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Nach Bootsbrand steht Vater vor Gericht

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Von: Andrea Rost

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Eine Siebenjährige ist vor einem Jahr beim Brand eiens Hausbootes im Schiersteiner Hafen gestorben. Jetzt muss sich der Vater des Mädchens wegen fahrlässiger Tötung und schwerer Brandstiftung vor Gericht verantworten.

Ein sieben Jahre altes Mädchen ist am 6. März 2022 beim Brand auf einem Hausboot im Schiersteiner Hafen ums Leben gekommen. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Vater des Kindes schwere Brandstiftung und fahrlässige Tötung vor. Am gestrigen Montag war Prozessauftakt vor dem Amtsgericht Wiesbaden.

Es sei auch für sie „ein besonderes Verfahren“, sagte Richterin Julia Denne. Falls er eine Pause brauche, solle er Bescheid sagen, bot sie dem Angeklagten an. Der 40-Jährige wirkte sichtlich mitgenommen, brach immer in Tränen aus, schlug die Hände vors Gesicht. „Würden Sie sagen, Sie haben einen Fehler gemacht?“, fragte die Richterin. „Natürlich“, antwortete der Vater, der sich nach dem dramatischen Unfall, bei dem seine Tochter im Feuer starb, noch keine therapeutische Hilfe geholt hat. „Die Angst vor der Aufarbeitung hält ihn davon ab“, sagte sein Pflichtverteidiger.

Was sich an jenem Sonntagmorgen im Schiersteiner Hafen ereignete, liest sich in der Anklageschrift der Staatsanwaltschaft so: Der Angeklagte habe in der Kajüte des umgebauten Stahlkahns, in der sich auch seine siebenjährige Tochter befand, einen Treibstofftank mit Benzin befüllt. Dabei habe er nicht darauf geachtet, dass ein elektrisches Heizgerät eingeschaltet war. Als er zum Bug des Schiffes ging, sei das Boot ins Schwanken geraten und der Benzinkanister in der Kajüte umgekippt. Kurz darauf habe sich Treibstoff beim Kontakt mit der Heizung entzündet, es sei vermutlich zu einer Verpuffung gekommen. „Ich wollte den Anker werfen, weil das Boot abgetrieben war“, sagte der 40-Jährige. Plötzlich habe er einen Knall gehört und einen Feuerball aus der Kajüte kommen sehen. Er sei ins Wasser gestürzt und habe es nicht mehr an Bord geschafft, um seine Tochter zu retten. Wieso das Feuer ausgebrochen sei, könne er sich nicht erklären. „Ich hatte den Generator für die Heizung ausgeschaltet.“

Ein Rettungsschwimmer der Feuerwehr berichtete, der Mann habe sich mit aller Kraft an das Boot geklammert, obwohl er stark unterkühlt war. Es sei schwer gewesen, ihn an Land zu bringen. „Meine Tochter ist da drin!“, habe er immer wieder gerufen.

Im Blut des Angeklagten wurden später Spuren von Cannabis und Amphetaminen festgestellt. Er habe immer mal wieder Betäubungsmittel konsumiert, räumte der 40-Jährige ein, auch am Tag vor dem Bootsbrand. „Ich war aber nicht beeinträchtigt.“

Bei der Polizei war die Familie aktenkundig. Es habe in der Vergangenheit auch Mitteilungen an das Jugendamt gegeben, sagte eine Polizeibeamtin als Zeugin. Im Dezember 2021 sei einer Streife der Wasserschutzpolizei aufgefallen, dass das Kind recht dünn bekleidet nachts auf dem Boot war und keine Schwimmweste getragen habe.

Seit dem Tod seiner Tochter lebe er von Sozialhilfe, sagte der Vater. „Ich habe Blackouts und Konzentrationsstörungen, kann nicht arbeiten.“ Alkohol und Drogen habe er nach dem Bootsbrand nicht mehr angerührt, beteuerte er.

Der Prozess wird am 12. und 19. April vor dem Amtsgericht Wiesbaden fortgesetzt. Beginn ist jeweils um 10 Uhr.

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