Waldarbeit mit Pferden

Das Interesse am Zugpferdfestival im Park von Schloss Freudenberg ist groß. Das Erfahrungsfeld praktiziert das Holzrücken schon seit Jahren.
Auf der kleinen Waldlichtung im Park von Schloss Freudenberg warten die Rückepferde Lena und Burgel auf das Kommando von Hubertus Assmann. Er schlingt eine Kette um einen dickes, vier Meter langes Stück Stamm einer gefällten Esskastanie. Das andere Ende der Kette hakt er an der Spielwaage des Arbeitsgeschirr ein und nimmt die Leinen in die Hand. „Hüh“, befiehlt er und die Pferde laufen los. Doch der Stamm verhakt sich. Auf der Unterseite des Stamms sind noch Äste dran und müssen abgesägt werden. Die Motorsäge heult auf. Die beiden Kaltblüter stört der Lärm unmittelbar hinter ihnen nicht, sie grasen ein paar frische Blätter ab. Dann ist es soweit: Assmann lenkt die Pferde, in raschem Tempo ziehen sie den etwa 500 Kilo schweren Stamm aus dem Wald.
„Wir mussten notgedrungen 28 Bäume aus Sicherheitsgründen fällen“, erläutert Bernhard Stichlmair. „Wir sind ein Freizeitpark, diese absterbenden Esskastanien standen zu nah am Barfußpfad.“ Stichlmair leitet im Schloss Freudenberg das Erfahrungsfeld Landschaft und führt beim Zugpferdfestival am Samstag die Gäste. Sechs Pferde aus Hessen, Rheinland-Pfalz und Nordfrankreich zeigen, wie umweltfreundliche, bodenschonende Waldarbeit funktioniert. Das Holzrücken mit Pferd wird im Park von Schloss Freudenberg seit Jahren praktiziert. Die Idee stammte von Marieke Denaes, die dort 2010 ein deutsch-französisches freiwilliges ökologisches Jahr absolvierte und deren Vater ein Zugpferd besitzt.
Hubertus Assmann holt nun mit Lena und Burgel einen leichteren Stamm aus dem Wald. Anschließend legt er den Stuten Decken über: Mittagspause. Am Tag futtern die beiden Pfalzer-Ardenner sechs bis sieben Kilo Heu und ein bis zwei Kilo Hafer, verteilt auf drei bis vier Mahlzeiten, erläutert der Wormser Landwirt.
Zuschauen
Das Rückepferd Elite arbeitet noch bis Donnerstag, 9. März, im Freudenberger Schlosspark, Freudenbergstraße 224-226.
Die Eintrittspreise sind gestaffelt, die Tickets kosten zwischen 6 und 17 Euro.
Öffentliche Führungen sind am Samstagund Sonntag, 4. und 5. März von 11 bis 18 Uhr. miu
Weitere Informationen unter:
www.schlossfreudenberg.de miu
Der Forstwirt Thilo Rinn aus dem mittelhessischen Gladenbach und sein Wallach Onyx, ein schlesischer Noriker, machen sich für den nächsten Einsatz bereit. Der Beisitzer im Landesverband Hessen der Interessengemeinschaft Zugpferde (IGZ) ist einer der wenigen hauptberuflichen Pferdeholzrücker hierzulande. „Die Pferde müssen eigentlich dreimal in der Woche arbeiten, damit sie im Training bleiben“, erläutert Rinn. Sonst bauen sie Muskeln ab und haben danach erst einmal zwei Wochen keine Kondition mehr. Zwar könne ein Zugpferd bis zu 650 Kilo ziehen, jedoch nicht den ganzen Tag, da liege der Durchschnitt bei 200 bis 300 Kilo. Ein volltrainiertes Rückepferd arbeite sechs bis sieben Stunden, brauche aber nach drei Stunden eine Pause.
Ob die Arbeit mit den Zugpferden Tierquälerei sei wie im Internet behauptet, will eine Besucherin wissen. „Man kann kein Pony vor so einen Baumstamm stellen“, antwortet der Butzbacher. Es handele sich aber um trainierte Arbeitspferde und die dürften auch einmal schwitzen. „Wir reden hier von 800 Kilo Pferd“, sagt Zecher. Die Holzrücker schätzten die Baumstämme ein, ob es gehe oder nicht. „Niemand will, dass sein Pferd Schaden nimmt.“ Das Rückepferd Elite wird noch anderthalb Wochen im Schlosspark arbeiten. Anschließend kommt ein mobiles Sägewerk, um die Baumstämme zu Brettern zu sägen. „Wir wollen möglichst im eigenen Kreislauf wirtschaften“, sagt Stichlmair.