Kinder berichten von Übergriffen

Eltern, Lehrer und Behörden sind alarmiert. Die Kriminalpolizei ermittelt. Wiederholt haben Mädchen in Büdingen von Übergriffen durch unbekannte Männer berichtet. Von vier Fällen seit November ist die Rede. Zeugen sollen sich melden.
Es ist der Albtraum für Familien und Lehrer: Kinder haben berichtet, dass sie rund um die Büdinger Stadtschule und in den angrenzenden Straßen von Unbekannten sowohl verbal als auch körperlich belästigt worden seien. Seit November sind vier Fälle bekannt geworden.
Laut Wetterauer Polizei soll es sich bei den mutmaßlichen Tätern jeweils um Männer im Alter von 20 bis 50 Jahren gehandelt haben. Die Unbekannten sprachen akzentfreies Deutsch. „Ansonsten unterscheiden sich die Angaben zum Teil erheblich voneinander. Ob es sich bei der jeweils beschriebenen Person um ein und dieselbe handelt, kann aktuell nicht mit Sicherheit gesagt werden“, erklärt Polizei-Pressesprecher Tobias Kremp auf Anfrage dieser Zeitung. Zeugen werden gebeten, sich zu melden.
Während der jüngsten Parlamentssitzung in Büdingen sprach CDU-Fraktionsvorsitzender Jonathan König die Vorkommnisse an und erkundigte sich nach entsprechenden Maßnahmen durch das Ordnungsamt und die Polizei. Die Eltern seien zu Recht besorgt, sagte er. Viele Mütter und Väter fahren ihren Nachwuchs seither laut König mit dem Auto zur Schule. Das sei absolut verständlich, erhöhe aber wiederum die Gefahren für Kinder im Straßenverkehr. König forderte, die Sicherheit vor allem im Bereich der Stadtschule zu erhöhen. Laut Bürgermeister Benjamin Harris (CDU) sind dem Magistrat die Vorfälle bekannt. Die Rathausspitze habe sich mit der Polizei abgestimmt, die dann auch tätig geworden sei. Das Ordnungsamt ist nach den Worten des Bürgermeisters angewiesen, verstärkt Präsenz rund um die Stadtschule und in den angrenzenden Straßen zu zeigen. Mehr wollte Harris aus datenschutzrechtlichen Gründen nicht sagen. Polizei-Pressesprecher Tobias Kremp bestätigt auf Anfrage: „Die Wetterauer Kriminalpolizei hat in diesem Zusammenhang entsprechende Ermittlungen eingeleitet.“ Seinen Angaben zufolge ereignete sich der erste Vorfall am Mittwoch, 30. November. Die Leiterin des Kinderhortes in der Gymnasiumstraße habe mitgeteilt, dass mehrere Kinder ihr erzählt hätten, sie seien im Laufe des Tages von einem älteren Mann angesprochen worden. Er habe „Hallo“ zu ihnen gesagt, ein Mädchen soll er zudem in den Arm gekniffen haben.
Der zweite Vorfall ereignete sich laut Kremp am Freitag, 2. Dezember. Eine Schülerin habe berichtet, dass sie auf dem Heimweg nach der fünften Schulstunde in Höhe der Pizzeria in der Gymnasiumstraße von einem Mann angesprochen und nach dem Weg gefragt worden sei. Er soll nach einer Antwort gesagt haben, er verstehe die Beschreibung nicht. Anschließend habe er die Schülerin am Arm gefasst und versucht, sie mit sich zu ziehen. Daraufhin habe das Mädchen den Mann getreten und sich losgerissen.
Zum dritten Vorfall kam es am Dienstag, 6. Dezember. Die Rektorin der Stadtschule meldete laut Polizei telefonisch, dass eine Viertklässlerin soeben im Sekretariat berichtet habe, sie sei kurz zuvor auf dem Schulweg im Bereich „Zum Stadtgraben“ von einem Mann an den Armen festgehalten worden. Er habe gesagt: „Ich nehme dich jetzt mit.“ Laut Kremp schilderte das Mädchen, dass es sich losgerissen habe und zur Schule gelaufen sei. Der Unbekannte habe sich daraufhin in Richtung Spielplatz entfernt.
Am Freitag, 13. Januar, erhielt die Polizei laut Kremp Kenntnis vom vierten Vorfall. Zwei zehnjährige Mädchen hätten bereits zwei Tage zuvor gegen 17 Uhr auf dem Nachhauseweg auf dem Fußweg zwischen der Stadtschule und der Hannerstraße einen Mann bemerkt, der ihnen gefolgt sei. Als er plötzlich pfiff, seien die beiden losgerannt und hätten ihn in Höhe des Kindergartens „Wassertröpfchen“ aus den Augen verloren.
Die Polizei nahm laut Kremp Kontakt zur Schule auf und stimmte sich mit der Schulleitung ab. Zivile und uniformierte Kollegen gehen demnach intensiv in den relevanten Straßen und Uhrzeiten auf Streife. Dabei hätten sie auch Personen kontrolliert und Identitäten festgestellt. Die Kinder seien angehört worden, zudem hätten die Ermittler ihnen Bilder gezeigt. Spuren an der Kleidung einiger Kinder seien untersucht, einschlägig bekannte Personen proaktiv angesprochen worden. Auf Medienberichte habe man wegen der laufenden Ermittlungen und aus ermittlungstaktischen Gründen bislang verzichtet. Zudem habe man die Persönlichkeitsrechte der Kinder wahren wollen.
Die Polizei bittet Personen, die Angaben zu den geschilderten Vorfällen machen können, sich unter Telefon 0 60 31/60 10 mit den Ermittlern der Kripo in Verbindung zu setzen.