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Nichts geht übers Kinderlachen

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Familien mit schwer kranken Kindern geraten schnell an ihre Grenzen. Der Schmerz ist groß, ein Lebenstraum droht zu zerbrechen. Für Behandlung und Therapie werden zudem immense Kosten aufgerufen. Wenn nichts mehr möglich scheint, greift „Hand in Hand“ ein. Der Verein für schwerst- und krebskranke Kinder aus Altenstadt kann gewiss keine Wunder vollbringen.

Doch er verschafft Entlastung, vermittelt fachliche Unterstützung und sorgt gelegentlich für glückliche Stunden in einer fordernden Zeit.

Einmal das Meer sehen. Mit dem Hubschrauber über die Heimat fliegen. Dem Stürmer, der für den Lieblingsverein so viele Tore schießt, die Hand geben. Vielleicht bei der Müllabfuhr im Laster sitzen und dabei sein, wenn die Tonnen in der eigenen Straße geleert werden. Kinder träumen gerne. Manche Wünsche lassen sich ganz einfach erfüllen. Für andere braucht es eine Kraftanstrengung. Und dann gibt es Mädchen und Jungen, die einen allerletzten Wunsch haben, weil ihnen nicht mehr viel Zeit bleibt.

„Diese Kinder sollen sich genauso freuen dürfen. Sie möchten wir zum Lachen bringen und ihnen Momente des Glücks bescheren“, sagt Sven Schöning. Der Altenstädter ist seit 2019 Geschäftsführer von „Hand in Hand“. Was 2008 Hilu und Günther Knies nach dem Tod des eigenen Kindes begonnen hatten, mündete in einem Verein, der ob seiner Aufgaben und der zu verwaltenden Finanzen längst ein professionelles Management als Überbau aufweist. Schöning zeichnet fürs Geld, vor allem für die Verwaltung und das sinnvolle Einsetzen der Spenden verantwortlich. Zudem ist Martina Quaiser an Bord. Hauptberuflich ist sie Steuerfachangestellte, bei „Hand in Hand“ bekleidet sie ehrenamtlich das Amt der Schatzmeisterin.

AKTION WUNSCHTOPF

Informationen zur Aktion „Wunschtopf“ gibt es beim Verein „Hand in Hand“ in Altenstadt unter Telefon 0 60 47/98 68 36 sowie per Mail an kontakt@hih-altenstadt.de.

Das Büro in der Gemeinde (Stammheimer Straße 2) ist dienstags und donnerstags von 11 bis 17 Uhr sowie nach Vereinbarung freitags geöffnet. leo

Jetzt, da der Verein 15-jähriges Bestehen feiert, rückt Sven Schöning mit Kaufmann Rainer Lapp die Aktion »Wunschtopf« in den Fokus. „Kleine Momente der Freude können bei einer großen Herausforderung die notwendige Kraftquelle sein“, erklärt der 46-Jährige. Und Lapp, der seit vergangenem Sommer Vorsitzender des Vereins ist, ergänzt: „Als Gesellschaft sind wir dazu verpflichtet, vor allem dorthin zu schauen, wo Menschen alleine sind und ohne fremde Hilfe nicht mehr weiterwissen.“ Rainer Lapp ist aufgrund seiner weitreichenden Kontakte und seiner verbindlichen Art so etwas wie ein Türöffner zu nützlichen Kooperationspartnern, auch zu Spendern. „Hand in Hand“ hat sich dem Kampf für kranke Kinder und junge Erwachsene vom ersten Tag an verschrieben. Zuletzt unterstützte der Verein Ilai Guth. Der kleine Junge litt unter einem Neuroblastom, einer Krebserkrankung des Nervensystems, die vor allem Kleinkinder bis zum sechsten Lebensjahr betrifft. Eine Therapie in Barcelona und in New York stand in Aussicht. Sie hätte fast eine halbe Million Euro gekostet. Der Verein startete eine Spendenaktion, denn das Geld hätte privat, ohne Unterstützung der Krankenkasse, aufgebracht werden müssen. Die Resonanz war überwältigend, nach monatelangen Anstrengungen war die Summe fast komplett beisammen. Im Dezember 2021 erlebte Ilai noch seinen zweiten Geburtstag, im Januar 2022 hörte sein Herz auf zu schlagen. Zum Antritt der Therapie kam es nicht mehr.

„Der Kampf des kleinen Ilai und seines Umfelds haben dennoch Mut gemacht. Wir möchten unseren Weg weitergehen“, betont Lapp. Die Spenden sollen umgewidmet und für andere, zum Teil vergleichbare Zwecke eingesetzt werden. Mit der Diagnose beginnt für junge Menschen und ihre Familien trotz der sich stetig verbessernden Behandlungsmethoden eine für Außenstehende unfassbar schwere Zeit. Zu erfahren, dass ein Kind Krebs hat, ist für die Betroffenen schockierend. Im ersten Moment kann es sich so anfühlen, als ob die Welt stehen bleiben würde. Es folgt eine Zeit der intensiven und langwierigen Therapien mit oft gravierenden körperlichen und psychischen Folgen. Damit verbunden spielt sich das Leben der Familien über Monate im Krankenhaus ab. Die alltäglichen Herausforderungen, zum Beispiel die Betreuung der Geschwister, der Haushalt und das Berufsleben, sind zusätzlich zu meistern. Häufig treten finanzielle Probleme auf, da meist ein Elternteil das Kind während der Therapien begleitet und vorübergehend nicht arbeiten kann. Oft ist das Umfeld unsicher und sprachlos im Umgang mit den Betroffenen.

An diesem Punkt beginnt die Arbeit von „Hand in Hand“. „Viele Menschen haben großen Gesprächsbedarf. Sie haben Angst, brauchen viel Überwindung, sich bei uns zu melden“, weiß Sven Schöning. Und: „Es bricht ja nicht nur psychisch eine Welt zusammen. Die meisten Familien stehen plötzlich auch finanziell mit dem Rücken zur Wand.“ Es braucht zum Beispiel einen Rollstuhl, eine Rampe, vielleicht sogar ein neues Auto. Der Verein weiß um die richtigen Ansprechpartner und vermittelt schnell. „Hand in Hand“ verfügt über ein Netzwerk, arbeitet mit Experten im medizinischen und sozialen Bereich zusammen, vermittelt auch, wenn es um die Verarbeitung von Trauer und Ängsten geht.

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