Nach Rassismus-Vorwürfen: Das Ende für den „Mohr von Mörlau“

Nach einem Empfang bei Hessens Ministerpräsident Boris Rhein hat sich die KG Mörlau wegen des zur Veranstaltung entsandten »Mohr« entschuldigt. Er wird am Sonntag beim Umzug nicht dabei sein.
Ober-Mörlen – „Fehler 404: Diese Seite existiert nicht mehr.“ Wer dieser Tage im Internet nach den Begriffen „Mohr“ und „Ober-Mörlen“ sucht, findet zwar noch einen Sucheintrag für die Internetseite der Ober-Mörler Karnevalsgesellschaft „Mörlau“ (KG), beim Klick darauf fehlt diese Seite aber mittlerweile. Einst gab es hier Hintergründe zu dem schwarzen Kopf auf dem Wappen des Vereins, dem sogenannten Mohr von Mörlau. Nach dem letzten Wochenende könnte nun auch abseits vom Internet Schluss mit Auftritten der Figur sein, die als ein Symbol der Ober-Mörler Fastnacht gilt.
Zuletzt war der KG-Mohr am Samstag bei einem Empfang von Ministerpräsident Boris Rhein (CDU) im Schloss Biebrich in Wiesbaden zu Gast. Der Landesvater empfing mit seiner Frau Tanja Raab-Rhein viele hessische Fastnachter. Was zunächst eine Ehrung für den „Beitrag gelebte Demokratie“ der närrischen Gäste war, wurde schnell zu einer Debatte über Rassismus wegen „Blackfacing“. Der „Mohr von Mörlau“ ist nämlich eine weiße Person, die schwarz geschminkt dunkelhäutige Menschen stereotypisch darstellt. Laut eines Berichts der Hessenschau habe sein Auftritt bei „vielen Menschen für Empörung gesorgt“.
Ober-Mörlen verzichtet beim Umzug auf den „Mohr von Mörlau“
Nach der Berichterstattung nimmt die KG am Sonntag dazu auf ihrer Internetseite Stellung: „Wir entschuldigen uns ausdrücklich bei allen Menschen, die wir verletzt haben könnten“, schreibt der Vorstand. Alle Bilder und Inhalte mit dem „Mohr von Mörlau“ seien auf den Web-Kanälen der KG entfernt worden. „Wir wollen niemanden kränken“, daher seien auch alle öffentlichen Auftritte des Mohren abgesagt. Die Angelegenheit werde seitens des Vorstandes „sehr ernst“ genommen. Demnach der „Mohr von Mörlau“ am kommenden Sonntag beim Umzug in Ober-Mörlen nicht dabei sein.
Ein Kopf einer dunkelhäutigen Person ist auch auf dem heutigen Wappen der Gemeinde Ober-Mörlen zu finden und auch schon bei der alten Variante von 1716. In mittelalterlichen Urkunden findet sich auch für das Jahr 790 die Bezeichnung „Mark des Mohren“, die der Gemeinde später ihren Namen gab. In der Heraldik ist ein Mohr auf einem Wappen zunächst nichts Ungewöhnliches. Er kann sowohl wegen Legenden und Sagen, wegen historischer Begebenheiten, aber auch als Symbol für den heiligen Mauritius dort abgebildet sein.
„Blackfacing“ rassistisch geprägt
„Blackfacing“ und dessen rassistischer Hintergrund wird gerade in den letzten Jahren öffentlich diskutiert. 2019 hat sich etwa auch Kanadas Premierminister Justin Trudeau öffentlich dafür entschuldigt, 2001 bei einem Kostümabend mit braun geschminkter Haut aufgetreten zu sein. Die Praktik, dass ein schwarz geschminkter Weißer eine dunkelhäutige Person darstellt, wurde auch in „Minstrel Shows“ in den USA im 18. und 19. Jahrhundert angewendet. Übertrieben dicke rote Lippen, primitives oder dümmliches Verhalten und weitere Stereotype wurden dort bedient, um afroamerikanische Sklaven darzustellen. „Blackfacing“ gilt in vielen Ländern, auch in Deutschland, als rassistische Kunstform und ist dort von den Bühnen verband. (zy)
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