Wiesbaden debattiert über eine Anschubbahn für den Bob-Sport

Nach dem Sieg der Wiesbadenerin Kim Kalicki möchte die CDU bessere Trainingsbedingungen schaffen. Aber es gibt Hindernisse. Der Verein ist auch nicht ganz überzeugt.
Der Erfolg der Wiesbadener Bob-Sportlerin Kim Kalicki, die auf der Bob-Weltmeisterschaft in Sankt Moritz eine Goldmedaille im Zweier-Bob holte, beflügelt die Wünsche einiger Personen in der Politik. Die CDU möchte in der Landeshauptstadt bessere Trainingsmöglichkeiten für den Bob-Sport schaffen und fordert die Stadt zum Bau einer Anschubstrecke auf. In einer solchen Anschubstrecke wird das Anschieben des Bob-Schlittens „als Trockenübung“ trainiert - ohne Eis und Schnee.
Wünschenswert wäre, dass die Karriere von Kalicki weiter so erfolgreich verlaufe, und dass weitere Talente aus der Region ihr nacheifern könnten, schreibt Rainer Pfeifer, sportpolitischer Sprecher der CDU-Rathausfraktion.
Training in Thüringen
Doch dazu fehle die Infrastruktur. Kim Kalicki trainiere etwa in der Anschubanlage Oberhof in Thüringen, wofür sie stundenlange Fahrten in Kauf nehmen müsse, teilt ein Sprecher von Kalickis Verein TuS Eintracht Wiesbaden 1846 auf Anfrage mit. Die nächstgelegene Anschubstrecke samt Eiskanal befindet sich in Winterberg im Sauerland. Die CDU hatte bereits in den vergangenen Jahren eine Anschubstrecke in Wiesbaden beantragt. Diese wäre an verschiedenen Stellen in Wiesbaden gut umsetzbar, behauptet sie. Doch die Chancen auf Umsetzung stehen eher schlecht.
Mitglieder des Wiesbadener Bob-Stützpunkts wechseln nach Frankfurt
Peter Gresch möchte die Frage, ob die Bob-Abteilung seines Vereins eine Anschubbahn brauche, weder mit Ja noch mit Nein beantworten. „Etwas Vernünftiges wäre eine gute Sache“, räumt der Vorsitzende der TuS Eintracht Wiesbaden 1846 ein, um dann einzuschränken: „Aber ich sage nicht, dass wir das unbedingt machen müssen.“ Denn der Bob-Stützpunkt der Wiesbadener Eintracht hat sich beträchtlich verkleinert. Elf Athleten und Athletinnen wechselten am 1. März 2022 von Wiesbaden zur Frankfurter Eintracht. Auf dem Bundesstützpunkt der Leichtathletik in der Hahnstraße in Frankfurt-Niederrad finden die Bob-Sportler und Sportlerinnen bessere Trainingsmöglichkeiten vor. Die Frankfurter Eintracht plant sogar dort eine Anschubstrecke zu bauen, die noch in diesem Jahr fertig werden soll. Kim Kalicki bekannte sich jedoch damals trotz fehlender Anschubbahn zur Eintracht Wiesbaden, wo sie seit 2015 aktiv ist.
Keine geeigneten Flächen
Oberbürgermeister Gert-Uwe Mende (SPD) möchte sich nicht Untätigkeit nachsagen lassen. Wie von der CDU vor einem Jahr beantragt, habe die Stadt den Kauf einer Fläche am Freizeitgelände am Igstadter Pfad in Wiesbaden-Nordenstadt geprüft, teilt ein Sprecher auf FR-Anfrage mit. Der größte Teil davon, 88 Prozent, gehöre einem Eigentümer, der nicht verkaufen wolle. Die restliche Fläche reiche nicht für eine Anschubbahn aus. „Es mangelt an geeigneten Flächen“, so der Sprecher.
Bessere Hallenzeiten
Vereinsvorsitzender Gresch räumt ein, dass sich das Sprint- und Leichtathletiktraining, das die Bob-Sportler- und-Sportlerinnen absolvieren müssen, auch mit besseren Hallenzeiten verbessern lasse. Dies soll nach Angaben der Stadt vom November 2022 zum Beispiel in der neu zu bauenden Sporthalle für das Berufsschulzentrum, eine Dreifeld-Sporthalle, in der Wettiner Straße möglich sein. Schon die abgerissene Halle wurde von den Landesstützpunkten des Hessischen Leichtathletik-Verbands und des Hessischen Bob- und Schlittensport-Verbands genutzt. Das Beste wäre, so sagt es der Sprecher der Wiesbadener Eintracht, sich in Ruhe zusammenzusetzen und über verbesserte Bedingungen nachzudenken.