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Neue Wiese für die Obstbäume

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Von: Claudia Isabel Rittel

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Fejzi Suljman befreit die Bäume auf der Streuobstwiese „Am Wingert“ vom Wildwuchs der Brombeeren.
Fejzi Suljman befreit die Bäume auf der Streuobstwiese „Am Wingert“ vom Wildwuchs der Brombeeren. © Michael Schick

Naturschützer und Behörden haben in einer erfolreichen Kooperation eine 6000 Quadratmeter große Obstbaumfläche saniert. Das Gelände, das im Eigentum von mehr als 40 verschiedenen privaten Besitzern ist, lag jahrelang brach.

Thomas Staude sitzt auf einem Traktor. Er trägt einen Ohrenschutz, vorn an den Traktor ist eine sogenannte Mulche montiert. Mit diesem Aufsatz macht er alles kurz und klein, was ihm in den Weg kommt. Vor allem Brombeerbüsche.

„Hier war alles zugebuscht“, sagt er am zweiten Tag seiner Arbeit auf dem Streuobstgebiet „Wingert Gewann“, das zwischen dem Bad Vilbeler Friedhof und dem alten Steinbruch liegt. Bis zu vier Meter hoch gewachsen seien die Büsche und Sträucher. Vorrangig um die alten Obstbäume herum, die auf dem rund 6000 Quadratmeter großen Gebiet stehen. Was mal eine Streuobstwiese war, war völlig zugewachsen.

Der Sprecher des Initiativkreises Ökologie der Lokalen Agenda 21, Peter Paul, bezeichnet diese Maßnahme daher als „essentiell“ für den Naturschutz. Denn Streuobstwiesen sind artenreiche Biotope, in denen viele Arten von Pflanzen und Tieren heimisch sind. Unter anderem auch der Steinkauz, von dem in der Nähe der nun sanierten Wiese bereits zehn Paare leben. Oder der Gartenrotschwanz. Doch anders als Wälder erhalten sich Streuobstwiesen nicht von selbst. „Sie sind ein Produkt der landwirtschaftlichen Struktur“, sagt Paul. Eine vom Menschen gemachte Landschaft. Sie müssten gepflegt werden, sonst wüchsen sie zu.

Das war lange überfällig. In den vergangenen zwei Tagen hat sich Thomas Staude mit zwei seiner Mitarbeiter darum gekümmert. Getan hat er das im Auftrag einer Allianz aus Tierschützern und Behörden. Doch das war kein einfacher Auftrag.

Eigentümer müssen Aktion dulden

Der Initiativkreis Ökologie hat sich laut Sprecher Paul schon seit Jahren dafür eingesetzt, besagte Streuobstwiesen zu sanieren. Doch es gab ein Problem: Die Fläche, auf der die Obstbäume stehen, gehört vielen verschiedenen Eigentümern. „Das hat sich ja über Jahrhunderte entwickelt“, sagt Paul. Durchs Vererben seien die Parzellen immer kleiner geworden. Manche wüssten nicht einmal, dass ihnen dort ein Stück Land gehöre. „Wie kommt man da an die Besitzer ran?“

Dass es mit der Sanierung geklappt hat, sei auch der Unteren Naturschutzbehörde zu verdanken, meint Paul. Die habe überhaupt erst eine Rechtsgrundlage gefunden, aufgrund der das zu machen sei. Die so genannte Duldungspflicht. Die sieht das Bundesnaturschutzgesetz in Paragraph 65 vor. Sie besagt: Eigentümer müssen Maßnahmen der Landschaftspflege dulden, wenn dadurch die Nutzung des Grundstücks nicht unzumutbar beeinträchtigt wird. Allerdings sind sie darüber im Voraus zu informieren. Und genau das hat das die Untere Naturschutzbehörde beim Wetteraukreis getan. Etwa 45 Eigentümer hat sie angeschrieben und auf die Maßnahme aufmerksam gemacht. „Fast alle haben sofort mitgezogen“, sagt Paul. Einige hätten Einwände oder Bedenken gehabt. „Zum Schluss aber haben alle „Ja“ gesagt, lobt Paul. Und fügt an: Im Grunde werte es das Gelände ja auch auf.

Gekostet hat das Ganze 2261 Euro. Den Großteil der Kosten hat die Stadt Bad Vilbel mit 1700 Euro getragen. Außerdem hat der Ortsverband Bad Vilbel des Bundes für Umwelt und Naturschutz 561 Euro übernommen. Federführend organisiert hat das Projekt laut Paul der Naturschutzfonds Wetterau.

Und in Zukunft? Damit das Gelände nicht wieder zuwächst, wird vom Frühjahr an der Karbener Schäfer mit seiner Herde regelmäßig dort vorbeiziehen. Dann fressen die Schafe die Büsche und Sträucher schon gleich weg, wenn sie austreiben und bevor sie zu groß werden und Stacheln bekommen.

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