Streit im Staatstheater Wiesbaden: Chefdirigent geht vorzeitig
Generalmusikdirektor Patrick Lange führt Differenzen mit Intendant Uwe Eric Laufenberg an. Der hatte Anfang der Woche angekündigt, seinen Vertrag nicht verlängern zu wollen.
Im Hessischen Staatstheater Wiesbaden rumort es: Generalmusikdirektor Patrick Lange verlässt das Haus auf eigenen Wunsch vorzeitig. Das hat die hessische Kunstministerin Angela Dorn (Grüne) am Mittwoch mitgeteilt. Langes Vertrag würde regulär im Sommer 2023 enden. Wegen künstlerischer Differenzen mit dem Intendanten habe er jedoch um eine Auflösung gebeten. „Das Land Hessen und die Stadt Wiesbaden werden diesem Wunsch nachkommen, auch wenn sie diesen Schritt außerordentlich bedauern. Eine entsprechende Vereinbarung wird derzeit verhandelt“, teilte das Ministerium mit. Das Staatstheater wird von Land und Stadt getragen.
Erst Anfang der Woche hatte Intendant Uwe Eric Laufenberg in einem offenen Brief an die Kunstministerin mitgeteilt, er werde seinen bis zum Ende der Spielzeit 2023/24 laufenden Vertrag nicht verlängern. Als Grund hatte er angeführt, dass es noch immer keine Gespräche über eine Verlängerung seiner Intendanz gegeben habe. „Ihr lautes Schweigen kann ich mir nur so erklären, dass Sie nicht reden wollen“, schrieb er.
In den vergangenen Monaten waren Unstimmigkeiten zwischen dem Intendanten und dem Staatsorchester publik geworden. Unter anderem hatte sich Generalmusikdirektor Lange für eine an die Pandemie angepasste Planung ausgesprochen. Anders als nach Laufenbergs Ankündigung, auf die Dorn mit kühlen Worten und die Stadt gar nicht reagiert hatte, äußerten am Mittwoch beide ihr Bedauern über Langes Schritt. „Es ist sehr schade, dass er sich entschieden hat, uns zu verlassen. Wir hätten gerne weiter mit ihm zusammengearbeitet“, sagte Dorn.
Wiesbadens Kulturdezernent Axel Imholz (SPD) ergänzte: „Patrick Lange hat mit seiner musikalischen Arbeit und seinen künstlerischen Ideen zahlreiche Impulse im Konzert- und Kulturleben unserer Stadt gesetzt.“ Lange, Jahrgang 1981, ist seit der Spielzeit 2017/2018 Generalmusikdirektor des Hessischen Staatstheaters Wiesbaden. Zuvor war er Operndirigent in Zürich und Luzern, bevor er 2007 an die Komische Oper Berlin ging. Weitere Engagements führten ihn an die Staatsopern in Wien, München, Stuttgart und Hamburg, die Semperoper Dresden, den Londoner Covent Garden, die Opéra national de Paris und die Oper Frankfurt.