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Die Aartalbahn soll wieder von Wiesbaden nach Diez fahren

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Von: Madeleine Reckmann

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Auch die stillgelegten Aartalbahnstrecke muss freigeschnitten werden. Hier Männer bei der Arbeit.
Auch die stillgelegten Aartalbahnstrecke muss freigeschnitten werden. Hier Männer bei der Arbeit. © Monika Müller

Der Betrieb auf der Strecke nach Bad Schwalbach könnte schon in drei bis fünf Jahren starten

Nach dem Aus für die Citybahn legen sich die Verantwortlichen aus Wiesbaden, dem Rheingau-Taunus-Kreis und dem Mobilitätsdienstleister Eswe Verkehr für die Aartalbahn ins Zeug. Dieses Mal soll die Bevölkerung frühzeitig informiert werden. Das Interesse an dem Vorhaben ist groß. Zur ersten Informationsveranstaltung des Wiesbadener Verkehrsdienstleisters Eswe über Reaktivierung der Aartalbahn schalteten sich mehrere Hundert Personen zu. Die Citybahn war gescheitert, weil die Kommunikation schlecht gelaufen war.

Mehr Menschen profitieren

Der Wiesbadener Verkehrsdezernent Andreas Kowol (Grüne) kündigte an, dass die seit Jahrzehnten stillgelegte Zugstrecke von Wiesbaden über Bad Schwalbach bis Diez in Rheinland-Pfalz in drei bis fünf Jahren reaktiviert werden könne. „Das Verkehrswachstum braucht eine Antwort. Das kann nicht das Auto sein“, sagte er. Täglich rollten 60 000 Fahrzeuge über den Taunuskamm. Den Menschen müsse ein Angebot auf der Schiene gemacht werden. Da die Strecke im Eigentum der Deutschen Bahn sei und Bestandsschutz habe, könne sie rasch wieder in Betrieb genommen werden.

Der Verkehrsdezernent zeigte sich „verhalten optimistisch“, dass der volkswirtschaftliche Nutzen des Projekts so hoch sei, dass Land und Bund die Reaktivierung finanziell förderten. Die Bedingungen dafür hätten sich verbessert, sagte er. Da die Bevölkerung in Wiesbaden und im Kreis, insbesondere in Taunusstein, gewachsen sei, könnten mehr Menschen profitieren. Neu sei zudem, dass die Erschließung für den ländlichen Raum höher bewertet werde. Zudem würden sich über die Wallauer Spange von 2026 an und andere bestehende Zugverbindungen attraktive Umsteigemöglichkeiten ergeben. Die vorherigen seit 1983 erstellten Gutachten zur Aartalbahn, erläuterte Kowol, hätten indes keine Wirtschaftlichkeit aufzeigen konnten. Während der Planungen für die Citybahn hatte es stets geheißen, dass die Aartalbahn anders als die Citybahn nicht förderfähig sei. Nachdem ein Bürgerbegehren die Citybahn im November abgelehnt hatte, ändern sich nun die Vorzeichen.

Eine vom Verkehrsverbund Rhein-Main (RMV) in Auftrag zu gebende Machbarkeitsstudie für den Abschnitt von Wiesbaden nach Bad Schwalbach soll nun klären, wie die Strecke ingenieurtechnisch und zu welchen Kosten wieder fit gemacht werden kann. Für den nördlichen Abschnitt von Bad Schwalbach bis Diez liegt die Studie bereits vor. Über deren Inhalt ist noch nichts bekannt. 2022 soll ein abschließendes Gutachten veröffentlicht werden.

Kowol geht davon aus, dass die vorhandenen Gleise und Schwellen ausgetauscht werden müssten und die Strecke neu zu befestigen sei. Um einen 15-Minuten-Takt zu ermöglichen muss Jörg Gerhard, Geschäftsführer des Wiesbadener Verkehrsdienstleisters Eswe, zufolge an einigen Stationen ein zweites Gleis gebaut werden, um den Gegenverkehr durchzulassen. Brücken und andere Bauwerke seien auf dem ersten Abschnitt noch nutzbar. Der Sanierungsaufwand für Tunnel und Brücken im nördlichen Abschnitt sei höher. Zu klären sei auch, welche Bahnhöfe wieder geöffnet werden.

Museumszüge dürfen fahren

Die denkmalgeschützte Aartalbahnstrecke verläuft auf einem einzigen Gleis. „Ein zweites Gleis ist nicht genehmigungsfähig“, erklärte Günter Döring, Verkehrsdezernent im Rheingau-Taunus-Kreis (SPD), der für den Kreis ein lebhaftes Interesse an der Bahn feststellte. Sie soll auch nicht elektrifiziert werden, weshalb moderne Antriebe wie mit Wasserstoff betriebene Loks oder akkugetriebene zum Einsatz kommen sollen.

Die Nassauische Touristikbahn erfährt ein Revival. Ihre Museumszüge könnten am Wochenende als Touristenattraktion auf der Strecke fahren, hieß es.

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