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Neue Namen am Mahnmal in Wiesbaden

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Von: Torsten Weigelt

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Eine Gedenkstätte erinnert an die Wiesbadener Jüdinnen und Juden, die im Holocaust ermordet wurden.
Eine Gedenkstätte erinnert an die Wiesbadener Jüdinnen und Juden, die im Holocaust ermordet wurden. © Rolf Oeser

Stadtarchiv und Museum recherchieren Daten für jüdische Gedenkstätte am Michelsberg.

Alice Archenhold, geborene Markus, kam am 27. August 1874 in Wiesbaden auf die Welt. Um 1900 zog sie nach Berlin und heiratete dort den Astronomen Friedrich Archenhold. Das Paar bekam fünf Kinder. Zusammen mit ihrer Tochter Hilde wurde Alice Archenhold am 2. September 1942 in das Ghetto Theresienstadt deportiert, wo sie nur wenige Monate später starb. Auch ihre Tochter überlebte Theresienstadt nicht.

Ein Gedenkstein mit dem Namen Alice Archenholds ist nun neu in das Namensband der Gedenkstätte für die ermordeten Wiesbadener Juden am Michelsberg eingefügt worden. 41 weitere Steine für jüdische Opfer des NS-Regimes, deren Namen bislang unbekannt waren, sollen in diesem Jahr noch folgen. „42 erforschte Namen heißt für uns 42 weitere ermordete Gemeindemitglieder. Mit der Nennung ihrer Namen können wir ihrer nun ganz persönlich gedenken“, betont Jacob Gutmark, Mitglied des Vorstandes der Jüdischen Gemeinde Wiesbaden.

Die Gedenkstätte für die ermordeten Wiesbadener Jüdinnen und Juden wurde am 27. Januar 2011 eröffnet. Zentrales Element ist das Namensband, das bisher bereits 1507 Namensteine umfasste. „In der jüdischen Tradition ist die Nennung des Namens zentraler Bestandteil der Erinnerung“, erläutert Jacob Gutmark. „Dieses Element nimmt die Gedenkstätte auf und stellt es mit dem Namensband in den Mittelpunkt des Gedenkens.“ Die in den Konzentrations- und Vernichtungslagern ermordeten Jüdinnen und Juden hätten keine Grabsteine erhalten. So wollten die Nazis nicht nur die Menschen, sondern auch jegliche Erinnerung an sie tilgen. „Das Gedenken an die unvergleichlichen deutschen Verbrechen und deren Opfer darf nicht enden“, betont hingegen Wiesbadens Oberbürgermeister Gert-Uwe Mende (SPD).

Beim Einsetzen der neuen Namensteine sollen deshalb auch Steine am schon bestehenden Namensband erneuert werden. Für 18 Personen konnten bisher fehlende biografische Angaben ermittelt werden. Diese werden nun nachgetragen. Die Gedenksteine enthalten neben den Namen auch, sofern feststellbar, Geburts- und Sterbedaten sowie Geburts- und Sterbeorte der in der Shoah ermordeten Wiesbadener Jüdinnen und Juden.

Recherchiert hat die Daten das Stadtarchiv in Kooperation mit dem Aktiven Museum Spiegelgasse für Deutsch-Jüdische Geschichte. Ergänzt werden die Angaben des Namensbandes durch „Erinnerungsblätter“, die das Aktive Museum erarbeitet. Sie erzählen persönliche Geschichten und Schicksale.

Die Gedenkstätte für die ermordeten Wiesbadener Juden befindet sich am ehemaligen Standort der alten Wiesbadener Synagoge. Darüber informiert eine Tafel mit Touchscreen in deutscher und englischer Sprache. Diese können auch an einer Audiostation auf Knopfdruck abgerufen werden.

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