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Vertraut mit Steuer und Strom

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Ist der Job des Fahrers interessant? Test am Girls Day.
Ist der Job des Fahrers interessant? Test am Girls Day. © Michael Schick

Beim Girls Day im Hessischen Landtag schauen sich die Teilnehmerinnen den Fuhrpark an, den die Landtagsabgeordneten nutzen dürfen. Den Beruf des Politikers finden sie interessanter als den des Fahrers. Beide Tätigkeiten sind aber nicht familienfreundlich.

Von Jana Kinne

Thalia (12) sitzt gerne am Steuer. Vor allem, wenn es so ein schickes Gefährt ist wie der schwarze Audi A8, mit dem sonst Willi van Oyen, Fraktionsvorsitzender der Linkspartei im Hessischen Landtag, durch die Gegend kutschiert wird. Fahren darf Thalia das Auto natürlich nicht, aber das Navi anschauen, Hupen und Fragen stellen zum Beruf des Fahrers. Denn Fahrer ist einer der „klassischen Männerberufe“, die die Kanzlei des Hessischen Landtags beim Girls Day 16 Teilnehmerinnen präsentiert.

Warum Fahrersein ein klassischer Männerberuf ist, erklärt Michael Pretzel, der den Audi A8 gewöhnlich fährt: „Die Arbeitszeiten sind schlecht mit dem Familienleben zu vereinbaren“, sagt der Fahrer. Dass Frauen schlechter Auto fahren können als Männer, glaubt er nicht. Die Mädchen zwischen 11 und 15, die beim Girls Day des Hessischen Landtags dabei sind, übrigens auch nicht. „Das ist Quatsch“, sagt Thalia.

Nur wenig Frauen im Landtag

Überhaupt finden Hannah (14) und Leonie (13) es eher cool, den Platz rechts hinten in der Limousine einzunehmen, dort sitzen die Politiker, die die zehn Autos aus dem Fuhrpark des Landtags nutzen dürfen.

„Ich könnte mir schon vorstellen Politikerin zu werden“, sagt Leonie, der Fahrerberuf interessiere sie dagegen weniger. So findet sie auch die Plenarsitzung interessanter, bei der zu Beginn des Girls Days die Mädchen im Landtag zuschauen durften.

Doch auch Politiker ist, schaut man sich die Zusammensetzung des hessischen Landtags an, immer noch ein Männerberuf. Nur 27 Prozent der Abgeordneten sind Frauen. Besonders die FDP hängt in Sachen Frauenquote hinterher. Gerade mal eine der 20 liberalen Abgeordneten ist weiblich.

Dass die männlichen Machtpositionen beim Mädchentag des Landtags weitgehend ausgespart bleiben, erklärt Brigitte Grimm, die den Girls Day für die Kanzlei organisiert: „Die Fraktionen bieten einen Einblick in die politische Arbeit an“, sagt sie. Die Kanzlei sei dagegen der Dienstleister des Landtags. „Wir wollen die Berufe, die es innerhalb der Kanzlei gibt, vorstellen“, sagt die Pressesprecherin.

Vorzimmer bleibt Frauendomäne

So steht für die Mädchen nach dem Fuhrpark und einer Führung durch das Landtagsgebäude eine Präsentation der Elektrotechnik des Hauses auf dem Programm. „Das sind die Berufe, in denen Frauen im Landtag unterrepräsentiert sind“, erklärt Grimm. In der Personalverwaltung, bei den Stenografen oder im Gebäudemanagement sei das Verhältnis dagegen ausgeglichen.

Doch genauso gibt es auch Berufe, bei denen Männer immer noch unterrepräsentiert sind. „Die Reinigungskräfte sind alle weiblich“, berichtet Grimm. Auch das Vorzimmer sei weiterhin eine Frauendomäne. Für den Boys Day, den die Kanzelei im nächsten Jahr vermutlich auch anbieten wolle, werde sie die Jungs zu diesen Berufen schicken, verspricht Grimm.

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