„Herzstück“ zweier Stadtteile in Wiesbaden

Kastel und Kostheim erhalten ein gemeinsames Bürgerhaus. Es soll ein Beispiel dafür sein, wie auf einem scheinbar nicht geeigneten Grundstück etwas Gutes entstehen kann.
Die Stadtteile Kastel und Kostheim erhalten ein neues, gemeinsames Bürgerhaus. Es soll die alten Bürgerhäuser der beiden Stadtteile ersetzen. Das Kostheimer Haus ist 2021 wegen Sicherheitsmängeln geschlossen worden. Das Bürgerhaus in Kastel ist noch in Betrieb, sein Ende aber absehbar. Der Sanierungsbedarf der beiden Häuser ist so hoch, dass die Landeshauptstadt sich kürzlich für einem Neubau entschieden hat, für beide Stadtteile gemeinsam. Salomonisch weise soll sein Standort auf der Grenze von Kastel und Kostheim liegen.
Intensive Bürgerbeteiligung
„Das neue Bürgerhaus hat das Potenzial, das neue Herzstück der beiden Stadtteile zu werden“, sagte die Stadtverordnete Christa Gabriel (SPD) neulich im Parlament erkennbar froh, die Entscheidung verkünden zu dürfen. Seit 2015 habe die Stadt gemeinsam mit Vereinsvertreter:innen in einer Bürgerbeteiligung am neuen Konzept gefeilt, eine anstrengende aber lohnende Arbeit, sagte sie rückblickend, denn nun solle „das größte und modernste Bürgerhaus in Wiesbaden“ entstehen. Oberbürgermeister Gert-Uwe Mende (SPD) bezeichnete die Bürgerbeteiligung als erstklassig und einen Leuchtturm der Bürgergesellschaft.
Stadtreparatur
Das Haus soll auf einem 3,5 Hektar großen Grundstückszipfel zwischen Kostheimer Landstraße im Norden und der Bahnlinie im Süden gebaut werden, wo bislang Gewerbeflächen brachliegen. Die Stadt hat mehrere Flächenteile dafür erwerben müssen. „Das ist ein gelungenes Beispiel dafür, wie auf Grundlage eines guten Entwicklungskonzepts auf Grundstücken, die nicht geeignet scheinen, durch Umstrukturierung und geschickte Planung ein gutes städtebauliches Ergebnis erzielt werden kann“, sagte die Stadtverordnete Dorothee Andes-Müller (Grüne), „wir betreiben Stadtreparatur“.
Ein neues Quartier
Die Architekten haben die Gebäudepläne an die eigenwilligen Grundstückskonturen angepasst. In einer Mischung aus einer Trapez- und einer L-Form soll sich der zweistöckige Bau in das Grundstück einfügen. Daneben ist noch Platz für Mehrfamilienhäuser mit etwa 250 Wohnungen, die die Gemeinnützige Wiesbadener Wohnbaugesellschaft GWW in flächensparender Bebauung errichten soll. Unweit des Kasteler Bahnhofs soll so laut Andes-Müller ein verkehrsarmes Quartier entstehen. Mit einer Bruttogrundfläche von über 5000 Quadratmetern Größe ist im Bürgerhaus ausreichend Platz für Veranstaltungen für bis zu 800 Personen und die Zusammenkünfte der zahlreichen Vereine wie die Arbeiterwohlfahrt, den VdK und das Lernzentrum Schlaue Mäuse.
Wärmepumpe statt Holzpellets
Geplant ist das Bürgerhaus klimagerecht zu bauen, Recyclingbeton zu verwenden, dicke Mauern zu bauen, eine Photovoltaikanlage auf dem Dach zu installieren und die Freianlage mit Regenwasser zu gießen. Jetzt soll noch auf Initiative der Grünen geprüft werden, die ursprünglich vorgesehene Pelletsheizung durch eine Wärmepumpe zu ersetzen.
Die Landeshauptstadt hat die Baukosten auf 32 Millionen Euro angesetzt. Was mit den Grundstücken der beiden alten Bürgerhäusern geschehen soll, ist noch unklar. Das alte Bürgerhaus in Kastel soll so lange in Betrieb bleiben bis das neue fertig ist. Der Bau soll in diesem Jahr beginnen.