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AWO-Affäre Wiesbaden: Dezernent im Visier der Justiz

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Von: Madeleine Reckmann

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Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen mehrere Personen, die bei der AWO Wiesbaden gearbeitet haben.
Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen mehrere Personen, die bei der AWO Wiesbaden gearbeitet haben. © Michael Schick

In Wiesbaden gibt es erneut eine Razzia bei der AWO, auch ein Dezernent gerät offenbar ins Visier der Behörden. Im Raum steht der Verdacht der Scheinbeschäftigung.

Wiesbaden – Am Mittwoch ist es wieder zu Durchsuchungen von Geschäftsräumen der Wiesbadener Arbeiterwohlfahrt (AWO) und einer Privatwohnung gekommen. Um acht Uhr hätten Polizeibeamte den Hauptsitz der AWO im Wiesbadener Nerotal aufgesucht und Einsicht in Personalunterlagen verlangt, bestätigt der AWO-Vorstandsvorsitzende Wolfgang Hessenauer auf Anfrage der Frankfurter Rundschau.

Da auch die Büroräume über der AWO-Kindertagesstätte in Kastel durchsucht worden seien, gehe er davon aus, dass die Ermittlungen dem Sozialdezernenten Christoph Manjura (SPD) gälten, sagt Hessenauer. Manjura habe das Büro genutzt, als er bei der AWO beschäftigt gewesen sei.

Nach AWO-Affäre: Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt ermittelt in Wiesbaden

Die Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt bestätigt die Durchsuchung, ohne Namen zu nennen. Sie ermittele gegen einen 39 Jahre alten ehemaligen Wiesbadener Stadtverordneten wegen des Verdachts der Mandatsträgerbestechlichkeit und der Beihilfe zur Untreue, teilt Oberstaatsanwalt Georg Ungefuk auf Anfrage mit. Es gehe um ein mutmaßliches Scheinarbeitsverhältnis. In dem Zusammenhang werde auch gegen die frühere Geschäftsführerin des Sozialverbands wegen des Verdachts der Mandatsträgerbestechung und Untreue ermittelt. Die Generalstaatsanwaltschaft sei immer zuständig, wenn es um Bestechung von Mandatsträgern gehe.

Der Vorwurf, er habe bei der AWO Geld verdient, ohne dafür zu arbeiten, steht seit einiger Zeit im Raum. Manjura, Jahrgang 1982, war in seiner Zeit als Stadtverordneter 2015 bis 2017 persönlicher Referent der AWO-Geschäftsführerin Hannelore Richter. Nachdem in den Kreisverbänden Frankfurt und Wiesbaden die Affären um überhöhte Gehälter, teure Dienstwagen und Scheinarbeitsverhältnisse bekannt geworden waren, geriet er ins Visier. Schließlich hatte er vor den Skandalen freimütig eingeräumt, dass ein anderer Arbeitgeber ihn ja nicht eingestellt hätte, er habe doch Zeit für sein Engagement bei der SPD gebraucht.

Mutmaßliche Ermittlungen gegen Sozialdezernent Manjura nach AWO-Skandal: Rücktritt gefordert

Der Revisionsausschuss und das Revisionsamt sind dabei, die Vorgänge zu prüfen. Insbesondere dem Revisionsausschuss sind jedoch die Hände gebunden, da Manjura der Ansicht von FDP, Grünen und CDU zufolge nicht ausreichend auf ihre Fragen geantwortet hat. Manjura war gestern für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

Die FDP fordert am Donnerstag, dass Manjura sein Amt als Stadtrat vorläufig abgeben müsse. Obwohl die Unschuldsvermutung gelte, sei es unvorstellbar, mit diesen Vorwürfen im Amt zu bleiben. Sollte Manjura nicht von sich aus tätig werden, müsse Oberbürgermeister Gert-Uwe Mende (SPD) die Notbremse ziehen und Manjura von seinen Aufgaben entbinden. (Madeleine Reckmann)

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