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Neuanfang nach Sanierung

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Am Sonntag eröffnet die kleine Kirche in Groß-Karben wieder: Pfarrer Christian Krüger hält bereits einen Teil des Altarschmuckes an, der beim Gottesdienst angebracht wird. Niehoff (2) © Jürgen W. Niehoff

Fast 750 Jahre alt ist die kleine Kirche in Groß-Karben direkt neben dem Dorfmittelpunkt, dem sogenannten Dallesplatz. Doch die Sanierungs- und Renovierungsarbeiten haben ein wahres Wunder bewirkt: Nun sieht sie wieder aus wie neu.

Im Jahr 1378 wurde die kleine Kirche, die gerade einmal Platz für 200 Besucher bietet, erstmals urkundlich erwähnt. Tatsächlich soll sie aber schon 50 Jahre früher erbaut worden sein, wie der Groß-Kärber Herbert Dietz vermutet. Zumindest in einem Chorraum sollen Fundstücke freigelegt worden sein, die auf den Anfang des 14. Jahrhunderts hindeuten. Dietz kennt noch weitere Details, beispielsweise, dass eine der beiden Glocken im Zweiten Weltkrieg ausgebaut worden sei, um daraus Kanonen zu gießen. Erst 1953 sei sie durch eine neue Glocke ersetzt worden.

Die Sanierung und Renovierung der kleinen evangelischen Kirche war längst überfällig, als 2016 im Rahmen des Dorferneuerungsprogramms zunächst mit den Arbeiten an der Außenmauer begonnen wurde.

Zwar waren bereits 1959/60 innen, 1968 außen, und 1985/86 erneut innen Renovierungen vorgenommen worden, doch sie gingen nicht weit genug. Bei den Arbeiten 1968 wurde ein Fresko an der Ostseite entdeckt, das wohl aus dem Spätmittelalter stammt.

Aber auch der 1988 erfolgte Außenanstrich konnte nur die schlimmsten Mängel überdecken, nicht aber beheben. „In den letzten Jahren wurde uns deshalb immer klarer, dass wir tief in die Tasche greifen müssen, um unsere kleine Kirche zu retten“, berichtet Pfarrer Christian Krüger. Auf 1,2 Millionen Euro beläuft sich mittlerweile die Kostenschätzung. 200 000 Euro davon muss die Gemeinde selbst tragen.

KIRCHENGEMEINDE

Zur evangelischen Gesamtkirchengemeinde Karben gehören die Ortskirchengemeinden Burg-Gräfenrode, Groß-Karben (mit Kloppenheim), Klein-Karben, Okarben und Rendel. Die Kirchengemeinde zählt rund 6500 Mitglieder. Für rund 1800 Gläubige ist die kleine Kirche in Groß-Karben zuständig. Die Karbener Kirchengemeinden wurden vor drei Jahren zusammengeführt. Petterweil folgt im nächsten Jahr. jwn

Deshalb hofft der Pfarrer auch auf weitere Spenden, weil die Materialverteuerung auch vor dem Gotteshaus nicht haltgemacht hat. Nach der Außenmauer ging es mit den Sanierungsarbeiten nach innen. 2017 folgten die Arbeiten an der historischen Orgel, die 1805 zwar von der berühmten Orgelbauerfamilie Bürgy (Bad Homburg) eingebaut worden war, dann im Laufe der Zeit aber immer weiter verändert wurde. Am Ende war von der ursprünglichen Orgel kaum noch etwas übrig geblieben. Deshalb wurde beschlossen, sie nun wieder auf den Ursprung zurückbauen zu lassen. „Natürlich ohne Blasebalg. Die Zeit ist wirklich vorbei“, meint Krüger sichtlich amüsiert.

Bei der Sanierung der Dacheindeckung wurde festgestellt, dass der Dachstuhl erhebliche Mängel aufwies und deshalb dringend erneuert werden musste. Auch die spitzbogigen Fenster, die genau wie der Dachreiter auf die Gotik als Entstehungszeit hindeuten, wurden renoviert.

Warum die Arbeiten sich über sechs Jahre hinzogen, kann Pfarrer Krüger auch ohne langes Überlegen erklären. „Wir hatten wie jeder andere Bauherr auch mit den Einschränkungen durch Corona genauso zu kämpfen wie mit den Folgen des Ukraine-Krieges. Immer wieder fehlten Baumaterial oder Fachkräfte“, sagt Krüger. Bis Sonntag sollen nun aber alle Arbeiten zumindest im Innenraum der Kirche fertigstellt sein. Sogar mehr Stühle sind schon aufgestellt, weil der Pfarrer einen großen Ansturm zum Einweihungsgottesdienst am Sonntag um 10 Uhr erwartet. In der Tat lohnt sich ein Besuch, denn bis auf das Mobiliar, das lediglich neu angestrichen wurde, ist so gut wie alles neu und verbreitet einen beeindruckenden Glanz.

Um den Eindruck eines Neuanfangs in der Kirche zu unterstreichen, will Krüger am Sonntag auch den Altarschmuck erst zu Beginn des Gottesdienstes in die Kirche tragen und auf dem Altar aufbauen lassen. Anwesend wird auch der Karbener Kirchenchor sein, der dem Gottesdienst eine noch feierlichere Atmosphäre schenken wird.

Ganz fertig werden die Sanierungsarbeiten auch am Sonntag nicht sein. Denn noch fehlt im hinteren Bereich ein Windfang. Der bisherige über dem Eingang stand nicht unter Denkmalschutz und musste abgerissen werden. Auch die Grabsteine am Haupteingang müssen noch auf ihre Sockel gehoben und die Grünanlage neu eingesät werden. Das dürfte die Freude über die neu sanierte Kirche am Sonntag kaum beeinträchtigen

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