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Ausfall der Salzbachtalbrücke kostet Millionen

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Von: Diana Unkart

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Die Lücke schließt sich langsam. Ende des Jahres soll das südliche Bauwerk der Salzbachtalbrücke befahrbar sein. Schick
Die Lücke schließt sich langsam. Ende des Jahres soll das südliche Bauwerk der Salzbachtalbrücke befahrbar sein. Schick © Michael Schick

Die Industrie- und Handelskammer Wiesbaden hat aktualisierte Berechnungen vorgelegt. Sorgen bereiten der Wirtschaft aber nicht nur die Brücken.

Der durch den Ausfall der Salzbachtalbrücke entstandene wirtschaftliche Schaden beläuft sich nach aktualisierten Berechnungen der Industrie- und Handelskammer (IHK) Wiesbaden inzwischen auf mehr als 180 Millionen Euro. Die Zahl bilde nur einen Mindestbetrag ab, heißt es. Die tatsächlichen Kosten dürften deutlich höher liegen.

Am 18. Juni 2021 kollabierte ein Brückenlager an einem Pfeiler der Salzbachtalbrücke. Das Bauwerk, Teil der Autobahn 66, die den Rheingau mit Wiesbaden und Frankfurt verbindet, musste wegen Einsturzgefahr gesperrt werden. Bis zu diesem Tag passierten täglich etwa 80 000 Fahrzeuge die Brücke. Sie rollen seitdem zusätzlich durch das ohnehin staugeplagte Wiesbaden.

Die Berechnungen der IHK beziehen sich ausschließlich auf diese 80 000 Fahrzeuge. Die Sperrung der Brücke wirke sich aber auf eine deutlich größere Zahl von Pendler:innen aus, die sich jedoch nicht seriös beziffern lasse. Von der Sperrung war beispielsweise auch der Bahnverkehr betroffen, weil die Gleise, die unter der Brücke verlaufen, wegen Einsturzgefahr nicht befahren werden durften. Ein halbes Jahr lang war der Wiesbadener Hauptbahnhof deshalb vom Schienennetz abgeschnitten. Erst nach der Brückensprengung Anfang November 2021 konnte der Hauptbahnhof ab Ende Dezember 2021 wieder angefahren werden.

Auch individuelle Umsatzeinbußen und der Verlust an Produktivität bei den Unternehmen, zusätzliche Belastungen von Verkehrsinfrastrukturen, Umwelt- und Gesundheitskosten seien nicht in die Berechnung eingeflossen, erläutert die IHK. Das Wirtschaftsdezernat bezeichnete den Ausfall der Salzbachtalbrücke kürzlich als eines der größten Probleme für Wiesbaden.

Wie der Schaden berechnet wird

Die Berechnungen der IHK Wiesbaden beziehen sich auf die rund 80 000 Fahrzeuge, die die Salzbachtalbrücke täglich passiert haben.

Der Schadenswert ergibt sich aus Kosten durch zusätzliche gefahrene Kilometer auf Grund von Umwegen, die durchschnittlich in Kauf genommen werden müssen, zusätzlichen Personalkosten für den Lastwagenverkehr und distanzabhängigen Zeitkosten für den Autoverkehr . Hinsichtlich der Zeitverluste wird zudem nach Spitzenstunden differenziert.

Der Ausfall der Brücke verursacht demnach Kosten von mindestens 350 000 Euro werktäglich. diu

Der Wirtschaftsraum Wiesbaden weist eine Besonderheit auf: eine vergleichsweise starke Abhängigkeit von nur wenigen Zufahrtsachsen. Nadelöhre sind die Brücken über den Rhein. Steht eine dieser Zufahrten nicht zur Verfügung, kollabiert der Verkehr. So wie im Falle der Salzbachtalbrücke oder der Schiersteiner Brücke, die 2015 ebenfalls wegen Schäden gesperrt werden musste.

Zwingend notwendig sei deshalb eine schnelle Instandsetzung und Freigabe der Brücken, fordert die IHK. Die Autobahn GmbH geht nach aktuellen Planungen davon aus, dass die Schiersteiner Brücke Ende des Jahres fertiggestellt ist. Dann soll auch das südliche Brückenbauwerk der Salzbachtalbrücke befahrbar sein. Der wirtschaftliche Schaden, den ihr Ausfall verursacht, wird sich bis dahin auf mehr als 270 Millionen Euro erhöht haben.

Sorgen und Probleme bereiten der Wirtschaft aber nicht nur die Zufahrten. Auch innerstädtisch sei die Leistungsfähigkeit des Straßenverkehrsnetzes begrenzt, zumal Wiesbaden über keinen schienengebundenen Nahverkehr verfüge und der gesamte ÖPNV über das Straßennetz abgewickelt werden müsse. Damit sich die Verkehrssituation verbessere, benötige Wiesbaden einen leistungsfähigen öffentlichen Nahverkehr und müsse möglichst schnell wieder zum regulären Fahrplanangebot zurückkehren. Das ist wegen Personalmangels seit September 2022 ausgedünnt. „Nach dem Aus für die City-Bahn fehlt zudem noch immer ein zukunftsweisendes Konzept, wie der ÖPNV weiterentwickelt werden soll, um die weiter steigende Nachfrage bedienen zu können“, sagt Fabian Lauer, Geschäftsbereichsleiter Wirtschaftspolitik und International der IHK Wiesbaden. In den kommenden Jahren sei weiterhin mit einer großen Zahl von Baustellen zu rechnen. Wichtig sei es, die Betroffenen frühzeitig zu informieren und einzubeziehen. Zur Verbesserung der Verkehrssituation sei nicht zuletzt auch eine zügige Umsetzung größerer Projekte wie der Wallauer Spange notwendig.

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