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Kniefall vor der Wetterau

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Von: Andreas Groth

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Das Elvis-Festival in Bad Nauheim ? hier eine Aufnahme von 2015 ? wird Teil des Films sein.
Das Elvis-Festival in Bad Nauheim ? hier eine Aufnahme von 2015 ? wird Teil des Films sein. © Michael Schick

"Son of Elvis" ist Christoph Oliver Struncks Spielfilmdebüt als Autor und Regisseur. Der Friedberger lässt die fiktive Geschichte in seiner Wetterauer Heimat spielen.

„Ich liebe sie, aber mache mir trotzdem Sorgen.“ Christoph Oliver Strunck spricht über die Wetterau, seine Heimat. Der 38 Jahre alte Filmemacher wurde in Bad Nauheim geboren, wuchs in Friedberg auf, ging dort zur Schule und kehrte nach einigen Jahren im Süden Deutschlands dorthin zurück.

Strunck erinnert sich an den schönen Blick, den er als Kind vom Feldrand in der Nähe seines Elternhauses auf das Kirschendorf Ockstadt und den Winterstein hatte. Ein Blick, der seit einigen Jahren über eine Umgehungsstraße hinweggeht. Er erzählt von der ehemaligen US-Kaserne, in der er mit amerikanischen GIs Basketball gespielt habe, von der Sirene der Militärpolizei, wenn die wegen einer Schlägerei unter Soldaten in der Friedberger Altstadt mal wieder ausrücken musste. Ein Geräusch, das in der Wetterauer Kreisstadt seit mehr als zehn Jahren nicht mehr zu hören ist. 2007 zogen die Amerikaner ab. Seit Jahren verhandelt die Stadt mit der Bima über die Zukunft der Kaserne. In der Altstadt machten Kneipen dicht, nachdem die Amerikaner weg waren. Geschäfte an der Kaiserstraße taten es ihnen nach. Friedberg hat sich verändert und muss sich wie andere Gemeinden in der Wetterau ein Stück weit neu entwerfen.

Struncks neuestes Filmprojekt widmet sich diesem Wandel. „Son of Elvis“ ist der Titel des Streifens, der gleichzeitig sein Spielfilmdebüt als Autor und Regisseur markiert. Von der hessischen Filmförderung gab es dafür unlängst 30 000 Euro. Mit dem Geld können der Friedberger und sein niederländischer Co-Autor David M. Henrichs weiter am Drehbuch arbeiten, potenzielle Drehorte besichtigen, erste Castings abhalten, sich hin und wieder treffen. Bereits für seinen jüngsten Kurzfilm „The Third King“, der mehrere internationale Preise gewann, arbeiteten Strunck und der Holländer zusammen.

Im Mittelpunkt von „Son of Elvis“ steht ein Mann in seinen späten Fünfzigern, der erfolglos als Elvis-Imitator in Las Vegas arbeitet. Als die Mutter im Sterben liegt, kehrt er in die Wetterau, seine vergessene Heimat, zurück. Dort soll ihn ein GI namens Elvis Presley, der von 1958 bis 1960 seinen Militärdienst in Friedberg absolvierte, in einem One-Night-Stand gezeugt haben. Aber stimmt das überhaupt? Der vermeintliche Sohn begibt sich auf die Suche.

In der etwa 110 Minuten langen Tragikomödie sollen keine bekannten Geschichten über Elvis’ Wirken in der Wetterau aufgewärmt werden. Er wolle dem Mythos Elvis vielmehr auf ironische Weise begegnen und ihn einbetten in seine Wetterauer Heimat und deren Herausforderungen in der Gegenwart, erklärt der Filmemacher. „Son of Elvis ist mein persönlichstes Projekt, da es schon sehr lange untrennbar mit mir und meiner Heimat Wetterau verbunden ist.“ Der Mythos sei aus dem einstigen Army Home of Elvis Presley bis heute nicht wegzudenken, so Strunck. Doch in Friedberg werde er nicht wirklich gepflegt und damit eine Chance verpasst. Er sehe in dem Film deshalb die Möglichkeit, das amerikanische Erbe zu reanimieren.

Studium an der Hochschule für Fernsehen und Film in München

Vor allem in Friedberg und Bad Nauheim soll der Film spielen, das jährliche Elvis-Festival in der Kurstadt ist Teil der Geschichte. Man werde aber auch die übrige Wetterau kennenlernen. Strunck und Henrichs waren dafür viel in der Gegend zwischen Frankfurt und Gießen unterwegs. „Ich finde es wichtig, dass man dezidierte Kenntnisse über die Region hat“, sagt Strunck.

Er selbst hatte der Wetterau eine Zeitlang den Rücken gekehrt, ging nach dem Abitur nach Berlin, sammelte erste professionelle Erfahrungen bei bekannten Produktionsfirmen und begann 2001, an der renommierten Hochschule für Fernsehen und Film in München zu studieren. Seine in dieser Zeit produzierten Kurzfilme gewannen internationale Preise. Nachdem Strunck als 23-Jähriger gemeinsam mit Kommilitonen seine erste Produktionsfirma gegründet hatte und zehn Jahre unterwegs war, kehrte er in seine hessische Heimat zurück.

Dort stieß insbesondere sein Dokumentarfilm „Meine innere Stimme“ auf reges Interesse. In ihm erzählte Strunck die Geschichte eines Freundes aus Friedberg, der das Klettern für sich entdeckte und seine Leidenschaft 2011 unter anderem am Adolfsturm, dem Friedberger Wahrzeichen, auslebte.

„Son of Elvis“ solle im Schulterschluss mit einer hessischen Produktionsfirma, die nicht seine eigene sein müsse, auf nationaler und internationaler Ebene seinen Weg zum Zuschauer finden, sagt Strunck. Es werde ein „ehrlicher“ Film sein, „eigentlich ein Kniefall“ vor der Wetterau.

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