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Gold für das „Zeitsilber“

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Von: Michael Humboldt

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Angelika Kindt beim Gedankenaustausch im Bad Nauheimer „Levante-Café“. humboldt © Michael Humboldt

Zeitsilber“ bringe zusammen, was zusammen gehöre, erklärte die Laudatorin im Rahmen einer festlichen Veranstaltung in Berlin. Nun hat das „Silber“ Gold geholt und den Deutschen Demografiepreis gewonnen. Darüber freut sich auch Angelika Kindt aus Bad Nauheim riesig, die eine tragende Kraft im „Zeitsilber“-Team ist.

Wir treffen uns am frühen Morgen in der „Levante Café-Bar“. Noch ist der Himmel bedeckt von grauen Wolken, doch Angelika Kindt wirkt wie ein Sonnenschein in dieser tristen Stimmung und verbreitet mit ihrem Lächeln die pure Lebensfreude. Seit vier Jahren wohnt sie in der Bad Nauheimer Karlstraße und hat zuvor die halbe Welt bereist. Sie ist in Braunschweig geboren, hat in Berlin gearbeitet, in Offenbach für einen Bundestagsabgeordneten, in München und sogar in Peking. In der Kurstadt habe sie die schönste Wohnung überhaupt gefunden, schwärmt sie. Und nun hat die 73-Jährige den Deutschen Demografiepreis nach Bad Nauheim geholt.

Etwa 1000 Bewerber habe es für diesen Preis gegeben, und für sie sei ein Traum in Erfüllung gegangen, betont Kindt strahlend. „Wir haben uns im März für den Deutschen Demografiepreis in der Kategorie Zukunft der Arbeit beworben und bekamen bereits im April die Nachricht, dass wir in unserer Kategorie nominiert sind. Das hat uns total gefreut. Dann mussten wir erst einmal noch vor der Jury auf einer digitalen Unconference Ende April pitchen“, erzählt sie. Eine Unconference ist eine Konferenz ohne hierarchische Strukturen, die stattdessen von den Teilnehmern selbst gestaltet wird.

Mit großer Vorfreude sei sie am 11. Mai zur Verleihung des Deutschen Demografiepreises nach Berlin gefahren. „Und tatsächlich haben wir gewonnen. Ein wunderbarer Tag.“

Der renommierte Preis wird getragen vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales, Siemens, Deutsche Bahn, Zeit-Akademie, ING Bank und DEVK. „Wir danken den Trägern, der Jury und vor allem dem Deutschen Demografienetzwerk für diese Auszeichnung und die würdevolle Organisation des schönen Abends“, sagt die Bad Nauheimerin. Doch was bewirkt sie überhaupt mit ihrem Projekt „Zeitsilber?“

„Wir sind ein junges Startup- und Herzensprojekt - gegründet Anfang 2021 von Menschen für Menschen“, erklärt sie. „Wir bieten von ganzem Herzen Lösungen für Probleme des demografischen Wandels an und arbeiten bundesweit digital.“ Zu ihrem Team gehören Dr. Dirk Stauder, Roman Sauer, Paulina Barton und Hakan Cengiz.

Der Firmensitz befindet sich in München und ihr Homeoffice in Bad Nauheim. Das Team besteht aus fünf Spezialisten und agiert bundesweit. Das Beste sei, sagt Angelika Kindt, dass man generationsübergreifend in der Zusammenarbeit mit Mitarbeitern zwischen 23 und 73 Jahren Lebenserfahrung etwas bewirken könne.

So hat man eine digitale Tätigkeitsplattform für Menschen im Alter 50plus entwickelt. „Wir sind der Meinung, dass Erfahrung weitergegeben werden sollte in der Berufswelt. Außerdem sehen wir große Herausforderungen im Zuge des demografischen Wandels - wie zum Beispiel den Fachkräftemangel“, erläutert Angelika Kindt. Umso wichtiger sei es, Menschen, die, wie sie, auch im Alter noch beruflich tätig sein wollen, mit suchenden Unternehmen und Privatpersonen zusammenzubringen. „Uns ist wichtig, dass sich die Suchenden auf der Plattform wohlfühlen und Matches vor allem da zustande kommen, wo freiwillige Angebote und Nachfrage sich treffen.“ Im Sinne einer Selbsterfüllung könne sich jeder auf ihrer Homepage „Zeitsilber“ registrieren lassen.

Und natürlich wird sie im „Levante“ gefragt, warum sie diese Herausforderung selbst noch annimmt. „Der demografische Wandel und daraus resultierende Arbeits- und Fachkräftemangel, Altersarmut, soziale Einsamkeit und fehlende Weitergabe von Wissen spielen sicherlich auch bei mir eine entscheidende Rolle für diese Motivation.“ Aus ihrer Sicht werde man in einigen Jahren an einen Punkt kommen, an dem der Fachkräftemangel und die fehlende Weitergabe von Wissen durch die aus dem Beruf scheidende Generation große sozial-gesellschaftliche Probleme und einen sinkenden Wohlstand verursachen können.

Statt der Erhöhung des Renteneintrittsalters spricht sich ihr Team für neue Denkweisen und Modelle wie Freelance-Arbeit 50plus, Startup-Gründung 50plus oder Experten-Projektarbeit aus. Für diese Ideen wurde Angelika Kindt Gold verliehen.

Die Laudatorin der Veranstaltung erklärte denn auch: „Die Themen, die Innovation bieten, sind auch Themen, die Mut in der Arbeitswelt machen.“

„Zeitsilber“ sei eine digitale Plattform, aber auch eine Lösung, die sehr viel Mut mache in einer wichtigen Zielgruppe, deutschlandweit und digital mit schon jetzt mehr als 10 000 erreichten Menschen und Nutzern.

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