Oskar Zwintscher im Museum Wiesbaden

Gemeinsam mit den staatlichen Kunstsammlungen Dresden hat das Museum Wiesbaden den Jugendstilkünstler Oskar Zwintscher neu entdeckt. Kustos Peter Forster stellt in der Ausstellung „Weltflucht und Moderne“ auch Bezüge zu eigenen Sammlungen des hessischen Landesmuseums her.
Die Ausstellung „Weltflucht und Moderne“, die am morgigen Freitag im Museum Wiesbaden eröffnet wird, ist das Ergebnis neuester Forschungsarbeiten der staatlichen Kunstsammlungen in Dresden zu Oskar Zwintscher. Der sächsische Maler und Zeichner gilt als eine der großen künstlerischen Wiederentdeckungen der letzten Zeit. Am Albertinum in Dresden war die Schau mit Gemälden, Zeichnungen und Karikaturen Zwintschers bereits zu sehen. Nun werden 80 Arbeiten seines facettenreichen Werkes, dessen Bogen sich vom Jugendstil über den Symbolismus bis zum Vorgriff auf die Neue Sachlichkeit spannt, in der hessischen Landeshauptstadt gezeigt.
Kustos Peter Forster hat für die Schau im Museum an der Friedrich-Ebert-Allee einen eigenen kuratorischen Ansatz gefunden. Er stellt Bezüge zu den Sammlungen des Hauses her, darunter zur Sammlung Alter Meister und zur Privatsammlung des Jugendstils und Symbolismus von Ferdinand Wolfgang Neess, die dieser 2019 dem Museum schenkte und in der sich zwei Porträts von Oskar Zwintscher befinden.
Bereits 1909 hatte das Museum anlässlich einer Ausstellungstournee Zwintschers in Wiesbaden dessen Porträt von Ferdinand Gregori, Hofschauspieler am Wiener Burgtheater, erworben. Das Bild war in Vergessenheit geraten. „In seiner ganzen inhaltlichen Tiefe und malerischen Qualität hat es sich jetzt wie eine Neuerwerbung angefühlt“, berichtete Peter Forster.
Oskar Zwintscher, 1870 in Leipzig geboren, studierte Kunstgewerbe in Leipzig und Malerei an der Kunstakademie in Dresden. Kühle und strenge Porträts, in denen der Künstler Gesicht und Augen betont, wurden zum Kern seines Schaffens. Private Bildnisse sind ebenso darunter wie repräsentative Gemälde für großbürgerliche Salons. Häufig sind seine Modelle in Naturdarstellungen eingebettet. In Zwintschers Frühwerk findet man impressionistisch aufgelöste Landschaftsszenen, später betont er Flächen und klare Linien.
Ausstellung
Eröffnet wird die Ausstellung „Weltflucht und Moderne – Oskar Zwintscher in der Kunst um 1900“ im Museum Wiesbaden am 3. März. Sie läuft bis 23. Juli.
Förderer sind die Hessische Kulturstiftung und der Verein Freunde des Museums Wiesbaden. aro
Weitere Informationen unter www.museum-wiesbaden.de
Oskar Zwintscher pflegte Kontakte zu Reformbewegungen wie der Künstlerkolonie Worpswede, der Berliner Bohème oder der Münchner Sezession. 1904 bekam er eine Professur an der Dresdner Kunstakademie. Renommierte Museen erwarben seine Arbeiten. Er erfuhr aber auch heftige Ablehnung. 1916 starb er im Alter von nur 46 Jahren in Loschwitz.
Die aktuelle Ausstellung im Museum Wiesbaden zeigt Skulptur, Keramik, Plakatkunst, Zeichnungen und Gemälde von Oskar Zwintscher. Im Mittelpunkt stehen seine symbolistischen Porträtarbeiten, außerdem Landschaftsdarstellungen in der Manier des Jugendstils.
Ein eigener Raum des Rundgangs ist den Porträts gewidmet, die der Künstler von seiner Frau Adele gemalt hat. Zu sehen sind außerdem die Stollwerck-Sammelbilder, für deren Gestaltung Oskar Zwintscher von der Schokoladenwarenfabrik 1898 ausgezeichnet wurde, sowie das bekannte „Bildnis einer Dame mit Zigarette“ aus dem Dresdner Sammlungsbestand.