Fahrverbot für Lastwagen gefordert

Lärmbelastung im Gebiet Äppelallee gilt als unerträglich / Bürger im Dialog mit Politik
Von Elisabeth Böker
Politikverdrossenheit kann man den Biebricher Bürgern nicht vorwerfen: In Scharen kamen sie am Dienstagabend in den Bürgersaal. Sie suchten den Dialog mit Politikern der Stadt, um für eine Verbesserung der Wohnsituation im Bereich Äppelallee/ Hagenauerstraße zu werben.
„Wir können am Samstag unser Haus nicht mehr verlassen“, sagt eine sichtlich empörte Anwohnerin aus der Malmedyer Straße gleich zum Auftakt des Dialoges. Ringsherum seien die Straßen so dicht frequentiert, dass keine Ausfahrt aus der Häusersiedlung auf die großen Verkehrsstraßen, die das Wohngebiet eingrenzen, möglich sei. Die Bürgerin fügt an: „Die Stadt versucht, uns aus dem Viertel zu vertreiben.“
Stadtplanungsdezernentin Sigrid Möricke (SPD) windet sich. Nach langem Schweigen geben sich Bürgermeister Arno Goßmann (SPD) und Möricke diplomatisch und betonen, dass sie zum Dialogabend zu den Biebricher Bürgern gekommen seien, um sich ihre Probleme anzuhören und gemeinsam in der Planungsphase nach Verbesserungen zu suchen. Und tatsächlich gehen die Bürger mit dem Gefühl nach Hause, dass die Stadt ihr Anliegen zumindest aufgenommen hat. Zwei Hauptprobleme gilt es zu bearbeiten: die zu große Lärmbelastung durch Lastwagen im Viertel und die Lenkung der Verkehrsströme, die zu verstopften Straßen führt.
Die Situation im Viertel hat Mario Bohrmann von der Bürgerinitiative Biebrich gegen Verkehr XXL genauer vorgestellt: LKW führen Tag und Nacht durch die kleinen Straßen der Siedlung, sagt er. Die Autobahn werde nachweislich umfahren. Rund 200 Schwerlasttransporter täglich allein von der Abfallentsorgungsfirma Knettenbrech habe man gezählt: nachweislich kein Lieferverkehr. Baumrodungen am Schiersteiner Kreuz – für den Ausbau der Autobahn vonnöten – haben zu erhöhten Lärmbelästigungen im Viertel geführt.
„Der Verkehr hat übelste Züge angenommen, die LKW reißen einen aus dem Tiefschlaf“, setzt Bohrmann fort. Aber: „Verbarrikadierung kann nicht die Lösung sein.“ Daher fordert die Initiative die Schaffung eines Durchfahrtsverbot für LKW über 12 Tonnen im gesamten Gebiet, Lieferverkehr ausgenommen. Außerdem sieht sie in der Stadtbahn eine Chance.
Bohrmann appelliert an die Stadtvertreter, darauf zu achten, was mit dem kürzlich an einen geheimen Investor verkauften Bahngleisgelände passiert: „Das Gebiet ist ein Schlüsselstück, um Positives zu erreichen“, meint Bohrmann. Eventuell soll die Stadt vom Vorkaufsrecht Gebrauch machen, eine einspurige Straße bauen, die die Verkehrsströme besser durch das Gebiet lenkt.
Ob das passiert, bleibt abzuwarten. Kleine Verbesserungen hat die Stadt aber gleich angekündigt: Winnrich Tischel, Leiter des Ordnungsamts, bekam Applaus für die Ankündigung, feste Blitzsäulen im Gebiet aufzustellen. Außerdem konnte er zusichern, dass es keine Monstertruck-Shows auf dem Mann-Mobilia-Parkplatz mehr geben werde.
Der Leiter des Umweltamts, Joachim Mengden, gibt ebenfalls Maßnahmen bekannt: Die Umweltzone wird auf das Gebiet Äppelallee/Hagenauer Straße erweitert, so dass man zumindest mit einer verringerten Schadstoffbelastung rechnen kann. Zudem werde das geforderte Durchfahrtsverbot geprüft.