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Mit dem Historiker durch Wiesbaden

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Von: Andrea Rost

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Der Wiesbadener Gästeführer Rainer Niebergall auf der Treppe zum Kurhaus.
Der Wiesbadener Gästeführer Rainer Niebergall auf der Treppe zum Kurhaus. © Michael Schick

Gästeführer Rainer Niebergall plant neue Entdeckungstouren durch die Landeshauptstadt. Ende Febraur startet das aktuelle Programm.

Es ist trüb in Wiesbaden, Regen peitscht durch die Straßen, die Wolken hängen tief. Und wenn doch die Sonne scheint, dann ist es bitterkalt. „Das ist kein Wetter für Stadtführungen“, sagt Rainer Nieber-gall. Der 62-Jährige macht gerade Winterpause mit seinem Programm „Kultour & Mehr“, in dem er von Februar bis November mehr als zwei Dutzend verschiedene Führungen durch die Landeshauptstadt anbietet. Andere Dinge stünden jetzt auf seinem Arbeitsplan, erzählt er: Die Homepage des Gästeführers brauche ein Facelifting, neue Touren wollten geplant werden. Erstmals wird Rainer Niebergall in diesem Jahr Interessierte auf den ehemaligen Millionärshügel am Bierstadter Berg führen, außerdem arbeitet er an einer Führung zu den Villen an der Biebricher Allee.

Zu allen Touren, die Nieber-gall anbietet, gibt es Informationsbroschüren. So können Teilnehmer:innen in Ruhe nachlesen, was sie alles bei den bis zu zweieinhalb Stunden langen Rundgängen gesehen haben.

Rainer Niebergall hat Geschichte und Germanistik in Mainz studiert und mehr als 20 Jahre lang bei einem Unternehmen in der Finanzplanung gearbeitet, ehe er sich im Vorstand des Fördervereins für das Wiesbadener Stadtmuseum engagierte und 2007 seine erste Führung durch die Innenstadt anbot. Kirchgasse, Langgasse, Wilhelmstraße und Adolfsallee standen damals auf seinem Plan – alles Straßen, durch die tagtäglich viele Menschen laufen, ohne Zeit zu haben, sich mit der Geschichte und den Bauwerken näher zu beschäftigen.

Die Tour kam gut an, Niebergall plante daraufhin weitere Führungen: ins Quellengebiet, durch den Kurpark, ins Bergkirchenviertel. Als Quellen nutzt er die deutsche Denkmaltopografie, die vier Bände der Reihe „Wiesbadener Häuser erzählen“, die die Gesellschaft zur Pflege der Stadtgeschichte, Mattiaca, herausgegeben hat. Er forscht im Stadtarchiv und sammelt Zeitungsartikel zu historischen Themen.

Auf Anregung des Bundeskriminalamtes hat er eine Führung zum Thema Kriminalfälle in Wiesbaden konzipiert, bei der auch Drehorte der Krimireihe „Der Staatsanwalt“ besucht werden. Und es gibt eine Abendführung mit Rainer Niebergall als Nachtwächter.

Der gebürtige Wiesbadener liebt die Stadt, in der er aufgewachsen ist und bis heute lebt. „Berlin im Kleinen“ nennt er die hessische Landeshauptstadt. Sie sei geprägt vom 19. und 20. Jahrhundert und ab 1866 preußisch gewesen. „Es gibt wenige Städte, in denen Kaier Wilhelm II. kommunale Entscheidungen so massiv beeinflusst hat“, weiß er. Als Kurstadt sei Wiesbaden einst beliebter Wohnsitz von Pensionären und Beamten gewesen. Viele Prunkbauten und Villen aus der Gründerzeit und dem Historismus sind bis heute erhalten. Weil Wiesbaden kein vorrangiges Angriffsziel war, sei die Stadt einigermaßen heil durch den Zweiten Weltkrieg gekommen. Und anders als in Mainz oder Frankfurt, wo Fachwerkgebäude lichterloh brannten, hielten die solide gebauten Gründerzeithäuser in Wiesbaden den Bombenangriffen weitgehend stand, wurden nur teilweise beschädigt.

Am 26. Februar, dem Sonntag nach Fasching, startet Rainer Niebergall wieder mit seinen Stadtführungen. Den Anfang macht eine Tour durch das Quellenviertel, an den Wochenenden danach geht es zu den Wiesbadener Villen – im grünen Viertel, rund um den Kurpark und in der Kapellenstraße. Rund 50 Touren wird er bis zum Herbst anbieten. Die Teilnahme kostet 9 Euro. Man kann sich online anmelden oder auch spontan zum Treffpunkt kommen.

Informationen und Termine unter www.kultour-und-mehr.de

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