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Ein Team kämpft um den Ruf

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Von: Ute Fiedler

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In den Kulturpark soll neues Leben einziehen.
In den Kulturpark soll neues Leben einziehen. © Rolf Oeser

Städtische Helfer wollen Besucher an den Schlachthof zurückholen. Das Ziel: Es soll wieder gefeiert werden – draußen, und zwar friedlich.

"Seid ihr Sozialarbeiter?“ Wie oft das Team von Kultur im Park um Koordinator Dietmar Krah diese Frage schon gehört hat, wissen die Mitarbeiter nicht. Aber jedes Mal, wenn sie gefragt werden, winken sie ab. „Ich bin noch in der Ausbildung, und Bartholomäus ist Sozialpädagoge“, sagt Nora Weissmann und grinst.

Seit Beginn der Osterferien kümmert sich das fünfköpfige Team um die Wiederbelebung des Areals rund um den Schlachthof. Die Mitarbeiter kämpfen gegen den schlechten Ruf, der dem Park seit dem gewaltsamen Tod eines 18-Jährigen im November 2010 vorauseilt. Viele Gäste blieben in der Folgezeit weg, einige aus Angst, andere, weil sie keine Lust auf zu viel Polizeikontrolle hatten, wieder andere, weil die Eltern nicht wollten, dass ihre Sprösslinge zum Feiern zum Schlachthof gehen.

Jammerschade fanden das nicht nur die Teams von Schlachthof, Skate-Colosseum, Murnaustiftung und Kreativfabrik, sondern auch die Mitarbeiter der Stadt. Unter der Federführung von Dietmar Krah vom Amt für Soziale Arbeit und mit Unterstützung von Stadtjugendring und Suchthilfezentrum wurde vor knapp drei Monaten das Projekt „Kultur im Park“ gestartet. Das Ziel: Es soll wieder gefeiert werden – draußen, und zwar friedlich.

Damit das klappt, sind die Mitarbeiter von Kultur im Park mittwochs bis sonntags vor Ort. Und in den Ferien sogar jeden Tag. Eine orangefarbene Flagge neben dem Wohnwagen auf dem Areal zeigt, wenn jemand vom Team anwesend ist. Dann weiß auch die Polizei Bescheid und muss nicht ständig präsent sein.

Während die Kultur-im-Parkler anfangs noch dachten, sie müssten durch besonders viele Events die Wiederbelebung des Areals vorantreiben, besinnen sie sich jetzt auf die Basics, wie Nora sagt. „Wir haben das Grillverbot aufgehoben, stellen Tische und Stühle bereit, geben Sonnencreme, Pflaster, Sportgeräte aus.“

Die Gäste sollen merken, dass jemand vor Ort ist, der sie unterstützt, der sie aber keinesfalls kontrollieren will, fügt Krah hinzu. Nur dann, wenn es zu Alkohol-Exzessen kommt oder wenn andere Drogen im Spiel sind, wird eingegriffen.

Ob das neue Konzept schon Früchte trägt, wissen die Verantwortlichen noch nicht. „Dazu läuft es noch nicht lange genug. Eine erste Bilanz werden wir erst nach einigen Monaten ziehen können“, sagt Krah. Noch hat sich nicht alles so eingependelt, wie es sollte, sagt er selbstkritisch. Und manchmal müsse man auch Rückschläge hinnehmen, zum Beispiel dann, als vor Kurzem ein Tipi niederbrannte, weil falsch mit der Feuerstelle umgegangen wurde.

Doch etwas hat sich bereits geändert: Krah und sein Team verstehen sich mittlerweile nicht mehr nur als Macher, sondern vielmehr als „Ermöglicher“. Immer wieder kommen Gäste mit Ideen zu den Fünfen. „Wir schauen dann, welche umgesetzt werden können.“ So werden in ein paar Wochen neue Skate-Elemente am Weg in Richtung Mahnmal aufgestellt – Resultat einer Anfrage von Tim Luft, der ganz begeistert ist, dass alles so schnell ging.

Und auch am Wochenende wird im Kulturpark viel los sein, und das nur, weil zwei 19-Jährige angefragt hatten, ob sie nicht ein Fest mit DJs auf die Beine stellen könnten.

„Mongol Basar „ heißt das Motto des kleinen Festivals. Neben viel Musik gibt es unter anderem einen Nachtflohmarkt, einen Jugendzirkus und ein Grill-Event mit Hans.

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