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Plötzlich steht die Welt still

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Von: Patrick Eickhoff

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Arkadius Swiaczny (l.) und Michael Reitz (r.) haben eine Spendenaktion für Peter Hirsch und seine Töchter ins Leben gerufen. eickhoff © Patrick Eickhoff

Ein Schicksalsschlag trifft Familie Hirsch aus Wöllstadt. Weil seine Frau Mariola plötzlich verstirbt, steht Peter Hirsch mit seinen beiden Töchtern allein da. Das löst in Wöllstadt eine Welle der Hilfsbereitschaft aus.

Peter und Mariola Hirsch hatten große Pläne. Das Ehepaar hatte ein Grundstück in Ober-Wöllstadt gekauft. Der Traum vom Eigenheim lebte für die vierköpfige Familie. Die beiden Töchter Lilli und Maja - 16 und sechs Jahre alt - gehen auf Führerschein und Einschulung zu. Doch dann kommt ein Tag, der das Leben der Familie auf den Kopf stellt. Die 40-jährige Mutter klagt abends über Schmerzen in der Brust und Atemprobleme. „Wir haben am nächsten Morgen den Krankenwagen gerufen. Uns war klar, dass etwas nicht stimmt“, sagt Peter Hirsch. Da ahnt der 46-Jährige noch nicht, was kommt. Im Krankenhaus folgt der Schock. Lungenentzündung, Wasser im ganzen Körper. Einmal wird Mariola Hirsch noch gerettet. Dann ist es zu spät. Der Körper ist zu schwach. Es fehlt an Sauerstoff. Im Alter von nur 40 Jahren verstirbt die Ehefrau und zweifache Mutter.

„Es ist schrecklich“, sagt Peter Hirsch, der von einem auf den anderen Moment Witwer ist. „Ich weiß immer noch nicht, wie ich damit umgehen soll.“ Es sei klar gewesen, dass mit seiner Frau etwas nicht stimme. „Aber dass sie stirbt? Daran habe ich nicht einmal gedacht.“ Seine Frau habe stets die Arbeit und Familie als Priorität gesehen. „Deshalb ist sie auch mal nicht zum Arzt gegangen. Aber das konnte ja keiner ahnen.“

Peter und Mariola führten eine glückliche Ehe. Beide kamen vor mehr als 20 Jahren aus Oberschlesien nach Deutschland. „Ich habe in Wöllstadt bereits für eine Zeit gearbeitet. Als mir angeboten wurde, dass ich fest hierbleiben kann, haben wir entschieden, dass wir das machen.“ Die beiden heirateten 2003 in ihrer Wahlheimat Wöllstadt. „Wir fühlen uns hier wohl.“ Mit Lilli und Maja kommen zwei Töchter auf die Welt. Beide finden schnell Anschluss, tanzen im heimischen Karnevalverein, beim NCV. Weil die Wohnung langsam zu klein wird, kaufen die Hirschs das Grundstück in Ober-Wöllstadt. Nach und nach wollte Peter Hirsch, der mittlerweile als selbstständiger Maurer arbeitet, an dem Grundstück weiterarbeiten. „Jetzt habe ich leider viele andere Sachen zu erledigen.“ Der tragische Tod seiner Frau stellt die Welt der Familie komplett auf den Kopf. Verwandte in der Nähe haben sie nicht. „Vorher war ich Papa, jetzt bin ich Papa und Mama in einer Person.“

Das Schicksal spricht sich in Wöllstadt schnell herum. Besonders beim Nieder-Wöllstädter Carneval-Verein (NCV) beginnen sofort die Planungen. Vorsitzender Michael Reitz sagt: „Die beiden Töchter tanzen bei uns in den Gruppen. Für uns war sofort klar, dass wir helfen wollen.“ Gemeinsam mit Arkadius Swiaczny, einem guten Freund der Familie Hirsch, ruft der Verein eine Spendenaktion ins Leben. „Das ist das Mindeste, was wir tun können“, sagt Swiaczny, dessen Sohn mit der kleinen Maja Hirsch noch vor wenigen Wochen auf der Bühne im Bürgerhaus getanzt hat. „Ich bin überwältigt, wie groß die Solidarität in Wöllstadt ist“, sagt er. In nur einer Woche kommen etwa 11 000 Euro zusammen. Peter Hirsch ist sprachlos. „Ich kann gar nicht so oft Danke sagen an jeden, der etwas gespendet hat. Der ganze NCV hilft mir so sehr, und vor allem meinen beiden Töchtern. Ich bin wirklich überwältigt.“ Peter Hirsch ist kein Mann der großen Worte. Beim Dankeschön an die Helfer ringt der 46-Jährige kurz um Fassung. „Ich kann meine Dankbarkeit gar nicht in Worte fassen.“

Für Reitz steht fest, dass man die Familie weiter unterstützen werde. Deshalb soll am Sonntag, 26. März, ab 18 Uhr ein Benefizkonzert in der evangelischen Kirche Nieder-Wöllstadt mit den „Rock Diamonds“ stattfinden.

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