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Wilder Steinadler in der Wetterau gesichtet

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Die Entdeckung war zufällig, aber sensationell. Der Biologe Stefan Stadler hat bei Karben einen wilden Steinadler beobachtet. Ein solcher war in Hessen zuletzt 1939 nachgewiesen worden - in Karben. Die Hessische Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz (HGON) spricht von einem großen Glück und erklärt, wie der Vogel vermutlich hierher kam.

Stefan Stadler konnte das Tier, das im Bereich des Naturschutzgebietes Ludwigsquelle bei Karben seine Kreise am Himmel zog, am Sonntag von einem Beobachtungsturm aus fotografieren. Das war alles andere als geplant, denn eigentlich hatte Stadler andere Vögel im Visier, und so richtig glauben wollte er es zunächst nicht. Denn in Deutschland ist der riesige Greifvogel eigentlich nur noch im Alpenraum anzutreffen. Ausschließen konnte Stadler aber schnell, dass der Steinadler aus einer Haltung stammt, schließlich waren keine Markierungen wie Ringe oder Lederriemen auf den Fotos zu sehen, die er mit einem Teleobjektiv aufgenommen hatte.

Die Hessische Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz mit Sitz in Echzell bestätigt diese Einschätzung. Stefan Stübing, Vogelexperte bei der HGON, erklärt: „Es handelt sich um einen zirka einjährigen Steinadler. Er ist anhand seines Federkleids zweifelsfrei identifizierbar. Die großen weißen Bereiche auf den Schwanz- und Flügelfedern sind charakteristisch für einen jungen Steinadler. Andere Adlerarten haben diese Weißfärbung nicht.“ Stübing nennt die Sichtung einen „Sensationsfund“. Denn zuvor seien in Hessen in den vergangenen Jahrzehnten nur aus Haltungen entflohene Steinadler festgestellt worden. Laut HGON geht der letzte dokumentierte Nachweis aus Hessen von einem Wildvogel dieser Art auf März 1939 zurück. Dieses Tier wurde aber tot aufgefunden - im „Gemeindewald Großkarben“.

Der HGON-Vorsitzende Tobias Reiners ergänzt, die Sichtung sei besonders, aber nicht völlig überraschend, weil der Steinadler eine „mobile Vogelart“ sei. Gerade die Jungvögel seien sehr erkundungsfreudig und würden gerne mal weite Strecken fliegen. Der bei Karben gesichtete frei lebende Steinadler könnte aus Skandinavien angereist sein. Dahin scheint er auch zurückkehren zu wollen: Zuletzt wurde er gesehen, wie er mit einer Beute Richtung Nordosten flog. Stübing hält es für möglich, dass der geflügelte Besucher von Skandinavien aus mit den Frostphasen im Dezember und Januar weiter nach Süden gezogen ist. In Karben könnte der Steinadler einen Zwischenstopp wegen des guten Nahrungsangebots eingelegt haben. Auf dem Speiseplan stehen Wasservögel, Hasen oder Aas, etwa überfahrene Tiere am Straßenrand. So könnte der Steinadler prinzipiell gut in der Wetterau überwintern. Dass er hier brüte, sei jedoch nicht zu erwarten. Stübing glaubt, er ist nur auf der Durchreise und werde spätestens im Frühling zurück in seine Heimat fliegen. red

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