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Mainz kauft Wiesbadener Wasserstoffbusse

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Von: Madeleine Reckmann

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Bei der Vorstellung des Brennstoffzellenbusses H2.City Gold war die Hoffung noch groß.
Bei der Vorstellung des Brennstoffzellenbusses H2.City Gold war die Hoffung noch groß. © Michael Schick

Das Fördergeld muss nicht zurückbezahlt werden und der finanzielle Verlust hält sich auch in Grenzen.

Die Freundschaft der Eswe mit den Brennstoffzellenbussen währte nur kurz. Nach anderthalb Jahren sind die Vertreter des Wiesbadener Nahverkehrsunternehmens froh, wenn sie die zehn Busse und die Wasserstofftankstelle wieder los sind. Technisch nicht ausgereift, wertvollen Platz im Betriebshof vergeudend und inzwischen auch zu teuer – so lautet das Wiesbadener Fazit des Intermezzos mit der neuen Technologie. Die Stadtverordnetenversammlung hat jetzt grünes Licht für die neue Fuhrparkstrategie gegeben. Diese sieht vor, sich nur noch auf Elektro- und Dieselantriebe zu fokussieren. Das Ziel, einen CO2-freien Personennahverkehr anzubieten, ist bereits vorher um Jahre verschoben worden.

Der Förderzweck bleibt

Die ersten fünf ihrer zehn Brennstoffzellenbusse verkauft Eswe-Verkehr an die Mainzer Mobilität. Das Geschäft ist noch nicht unterschriftsreif, aber der Mainzer Stadtrat hat schon zugestimmt, zwei Millionen Euro an seine Verkehrsgesellschaft für den Kauf der Brennstoffzellenbusse zu überweisen. Auch für die anderen fünf Busse gebe es Interessenten aus der Region, heißt es in der Wiesbadener Magistratsvorlage.

1,3 Millionen Euro vom Staat

„Wir verkaufen nicht, wenn wir das Fördergeld zurückzahlen müssen“, sagt der Wiesbadener Verkehrsdezernent Andreas Kowol (Grüne). Die öffentliche Hand hatte den Kauf der Busse und der Tankstelle großzügig unterstützt. Für die zehn Brennstoffzellenbusse, die insgesamt 6 Millionen Euro kosteten, stand eine 1,3 Millionen Euro schwere Förderung bereit.

Fuhrparkstrategie

Eswe-Verkehr bestreitet den Busbetrieb aktuell mit 120 Elektrosolobussen und 130 Dieselgelenkbussen.

Bis Ende 2024 sollen rund 40 leistungsfähige Dieselgelenkbusse mit vier Türen und einer Länge von 18,74 Metern den Fuhrpark erweitern. Sie sind also einen Meter länger als herkömmliche Dieselgelenkbusse. Damit soll die steigende Fahrgastzahl befördert werden können.

Parallel sollen Erfahrungen mit elektrischen Doppelgelenkbussen gemacht werden. In der zweiten Hälfte des Jahrzehnts sollen solche Fahrzeuge die Flotte ergänzen

Nachdem Ende 2022 bekanntgeworden war, dass Wiesbaden die Wasserstofftechnologie verkaufen möchte, erschien unklar, ob die Eswe das Fördergeld erstatten muss. „Der Förderzweck ist gewährleistet, wenn andere Verkehrsgesellschaften die Busse nutzen“, erklärt Kowol. Auch habe die Eswe durch den Strategiewechsel nicht viel Geld verloren. Die Busse sollen zum Restbuchwert von jeweils 420 000 Euro veräußert werden.

Tankstelle bleibt im Eigentum der beiden Städte

Die Wasserstofftankstelle, die auf dem Betriebsgelände der Eswe den ohnehin knappen Platz wegnimmt, geht ebenfalls an Mainz. Die rheinland-pfälzische Landeshauptstadt fährt eine eigene Wasserstoffstrategie. Die Nahverkehrsgesellschaften der beiden Städte hatte die Tankstelle gemeinsam für 2,1 Millionen Euro und eine Förderung von Hessen und Rheinland-Pfalz von 1,8 Millionen Euro angeschafft. Nun soll sie lediglich den Standort wechseln und im Eigentum der beiden Verkehrsgesellschaften bleiben. Zuletzt konnte sie nicht genutzt werden, weil über Monate ein Ersatzteil fehlte. Inzwischen ist sie wieder in Betrieb. Sollte sich später die Technologie bewähren, kann Wiesbaden dort wieder tanken.

Lange Reichweiten und viele Fahrgäste befördern

Die Brennstoffzellenbusse waren für die besonders langen Strecken gedacht. Nun ist die Idee, nicht nur besonders lange Reichweiten zu schaffen, sondern auch mehr Fahrgäste zu befördern. Die Busse durch Elektrofahrzeuge zu ersetzen, ist laut Eswe-Geschäftsführung nicht möglich, weil Gelenkbusse mit E-Antrieb auf dem Markt nicht verfügbar sind. Wiesbaden rechnet damit, zwischen 2025 und 2028 die Zahl der Fahrgäste von jetzt 61 Millionen im Jahr auf 80 Millionen zu steigern.

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