Wiesbaden: Fassadenschmuck aus der Fabrik

Terracotten aus der Fabrik von Johann Jacob Höppli sind als Schmuckelemente an Tausenden Wiesbadener Fassaden zu finden. Das Stadtmuseum am Markt will jetzt weiter am baukeramischen Nachlass des Schweizers forschen.
Bonifatiuskirche, Casino-Gesellschaft, Marktkirche oder Villa Clementine – es gibt eine Vielzahl an bekannten Wiesbadener Bauwerken, deren Fassaden die Terrakotten von Johann Jacob Höppli schmücken. Auch Tausende Villen und Stadthäuser hat der Schweizer, der Mitte der 1840er Jahre nach Wiesbaden kam, mit Baukeramiken ausgestattet. Hergestellt wurden sie in seiner „Thonwaaren und Fayencen-Fabrik“ in der Wörthstraße, die heute als Höppli-Haus bekannt ist.
Viele der seriell hergestellten Baukeramiken Höpplis wurden nie an Gebäuden angebracht. Nach Auflösung der Werkstätten im Jahr 1979 bewahrte sie das Landesamt für Denkmalpflege über Jahrzehnte im Tiefkeller des Biebricher Schlosses auf, eher sie vor kurzem an die Stadt zurückgegeben wurden. Sie sollen in den Bestand des Stadtmuseums am Markt SAM integriert werden. Als historisches Museum habe das SAM den Auftrag, Kultur- und Alltagsgeschichte der Stadt Wiesbaden, Nassaus sowie der Rhein-Main-Region im regionalen, überregionalen und europäischen Zusammenhang zu erschließen, sagt Direktorin Sabine Philipp. „Der baukeramische Nachlass Höpplis ist daher genau richtig bei uns aufgehoben.“
Es bestehe noch viel Forschungsbedarf zu Höppli und seiner Manufaktur. Der Vergleich der nun vereinten originalen Terrakotten mit erhaltenen Musterbüchern, die Frage nach Vorbildern, ein systematisches Werkverzeichnis mit Recherchen zu Aufträgen und Werken Höpplis auch außerhalb Wiesbadens, sowie weitere Untersuchungen und Auswertungen zu Materialien und Fertigungstechniken seien die Basis für eine fundierte Einordnung seiner künstlerischen, handwerklichen wie unternehmerischen Leistung für Wiesbaden und die Region.
Weil Baukeramiken in Höpplis Werkstatt erstmals seriell hergestellt werden konnten, war es möglich, beliebig viele Bauteile zu wesentlich günstigeren Preisen zu produzieren. „Dieser Umstand hat ganz entscheidend zu dem Bauboom ab der Mitte des 19. Jahrhunderts beigetragen“, weiß der Präsident des Landesamtes für Denkmalpflege Hessen, Markus Harzenetter. „Ohne die Ornamentik und den Dekor an stadtbildprägenden Villen, Kirchen und Museen wäre das Erscheinungsbild Wiesbadens heute ein anderes.“ Aber auch Friedhöfe, Garten- und Parkanlagen seien bis heute durch Skulpturen aus der Werkstatt Höpplis geprägt.
Johann Jacob Höppli
Johann Jacob Höppli war im 19. Jahrhundert einer der bedeutendsten Tonwarenfabrikanten in Wiesbaden.
Er stammte aus dem Schweizer Kanton Thurgau. In seiner Heimat hatte er eine Ausbildung zum Modelleur und Bildhauer gemacht.
Nach sechs Jahren der Wanderschaft wurde er 1847 in Wiesbaden sesshaft und gründete eine eigene Fabrik. aro
Ehe die Arbeiten Höpplis an das Wiesbadener Stadtmuseum übergeben wurden, hatte das Landesamt für Denkmalpflege eine restauratorische Voruntersuchung in Auftrag gegeben. Die Keramikbauteile wurden systematisch erfasst und katalogisiert. Wichtige Erkenntnisse zu ihrer Herstellung, Bearbeitung und ihrer ursprünglichen Farbigkeit konnten auf diese Weise gewonnen werden.
Eine städtische Werkschau mit Objekten von Johann Jacob Höppli gab es bereits 2008. 2022 wurde am Tag des offenen Denkmals eine Auswahl seiner Bauplastiken in der Krypta der Marktkirche in Wiesbaden ausgestellt. Der gemeinnützige Förderverein Deutsches Forschungszentrum Historismus setzt sich seit 2018 für die Bergung, Aufarbeitung und Zusammenführung der Baukeramiken von Höppli ein. In diesem Zusammenhang bittet Museumsdirektorin Sabine Philipp Privatpersonen, die möglicherweise noch über Bauplastiken verfügen oder bisher noch unbekannte Ornamente und Skulpturen von Höppli kennen, um Hinweise.
Informationen per Mail an v.klewitz@stadtmuseum-wiesbaden.de, info@stadtmuseum-wiesbaden.de, Telefon 0611/447 500 60.