Bürgermeister als Lebenstraum

Am Sonntag wählt die Stadt Bad Nauheim ihren Bürgermeister. Allerdings hat Amtsinhaber Klaus Kreß keinen Gegenkandidaten, braucht aber mindestens 50 Prozent der Stimmen, um seine Arbeit fortführen zu können. Beim Besuch im Rathaus spricht der Bürgermeister über sein Privatleben, seine Karriere, die erste Amtszeit und seine Ziele für die Zukunft.
Als Bürgermeister sei man 24 Stunden im Dienst. Für viel Spaß an der Arbeit zahle man auch einen hohen Preis, bekennt Klaus Kreß, als wir uns am Rathaustisch mit seiner Presse-Referentin Esther Schüerhoff und Fotografin Nici Merz zusammensetzen. Mit sehr großer Wahrscheinlichkeit darf er hier nach der Bad Nauheimer Bürgermeisterwahl am Sonntag weitere sechs Jahre bleiben. Schließlich hat er keinen Gegenkandidaten. Auch deshalb sieht man in der Stadt nur wenige Wahlplakate.
Doch was wäre gewesen, wenn es einen Konkurrenten gegeben hätte, der die Wahl auch noch gewonnen hätte?, wird er irgendwann gefragt. „Dann hätte ich keinen Plan B gehabt. Vielleicht hätte ich mal was ganz anderes gemacht“, überlegt Kreß.
Doch das Bürgermeisteramt sei natürlich sein Lebenstraum. „Bad Nauheim ist mein Ding“, schwärmt er. Weil er oberhalb der kommunalen Ebene keine politischen Ziele habe, bleibe er auch parteilos. Sämtliche Eintrittsangebote der Parteien hat er abgelehnt.
So lautet sein Motto; „Auch in kleinen Dingen die Sorgen und Anliegen der Menschen ernst nehmen.“ Bürgernähe habe für ihn oberste Priorität. Deshalb sitzt er dann und wann auch mal in der Kneipe oder in der Pizzeria, um zu erfahren, was die Bürger bewegt.
Politisch hat Kreß noch ein anderes Credo: „Stetig investieren, mutiger werden, ohne Harakiri zu betreiben. Sonst bewegt sich nichts.“ Dafür steht der gigantische Bau der Sprudelhof-Therme, die er unter seiner Regie in diesem Jahr auch gerne eröffnen würde. „Das wird ein touristisches Zugpferd der Stadt.“ Dass er den Bad Nauheimern in seiner zweiten Amtszeit den nächsten großen Wunsch gerne erfüllen möchte, bereite ihm manchmal auch schlaflose Stunden in der Nacht, gibt er zu. Denn der Neubau einer Eis-Arena für die „Roten Teufel“ sei aktuell ohne Investor nur schwer zu realisieren. Doch auch in diesem Punkt, so hört man, gibt es Hoffnung.
Wie aber kam Klaus Kreß überhaupt zu dieser Position? „Nach dem Abi auf der Augustiner-Schule hatte ich noch kein klares Ziel vor Augen“, erinnert er sich. Im dualen Studium wurde er Diplom-Verwaltungswirt. Danach war er bei der Stadt Karben persönlicher Referent von Bürgermeister Detlev Engel. „Da habe ich den Spaß an der Politik entdeckt.“
Groß geworden ist er in Rendel, wo er - wie fast alle dort - Faustball gespielt hat. „Doch ich wusste immer, dass ich gerne mal in Bad Nauheim wohnen würde.“ 1992 ist er in die Kurstadt gezogen und hat nebenbei auch zwei Jahre in der Wehrheim-Gierok-Tanzschule in der Latein-Formation getanzt.
In Bad Nauheim wurde er Fachbereichsleiter unter Bernd Rohde, war später die rechte Hand von Bernd Witzel und dann auch von Armin Häuser. Weil er sich in diesen Jahren viel Fachkompetenz aneignen durfte, hat er dann am 7. Mai vor sechs Jahren aus dem Stand heraus mit 50,6 Prozent drei weitere Bürgermeisterkandidaten deklassiert.
Stolz war er in seiner ersten Amtsperiode auf das Management der Stadt in der Pandemie-Zeit, auf Platz acht für Bad Nauheim im landesweiten Smart- City-Ranking, auf die Entstehung des Baugebietes „Bad Nauheim Süd“, die Belebung des Stoll-Geländes oder das neue Wohngebiet in Rödgen mit alternativer Wärmeversorgung. „Aber es gibt auch so viele kleinere Dinge, die einen zufrieden stimmen. Für den Greifvogelpark beispielsweise haben wir zehn Jahre gekämpft. Wenn so etwas gelingt, freut man sich.“ Auch die Bronze-Figur von Elvis auf der Usa-Brücke bereite ihm Spaß, die neue Bleibe des Theaters Alte Feuerwache (TAF), und mit viel Herz habe er das Projekt „Stationäres Hospiz“ mit angetrieben.
Auch in der zweiten Epoche, die ihm wohl bevorsteht, will er „in der Flut der Anträge den Blick auf das reale Leben bewahren“. Die Innenstadt soll weiter begrünt werden, und in der Flüchtlingssituation erwartet Klaus Kreß schwierige Aufgaben. Zur Seite steht ihm dabei ein „gigantisches Team“, wie er schwärmt. Und den Ersten Stadtrat Peter Krank schätzt er als besonnenen Partner. „Er hat nur einen Fehler“, sagt der 54-jährige Klaus Kreß und lacht. „Er wohnt in Friedberg.“