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Auch ohne Fleisch verköstigt

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Es war eine mutige Entscheidung: Die Jugendherberge in Büdingen kocht seit einem Jahr komplett vegetarisch - als einzige in Deutschland. Und sie kann sich über die Resonanz auf das ungewöhnliche Angebot nicht beklagen. Die ist bisher durchweg positiv.

„Warum sind die Vegetarier immer die Ausnahme, warum drehen wir’s nicht mal um, dass Fleischesser die Ausnahme sind?“, war die Frage des Büdinger Jugendherbergsleiters Michael Klinge vor über zwei Jahren, mit dem eine kulinarische Entwicklung des Hauses ihren Lauf nahm, die heute hessen- und sogar deutschlandweit Beachtung findet. Denn die Büdinger Jugendherberge ist die einzige in der Bundesrepublik, die ihre Gäste komplett vegetarisch verpflegt - und auf eine sehr gute Resonanz damit stößt. Der hessische Jugendherbergsverband habe die Entscheidung des Hauses sehr gut aufgenommen und keine Vorgaben dazu gemacht, berichtet Hausleiterin Diana Timm.

Die Jugendherberge mit 161 Betten in 28 Zimmern und mit sechs Aufenthaltsräumen für Spiele und Tagungen liegt idyllisch am Waldrand oberhalb von Büdingen mit Blick zur Stadt und bis zum Taunus. Während der Pandemie, in der keine Klassenfahrten stattfinden durften, diente die Herberge über anderthalb Jahre als Flüchtlingsunterkunft. Seit April 2022 ist sie wieder geöffnet, bietet seither ausschließlich vegetarische Gerichte an und ist sehr gut belegt. Wie Timm mitteilte, werden es in diesem Jahr wieder rund 17 000 Übernachtungen sein. Mit Stefan Thiele hat das Haus einen Küchenleiter, der mit Leidenschaft und Riesenspaß vegetarisch kocht. Unterstützt wird er von einem weiteren Koch und Zu-hilfe-Personal, denn da alle Zutaten frisch sind, ist viel Gemüse zu schnippeln. Thiele und die Hausleitung überlegten: „Wie und mit welchem vegetarischen Essen erreichen wir unsere Gäste und vor allem die Kinder?“ Denn wie sie aus Erfahrung wussten, sind Kinder bis zwölf Jahre „nicht immer so angetan von Gemüse“. Sie haben viel ausprobiert, was Kindern und Erwachsenen schmeckt. „Da mussten wir auch viel lernen und mutig werden bei unserer vegetarischen Aussage“, macht der Küchenchef deutlich. Doch den Kindern schmeckt’s, und den jugendlichen und erwachsenen Gästen, die bis aus Südafrika kommen, ebenso.

Selbst die Grundschüler staunen: „Oh, ist der Veggie-Burger lecker! Den müssen meine Eltern auch machen.“ Andere schwärmen vom guten Schnitzel aus Käse oder Weizenproteinen und der Gemüsebolognese. „Dass wir unseren Teil dazu beitragen können, über die Kinder die vegetarische Küche weiterzutragen bis hin zu den Eltern, ist ein schöner Effekt“, sagt Thiele.

Der Küchenchef weiß natürlich, dass das Auge mitisst. Da den größten Teil der Gäste Kinder und Jugendliche ausmachen, hat er sich auf sie eingestellt: „Umso besser sie sehen, was im Essen ist, umso mehr nehmen sie es an.“ Am Wochenende, wenn hauptsächlich erwachsene Gäste und Tagungsgruppen das Haus bevölkern, wird das Team „schon mal mutiger“, erzählt er schmunzelnd. „Wir hatten schon gegrillten Rotkohl, dick geschnittene Scheiben, etwas karamellisiert und mit ein paar Tropfen Balsamicoessig gewürzt - da kam der große Aha-Effekt der Gäste.“

Zur bunten Palette gehören auch mit Käse überbackener Blumenkohl mit verschiedenen Soßen und Dinkelfrikadellen. Lediglich in der Grillhütte wird, falls gewünscht, für Tagungsgruppen Fleisch angeboten, das kommt aus einer lokalen Metzgerei. Aber das Küchenteam kennt auch viele vegetarische Grillvarianten. Beim Frühstück und Abendessen geht’s auch vegetarisch zu. Käse, Obst, süße Aufstriche und selbst gemachte Brotaufstriche landen auf dem Teller, auch gibt es Hafer- und Kokosmilch.

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