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Ausdauer ist gefragt

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Von: Jürgen Wagner

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Dirk Metzger (M.) mit Bauamtsleiter Brand, Bürgermeister Antkowiak, Ortsvorsteher Mewes und den Ortsbeiratsmitgliedern.
Dirk Metzger (M.) mit Bauamtsleiter Brand, Bürgermeister Antkowiak, Ortsvorsteher Mewes und den Ortsbeiratsmitgliedern. © Nicole Merz

Ausdauer, wusste Wilhelm Busch, „wird früher oder später belohnt - meistens aber später“. Es wird noch ein wenig dauern, bis der Campus vor der THM in Friedberg aussieht wie ein Campus. Der Ortsbeirat Kernstadt hat sich vor Ort schlau gemacht und ermutigende Signale erhalten.

Friedberg und seine Dauerbaustellen: Da ist einiges aufgelaufen, was bald umgesetzt werden soll. Kaserne und Kaiserstraße vorneweg, aber auch der Campus der Technischen Hochschule will nicht so recht in die Spur kommen.

Im Mai 2012, vor elf Jahren, gab Peter Ziebarth, damals Erster Stadtrat, das Startsignal für die Umgestaltung eines Abschnitts der Wilhelm-Leuschner-Straße zwischen den Hörsälen und dem neuen THM-Gebäude auf dem ehemaligen Riester-Gelände. Ziebarth ließ weiß-rote Absperrpoller setzen, die Erprobungsphase begann. Und die Gerichtsprozesse. Die Anwohner hatten Bedenken, befürchteten ein Verkehrschaos, klagten über Parkplatzsuchverkehr. Die Stadt gab ein Verkehrsgutachten in Auftrag, die Gerichte beschäftigten sich jahrelang mit den Klagen. Und wiesen sie ab.

„Theoretisch kann es jetzt losgehen“, sagte Ortsvorsteher Rudi Mewes (Grüne) beim Ortstermin vor dem Hörsaalgebäude der THM. Neben den Ortsbeiratsmitgliedern waren auch Bürgermeister Dirk Antkowiak (CDU), Stadtbauamtsleiter Tobias Brand und THM-Vizepräsident Dirk Metzger erschienen. Metzger erläuterte die bisherige Planung. Drei Areale sollen umgestaltet werden: Der durch Poller abgesperrte Bereich, der kleine Parkplatz vor dem Hörsaalgebäude und der Abschnitt der Wilhelm-Leuschner-Straße von den Pollern bis zur Karlsbader Straße. Wobei noch in den Sternen steht, wie dieser letzte Abschnitt einmal aussehen soll. Hier befinden sich viele Parkplätze der Anwohner und die Ein- und Ausfahrt zur Friedrich-Ebert-Straße. Keine leichte Aufgabe für Planer.

Vordringlich sind die beiden anderen Bereiche. Die Widersprüche seien vor Gericht zwar abgewiesen worden, erinnerte Metzger. „Jetzt stellt sich die Frage: Wo kommt das Geld her?“ Das war eine rhetorische Frage, das Geld kommt vom Land Hessen. Nur hat das Land angesichts vieler Bauprojekte und aufgrund der Tatsache, dass in Wiesbaden noch keine Entscheidung über den nächsten Landeshaushalt getroffen wurde, auch noch keine Freigabe erteilt.

Klar sei aber, dass man Aufenthaltsqualität schaffen wolle. Grünflächen sollen integriert werden. Dann die Frage, wie viele Parkplätze erhalten bleiben. Metzger: „Wir wissen vom Druck auf das Umfeld.“ Fallen Parkplätze weg, verstärkt sich der Suchverkehr in den angrenzenden Straßen. Aber wie viele Autos (und wie viele Parkplätze) werden in 20 Jahren noch benötigt? Das will gut überlegt sein, bevor Infrastruktur geschaffen wird, die irgendwann überflüssig ist.

Die Aussicht, dass womöglich erst 2025 Geld für die Umgestaltung bereitsteht, gefiel Bernd Stiller (Grüne) gar nicht: „Ist an eine Zwischenlösung gedacht?“, wollte er wissen. Aktuell ist auf dem Campus ein Zelt aufgebaut die THM-Karrieremesse ist dort untergebracht. Stiller regte „bewegliches Mobiliar“ an, „damit erkennbar wird, dass hier etwas gestaltet wird“.

Das sicherte Metzger zu. 2022 hat die Hochschule eine Spende erhalten, das Geld werde für einen Wettbewerb unter Studierenden zum Thema „nachhaltiger Campus“ verwendet. Metzger kann sich vorstellen, dass vorab Parkplätze umgestaltet werden.

Ein Gesprächsthema war auch das offenbar mangelhafte Angebot an Wohnungen für Studierende. Bürgermeister Antkowiak erinnerte an die 70 Wohneinheiten, welche das Studierendenwerk Gießen in der Burg geschaffen hat. Das sei immerhin ein Anfang. Aber oft sind es gar nicht die Wohnangebote, die über den Zuzug entscheiden. Metzger fiel die Aussage eines Studenten ein: „Als ich in Friedberg angefangen habe zu studieren, bin ich nach Gießen gezogen.“ Weil dort mehr Leben ist, weil es mehr Freizeitmöglichkeiten für junge Leute gibt.

Deutlich wurde in dem Gedankenaustausch aber auch, dass die Zusammenarbeit von Stadt und THM noch ausbaufähig ist. Metzger lud alle Ortsbeiratsmitglieder (und auch alle anderen Bürger) für den 5. Juli zum „Tag der Energie“ auf dem THM-Campus ein, mit Info-Ständen, Vorlesungen und Livemusik.

Aktuell fehlen die Gelder, um den Campus so zu gestalten, dass er auch den Namen „Campus“ verdient. Bis das Land die Mittel freigibt, sollen gestalterische Provisorien geschaffen werden.
Aktuell fehlen die Gelder, um den Campus so zu gestalten, dass er auch den Namen „Campus“ verdient. Bis das Land die Mittel freigibt, sollen gestalterische Provisorien geschaffen werden. nici Merz © Nicole Merz

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