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Emotionaler Abschied aus dem Wiesbadener Amtsgericht

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Von: Madeleine Reckmann

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Elisabeth Fritz (Mitte) bei der Verabschiedung als Amtsgerichtspräsidentin. Foto: HMdJ
Elisabeth Fritz (Mitte) bei der Verabschiedung als Amtsgerichtspräsidentin. © privat

Wiesbaden Präsidentin Elisabeth Fritz geht in den Ruhestand. Sie möchte weiterhin als Mediatorin tätig sein.

Mit Frankfurt, Königstein, Offenbach und Wiesbaden kennt Elisabeth Fritz fast das gesamte Rhein-Main-Gebiet als berufliche Wirkungsstätte. In Frankfurt war sie als Richterin und später Vorsitzende Richterin am Landgericht tätig. 2005 wechselte sie in die Region, wurde zunächst Direktorin am Amtsgericht Königstein, später Präsidentin des Amtsgerichts Offenbach und des Amtsgerichts Wiesbaden. Jetzt hat sich die 65-Jährige in den Ruhestand verabschiedet.

Höchstes Lob erhielt sie aus dem Justizministerium. Elisabeth Fritz sei nicht nur „eine hervorragende Juristin, sondern auch eine exzellente Führungskraft, bei der immer der Mensch im Mittelpunkt stand“, sagte Justizministerin Eva Kühne-Hörmann (CDU). Ihre Entscheidung, 1988 nach Hessen zu ziehen, sei „eine glückliche Fügung“ gewesen. Fritz hatte ihre Karriere in der saarländischen Staatskanzlei sausen lassen, um zu ihrem späteren Mann Roland Fritz, von 2006 bis 2013 Präsident des Frankfurter Verwaltungsgerichts, zu ziehen. „Ich habe es so gut gemacht, wie ich konnte“, erzählt Fritz der FR, „das ist besser als sich vor der Entscheidung zu drücken.“ Eine mitfühlende und zuhörende Präsidentin wollten alle. Es brauche aber auch jemanden, der den Kopf hinhalte und Entscheidungen treffe. Ihr ist wohl beides gelungen. Die Mitarbeiter:innen hätten ihr einen wunderbaren emotionalen Abschied bereitet.

Sie habe sich dafür eingesetzt, dass die Gerichte familienfreundliche Arbeitgeber würden, berichtet sie. Flexible Arbeitszeitmodelle, Unterstützung bei der Karriereplanung, insbesondere der Frauen, und Nachwuchsförderung seien ihr eine Herzensangelegenheit gewesen. Fritz wurde als Richterin zweimal Mutter. Der Aufenthaltsraum im Wiesbadener Amtsgericht sei während ihrer Zeit umgestaltet worden, „mit richtig coolen Sitzecken“ - damit die Justiz den Ruf verliere, dass dort nur dröge über Aktenbergen gebrütet würde. „Ich habe mich gefreut, wenn junge Richter und Richterinnen in Wiesbaden bleiben, weil sie gefördert werden.“

Den Mitarbeiter:innen Eigenverantwortung und Gestaltungsfreiraum zu geben, sei der Schlüssel für erfolgreiche Führung. Ehrlichkeit und Authentizität gehörten dazu, führt sie in ihrer zugewandten Art aus. Unterlegene Mitbewerber:innen seien nicht gekränkt, weil eine andere Person die Stelle erhalte. Die Kränkung entstehe, wenn nicht ehrlich mit ihnen umgegangen werde.

Ihre Fähigkeit im Umgang mit Menschen wird Fritz auch im „sogenannten“ Ruhestand einsetzen. 2000 ließ sie sich zur Mediatorin, heute Güterichterin genannt, ausbilden und führte die gerichtliche Mediation ein. Nebenberuflich bildet sie an der Universität Gießen Menschen zu Mediatoren aus. Auch bei der Bundesarbeitsgemeinschaft für Familienmediation möchte sie weiter tätig sein. Zudem hat sie eine Coachingausbildung absolviert. „Mal sehen, was sich da entwickelt“, sagt sie. An Arbeit wird es Fritz also nicht mangeln. Sie werde weiterhin gesellschaftlich Relevantes tun, sagt sie. Und sie sei zuversichtlich, ihren neuen Lebensabschnitt kreativ und mit Mut und Schwung meistern zu können. Zudem möchte sie für die Offenbacher Bürgerstiftung aktiv bleiben, wo sie aktuell im Vorstand ist. Sie habe sich im Beruf keinen Tag gelangweilt, sagt sie. So wie sie von ihren Aktivitäten berichtet, wird sie das auch in Zukunft nicht tun.

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