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In Wiesbaden leisten jetzt „Mobile Retter“ Erste Hilfe

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Von: Madeleine Reckmann

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Mit einer kräftigen Herz-Lungen-Massage kann das Herz wieder anfangen zu schlagen.
Mit einer kräftigen Herz-Lungen-Massage kann das Herz wieder anfangen zu schlagen. © Mobile Retter e.V.

Bis der Rettungsdienst eintrifft, sollen Ehrenamtliche Herz-Lungen-Massage ausüben. Ziel ist, die Überlebenschance zu steigern. Aber es fehlen noch Helfer und Helferinnen.

Was Marc Dieroff, ärztlicher Leiter des Rettungsdienstes der Landeshauptstadt, bei der Einführung des Mobilen-Retter-Systems über die Überlebenschancen nach einem Herz-Kreislauf-Stillstand berichtet, macht betroffen. Von den rund 300 betroffenen Personen, die der Rettungsdienst im Jahr reanimiert, überleben nur 30 – und die oft mit schweren Schädigungen. Diese Quote soll sich jetzt bessern.

Die Rettungskette ergänzen

Seit Mittwoch sind in Wiesbaden Mobile Retter im Einsatz. Sie sollen die Rettungskette ergänzen und Erste Hilfe leisten, bis der Rettungsdienst eintrifft. Die ehrenamtlich tätigen Retter:innen werden über eine App alarmiert, wenn sie sich zufällig in der Nähe des Notfalls aufhalten. Sie sind qualifizierte Ersthelfer:innen, arbeiten etwa beruflich oder ehrenamtlich bei der Feuerwehr, im Rettungsdienst, sind Arzt oder Ärztin oder Krankenpfleger:in. Trifft in der Rettungsleitstelle ein Notruf mit Verdacht auf Herz-Kreislauf-Stillstand ein, lösen die Disponenten neben dem Alarm für den Rettungsdienst auch die Alarmierung auf der Mobile-Retter-App aus. Das System lokalisiert registrierte Ersthelfer:innen in unmittelbarer Nähe und schickt eine Anfrage auf ihr Handy. Nimmt der oder die Betreffende den Einsatz an, erhält er oder sie Informationen zum Ort, Anfahrtsweg und zur Art des Notfalls.

In durchschnittlich 4,3 Minuten am Einsatzort

„Drei bis fünf Minuten nach dem Herz-Kreislauf-Stillstand sterben die ersten Hirnzellen ab, und sie können nicht mehr wiederhergestellt werden“, erklärt Dieroff. Das könne zu erheblichen Schäden führen, daher sei jede Sekunde kostbar. Der Rettungsdienst braucht aber oftmals länger, um am Einsatzort zu sein. In Hessen sollte das nicht mehr als zehn Minuten dauern, in Wiesbaden betrage die mittlere Eintreffzeit acht Minuten, sagt Dieroff. Gelingt es nun, dass Ersthelfer:innen binnen drei, vier oder fünf Minuten bei der Person in Not sind, können sie mit einer frühzeitigen Herz-Lungen-Massage vielleicht das Schlimmste verhindern. Die Mobilen Retter nennen eine durchschnittliche Eintreffzeit von 4,3 Minuten. „Das kann mehr Menschen ein zweites lebenswertes Leben schenken“, sagt Dieroff.

Die Mobilen Retter

Als Initiative setzt sich der gemeinnützige Verein seit 2014 für die Verbreitung von Smartphone-basierten Ersthelfersystemen in Deutschland ein. In Gütersloh sind die Mobilen Retter seit 2013 tätig.

Seit Anfang 2014 wurden in Deutschland 45 000 Alarme ausgelöst und 24 400 Einsätze absolviert. Die durchschnittliche Eintreffzeit beträgt 4,29 Minuten.

Wiesbaden ist die 34. Gebietskörperschaft in Deutschland und nach dem Kreis Groß-Gerau die zweite in Hessen, die das Mobile-Retter-System einführt. mre

Infos unter mobile-retter.org/wi

Die Mobilen Retter beginnen in Wiesbaden mit 200 Freiwilligen. Um die gesamte Stadt abzudecken, wären 600 erforderlich. Es werden immer zwei Ersthelfer:innen losgeschickt. Dennis Brüntje, Geschäftsführer Mobile Retter e.V. , ruft daher dazu auf, dass sich so viele Ersthelfer:innen wie möglich beteiligen.

Psychosozialer Notdienst

Der Verein setzt auf ausgebildete Helfer:innen. „Das sorgt für die hohe Qualität der Ersthilfe und schützt vor psychisch schwer zu verkraftenden Erfahrungen“, sagt Max Haller, der bei der Berufsfeuerwehr für das Projekt verantwortlich ist. Dennoch steht auch für die Profis ein psychosozialer Notdienst bereit. Und sie erhalten ein kostenloses Training vor dem Beginn.

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