenborn und soll Leichtigkeit, Freude und Zuversicht in den Wald bringen.
Aufrütteln will hingegen die Arbeit von Rolf Toyka. Eine umgestürzte Eiche liegt am Wegesrand, die Wurzeln, die aus dem Erdreich gerissen wurden, hat der Künstler feuerrot angemalt. In den nächsten Tagen soll der Stamm auf der Wiese vor dem Forsthaus aufgestellt werden und zwar so, dass seine Wurzeln in den Himmel ragen. „Baum steht Kopf“ ist der Titel der Installation, die dauerhaft dort stehen soll.