Die Angst im Tunnel

Bad Nauheim - Unheimlich findet manch einer die Tunnel zwischen Schwalheim und Bad Nauheim, holperig einen Feldweg ab Friedberg. Beides dient dem Fuß- und Radverkehr, mit beidem befassen sich jetzt die kurstädtischen Gremien.
Bereits zu Zeiten des ehemaligen Ortsvorstehers Klaus Englert (FW) waren die unwirtlichen Tunnel für den Fuß- und Radverkehr in Schwalheim ein Thema. Vom Promenadenweg aus gelangt man dorthin, sie führen von dem Stadtteil nach Bad Nauheim bis zu den Gradierwerken. Man geht oder radelt zunächst über eine Holzbrücke, die die Bundesstraße 3 quert. Jeder der beiden Tunnel ist etwas über 20 Meter lang, der eine ist schmal, der andere etwas breiter. Die Wände sind mit Graffiti bedeckt, „Radfahrer absteigen“ steht an den Eingängen. Als Angstraum empfinden manche Menschen diesen Ort, der auch ein Stück des Schulwegs ist. Ein weiteres Thema in Bad Nauheim ist ein Feld-/Radweg ab Friedberg, dessen Ausbau die Freien Wähler beantragt haben.
„Tröööt!“ Ein Mann auf einem Drahtesel hupt, bevor er den ersten Tunnel in Schwalheim nimmt. „Absteigen!“, ruft ihm eine Spaziergängerin hinterher. Sie fürchtet die Strecke vor allem wegen solcher Radfahrer. „Ich denke manchmal, dass mich jemand anfährt“, sagt sie. Vor Überfällen hat sie keine Angst, denn selbst abends sei es nicht stockduster dort. Es falle Licht von außen hinein, außerdem fühlt sie sich durch ihren Hund geschützt.
GREMIEN TAGEN
In zwei Bad Nauheimer Gremien geht es dieser Tage unter anderem um Fuß- und Radwege. Ortsbeirat Schwalheim, 24. Mai, 19.30 Uhr, Mehrzweckhalle Schwalheim: Auf der Tagesordnung stehen auch die Themen Einbahnstraße/Wilhelm-Leuschner-Straße, Defekte Straßenlaternen zwischen Gaststätte Mehrzweckhalle und Sudetenstraße, Querungshilfe, Treffpunkt mit Sitzgelegenheit im Wohngebiet „Am Wingert“.
Städtischer Ausschuss für Bauen, Planung und Grünwesen, heutigen Dienstag, 19.30 Uhr (Sitzungssaal Rathaus, Dachgeschoss). Auf der Tagesordnung stehen außer der Befestigung eines Radwegs die folgenden Themen: Waldfriedhof, Ausweitung Öffnungszeiten Gesundheitsgarten, Einführung von Besucherparkaus-weisen, Rampe Buxton-Platz und auch der Bebauungsplan „Im Steckgarten“. ihm
Eine weitere Frau radelt vor ihrem Mann her. „Nie würde ich hier alleine durchfahren“, erklärt sie. Eine dritte Bad Nauheimerin passiert den Tunnel zu Fuß mit ihren Einkäufen. Sie wohnt nahe des Gradierbaus in der Kernstadt und geht die Strecke öfter. „Die Märkte im ,Langen Morgen‘ lassen sich gut über diesen Weg erreichen“, erzählt sie. Momentan findet sie es nicht beängstigend, durch die Tunnel zu gehen. „Wir haben Frühling, es wird Sommer. Da ist es hell, belebt und schön grün“, sagt sie. Im November und Dezember sieht die Sache ihrer Ansicht nach anders aus. Den Begegnungsverkehr Fußgänger/Radfahrer erlebt sie ebenfalls als Problem. „Es ist ein Raum für Konflikte“, stellt sie fest. Eine Menge ist los am frühen Nachmittag. In regelmäßigen Abständen kommen Radfahrer und Fußgänger aus dem Tunnel heraus. Laut der Anwohnerin ist es zu späten Uhrzeiten einsamer.
„Ich laufe da nachts auch nicht durch“, bekennt die Schwalheimer Ortsvorsteherin Lisa Graudenz (FW). Sie erinnert sich an die Äußerungen einer Mutter, die den gesamten Bereich als unschöne Gegend bezeichnete. Sie habe nicht nur die Tunnel, sondern auch die Holzbrücke und den Weg zu den Märkten gemeint. Ende vergangenen Jahres traf sich Graudenz mit der städtischen Frauenbeauftragten Patricia Mayer. Seinerzeit war in Bad Nauheim eine Sicherheitskonferenz gewesen, und Mayer habe sich des Themas angenommen. Die Beleuchtung verbessern, Büsche und Gestrüpp zurückschneiden, mit der Polizei sprechen: Solche und andere Dinge gehörten laut Graudenz zu der Agenda der Frauenbeauftragten. „Wir haben das im Ortsbeirat einstimmig begrüßt“, schildert die Ortsvorsteherin. Sie plant, dieser Tage mit Mayer zu sprechen, um den Sachstand bei der Ortsbeiratssitzung am Mittwochabend mitzuteilen. An der Breite der Tunnel lasse sich nichts ändern, aber das Mögliche sollte getan werden. Auch die Unfallrisiken sieht Graudenz: „Bisweilen sausen sogar kleine Motorroller durch.“
Ein weiterer Radweg liegt in Friedberg - allerdings nur gefühlt, denn offiziell ist es Gemarkung Bad Nauheim. Der Pfad beginnt hinter TÜV und Engel Caravaning in der Dieselstraße und führt in die Gesundheitsstadt. Achtzig Meter dieses Wegs, der über eine Brücke ins Bad Nauheimer Gewerbegebiet führt, ist unbefestigt. Es ist eine Alternative für Radfahrer, die nicht neben Autos und Lkw herfahren wollen. Die Freien Wähler hatten bei der jüngsten Stadtparlamentssitzung in der Trinkkuranlage beantragt, den Weg auszubauen. Fraktionsvorsitzender Markus Theis erklärt im Gespräch mit dieser Zeitung: „Das soll dazu dienen, die Fahrt zwischen Bad Nauheim und Friedberg vom Autoverkehr zu trennen und somit deutlich zu verbessern.“ Am Dienstagabend befasst sich der städtische Bauausschuss mit dem Thema.