Infraserv eröffnet Gefahrgutlager in Wiesbaden
Industrieparkbetreiber Infraserv nimmt neues Gefahrengutlager in Betrieb. Regierungspräsidium hält neue Analyse des Überflugrisikos für nicht erforderlich.
Die Lagerkammern im neuen Gefahrstofflager im Industriepark Infraserv sind mit separierbaren Wannen ausgestattet, damit „Leckagen im unwahrscheinlichen Störungsfall optimal kontrolliert“ werden könnten, teilt der Betreiber mit. Alle relevanten Sicherheitsszenarien seien durch Fachstellen und Behörden geprüft worden, und das Lager verfüge über umfangreiche und modernste Sicherheitstechnik.
Für Infraserv stellt das neue Gefahrstofflager im Norden des Industrieparks Kalle-Albert ein großes Infrastrukturprojekt dar, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Der Neubau aus Stahlbeton, der 2500 Palettenstellplätze enthält, wurde kürzlich in Betrieb genommen. Da die Sicherheitsvorschriften strenger geworden seien, habe der Betreiber ein neues Gefahrgutlager bauen müssen. Die Stoffe, die bislang in leichter gebauten Lagern untergebracht werden durften, müssen nun stärker gesichert werden. Dabei handele es sich im Wesentlichen um Vorprodukte, die im Industriepark hergestellt oder verarbeitet würden. Das Chemikaliengesetz, das Wasserhaushaltsgesetz und der Brandschutz forderten zusätzliche Vorkehrungen.
Nicht untersucht wurde dagegen das Risiko bei einem Flugzeugabsturz. Die Landeshauptstadt hatte das Regierungspräsidium Darmstadt 2019 gebeten, im Genehmigungsverfahren das Absturzrisiko erneut zu analysieren. Auch die Bürgerinitiative gegen Lärm und Gefahren durch US-Flugzeuge Bilgus forderte dies.
Dieser Bitte kam das RP laut FR-Anfrage nicht nach. Eine ähnliche, von der Stadt in Auftrag gegebene Analyse aus dem Jahr 2013 hatte ergeben, dass trotz der Nähe des Erbenheimer US-Flughafens Abstürze der Militärmaschinen zwar sehr unwahrscheinlich seien, aber bei einer Steigerung der Überflugzahlen auf über 17 000 Bewegungen pro Jahr das Risiko erneut geprüft werden solle. Nach Angaben des RP ist die Zahl der Überflüge jedoch seitdem gesunken und liegt derzeit bei weniger als 7000.
Das RP verweist darauf, es habe dafür im Genehmigungsverfahren eine Auswirkungsbetrachtung eines sogenannten Dennoch-Störfalls vorgenommen. Das sind Störfälle, die trotz des aktuellen Stands der Sicherheitstechnik nicht ausgeschlossen werden können. Dies habe dazu geführt, dass die Toxizität und die Gebindegröße der zu lagernden Stoffe beschränkt worden seien, damit im Falle eines Störfalls das benachbarte Wohngebiet nicht gefährdet würde.
Die Einwendungen der Bürgerinitiative Bilgus blieb ebenfalls nicht ohne Konsequenzen. Das RP teilt mit, ihr sei „weitestgehend Rechnung getragen“ worden, indem Nebenbestimmungen zur Beschaffenheit der Anlage und zum Brandschutz erlassen worden seien.