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Gemeinsam Lebensmittel retten

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Henrike Duda (3. v. r.) und Sabine Haas (l.) mit (v. l.) Klaus Kreß und dem IKI-Team Hedwig Rohde, Rita Orfall und Daniela Wagner. © Red

Mehr als fünf Jahre gibt es das Secondhand-Kaufhaus Bad Nauheim, doch nie zuvor hat es hier so appetitlich gerochen. Seit Anfang April 2023 schwebt über den schön dekorierten Haushaltsartikeln, die in der Einrichtung eine zweite Chance erhalten, regelmäßig der Duft von frischem Brot. Es ist dies eine willkommene Folge der Kooperation des Kaufhaus-Trägervereins IKI mit der 2022 gegründeten Initiative Foodsharing Wetterau, die Lebensmittel vor der Vernichtung rettet.

Dieser Tage stattete Bürgermeister Klaus Kreß der Kooperation einen Besuch ab.

Es ist spätabends, doch die Räume des Secondhand-Kaufhauses sind hell erleuchtet. Mitglieder des achtköpfigen Food-Teams von IKI haben seit einer Stunde alle Hände voll zu tun. Sorgfältig werden der neue Kühlschrank, Regale und Tische gereinigt und desinfiziert, stabile Kunststoffkisten mit frisch gewaschenen Baumwolltüchern ausgelegt, die wenigen noch vorhandenen Lebensmittel kritisch begutachtet. Dann wird eingeräumt. Zwei der drei an diesem Abend erwarteten Foodsaver-Teams haben bereits geliefert. Joghurt und Milch, kühlpflichtige Menüs, empfindliches Obst und Gemüse kommen in den Kühlschrank, Möhren, Äpfel und Ähnliches sortiert in die Kisten im Regal, Waren wie Ketchup, Olivenöl, Müsli oder Schokolade ins Fach darüber, Brot und Brötchen, die meisten verpackt, in weitere Kisten auf die Tische. Besondere Vorsicht erfordert der Umgang mit unverpackten Brötchen, Griffzangen liegen bereit.

Henrike Duda bringt an diesem Tag um 22 Uhr die letzte Lieferung. Die 30-jährige Bad Nauheimerin ist Gründerin der Foodsharing-Gruppe für den Bezirk Friedberg-Büdingen und hat sie mit Sabine Haas (Bad Nauheim) und Sabine Léonard (Friedberg) aufgebaut.

Gemeinsam koordinieren die drei Frauen das 30-köpfige Team aus freiwilligen Foodsavern, die nach festem Plan dreimal wöchentlich Lebensmittel bei Supermärkten, Bäckereien und Fachgeschäften abholen und zu den öffentlichen „Fair-Teilern“ bringen. Konkurrenz zur „Tafel“ gibt es nicht; die Foodsaver kommen an den Tagen, an denen die Tafel keine Lebensmittel holt, und nehmen zusätzlich das, was die Tafel nicht nehmen kann oder will. Bedingung für die Foodsaver: Sie dürfen die Lebensmittel nur verschenken, nicht verkaufen.

Duda hat die Foodsharing-Initiative, der sich seit 2012 über 200 000 Ehrenamtliche in Deutschland, Österreich, der Schweiz und weiteren europäischen Ländern angeschlossen haben, in Gießen und Frankfurt kennengelernt. Ziel ist es, der Verschwendung entgegenzuwirken. Duda: „Es ist unfassbar, wie viele Lebensmittel weggeworfen werden, in Deutschland sind es immer noch mehr als ein Drittel aller produzierten Esswaren. WWF Deutschland schätzt, dass allein durch das Wegwerfen von Lebensmitteln zehn Prozent aller Treibhausemissionen weltweit verursacht werden.“

Bürgermeister Kreß findet diese Zahlen ebenso schockierend wie die Masse der an diesem Tag angelieferten Lebensmittel. „Natürlich weiß ich, dass Essen verschwendet wird. Dies im Detail in der Praxis zu sehen, ist aber doch etwas anderes. Es ist erschütternd, zu wissen, dass all das hier ohne Sie im Müll gelandet wäre“, betont Kreß und bedankt sich bei den Lebensmittelrettern ebenso wie bei IKI für ihren Einsatz.

Im Secondhand-Kaufhaus können die Lebensmittel zu den üblichen Öffnungszeiten (Spendenannahme mittwochs 16 bis 18 Uhr, Verkauf donnerstags 18 bis 20 Uhr und samstags 14 bis 17 Uhr) geholt werden. Wegen der vorübergehenden Schließung der Tafel gibt es heute zur Lebensmittelabholung eine Sonderöffnungszeit von 12 bis 12.30 Uhr. red

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Blick in den gut gefüllten Kühlschtrank. red (2) © Red

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