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Wiesbaden: AfD-Fraktion stellt Sascha Herr als Referenten ein

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Von: Hanning Voigts

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Die „Omas gegen Rechts“ demonstrieren gegen eine AfD-Veramstaltung in Wiesbaden.
Die „Omas gegen Rechts“ demonstrieren gegen eine AfD-Veramstaltung in Wiesbaden. © Michael Schick

Im Frühjahr musste der hessische AfD-Politiker Sascha Herr einräumen, 2017 ein Neonazi-Konzert besucht zu haben. Nun arbeitet er für die Rathausfraktion in Wiesbaden.

Der hessische AfD-Politiker Sascha Herr, der im Frühjahr einräumen musste, in der Vergangenheit Kontakte zur militanten Neonazi-Szene gehabt zu haben, arbeitet seit kurzem für die AfD-Rathausfraktion in Wiesbaden. Die Geschäftsführerin der Fraktion, Anja Philipp, bestätigte der Frankfurter Rundschau auf Anfrage entsprechende Recherchen.

Sascha Herr sei seit Mitte November als politischer Referent für die Fraktion tätig, teilte Philipp mit. Seine Kontakte zur rechtsextremen Szene seien vorher bekannt gewesen. Er sei aber „von Anfang an offen mit dieser Geschichte umgegangen“ und habe sich „sehr glaubhaft von jeglicher Nähe zu nationalsozialistischem Gedankengut und der Neonazi-Szene distanziert“. Herr habe heute wie damals „mit der rechtsextremen Szene nichts zu tun“, so Philipp.

Die Frankfurter Rundschau hatte kurz vor der hessischen Kommunalwahl im März öffentlich gemacht, dass Sascha Herr, der aus Schmitten kommt und inzwischen für die AfD im Kreistag des Hochtaunuskreises sitzt, im Juli 2017 das Rechtsrockfestival „Rock gegen Überfremdung“ im thüringischen Themar besucht hatte. Damals hatten 6000 Neonazis gemeinsam gefeiert, Herr hatte ein T-Shirt mit einer schwarz-weiß-roten Reichsfahne getragen. Im Jahr 2016 war Herr zudem mit sechs Neonazis unterwegs gewesen, die auf dem Weg zu einem konspirativ organisierten Rechtsrockkonzert im schweizerischen Unterwasser waren. Beide Ereignisse waren durch Fotos belegt, die ein Autor des antifaschistischen Magazins „Lotta“ veröffentlicht hatte.

Herr hatte damals gegenüber der FR jegliche politische Nähe zu Neonazis geleugnet. Die Männer, mit denen er in die Schweiz gereist sei, seien „lockere Jungs“, die er teils noch aus der Schulzeit kenne. Zu dem Konzert in Unterweser habe er sie aber gar nicht begleitet. Das Konzert in Themar habe er nach 15 Minuten wieder verlassen, er habe sich damals von der schweren Krankheit seiner Frau ablenken wollen.

Nach der Berichterstattung der FR hatte der Landesvorstand der AfD Hessen sich mit dem Fall befasst und anschließend mitgeteilt, man sehe keine Notwendigkeit für Konsequenzen gegen Herr. Er selbst habe dem Vorstand erklärt, er empfinde die ganze Angelegenheit heute „als beschämend und peinlich“.

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