10 Minuten, 500 Milliliter Blut

Blutkonserven werden täglich gebraucht. Zum Beispiel für Krebspatienten oder für Unfallopfer. Für die Versorgung sind Krankenhäuser auf Blutspenden angewiesen. Gelegenheiten, um Blut zu spenden, gibt es einige - etwa in Wölfersheim und in Rockenberg. Ein Besuch bei einem Termin im Bürgerhaus Oppershofen.
Manche sind zum ersten Mal dabei, andere waren schon oft hier, haben viele Male auf einer Liege im Bürgerhaus Oppershofen gelegen. Zehn Minuten circa. So lange dauert es im Durchschnitt, bis der Beutel mit Blut gefüllt ist. Bei Franziska Hofmann geht es heute etwas schneller. In ihrer linken Armbeuge steckt die Kanüle. Daran der Schlauch, durch den das Blut in den Beutel fließt. Auf einer digitalen Anzeige steigt die Milliliter-Zahl: 327, …, 350… Bei 500 Milliliter ist Schluss - die Menge, die ein Erwachsener pro Termin spenden kann. Männer dürfen sechsmal im Jahr spenden, Frauen - die weniger Blut und zudem niedrigere Eisenwerte haben - viermal.
So oft organisiert der Wölfersheimer Ortsverein des DRK auch Blutspendetermine in Wohnbach und Oppershofen. Franziska Hofmann ist beim Ortsverein die Blutspendebeauftragte und für die Organisation der ehrenamtlichen Helfer zuständig.
Die Ehrenamtlichen kümmern sich um die Termine, den Einlass, die Verpflegung sowie um die Erstversorgung nach der Spende - sollte etwas sein, beispielsweise Kreislaufprobleme bei einem Spender, was vorkommen kann, aber auch meistens rasch wieder vorbei ist. Die hauptamtlichen Helfer kommen aus Frankfurt: Ärzte für die Vorgespräche sowie die Mitarbeiter, die das Blut abnehmen. Pro Termin sind fünf oder sechs Ehrenamtliche des Ortsvereins im Einsatz. Ein Team aus Ehrenamtlichen kümmert sich um den Einlass. Termine für die Spende werden vorab per Internet gemacht.
Manuela Bayer-Muth hat einen Termin für kurz nach 17 Uhr. Sie ist zum ersten Mal beim Blutspenden. „Ich habe schon länger mit dem Gedanken gespielt, es aber häufig verbaselt, einen Termin zu machen“, sagt sie. Kürzlich habe sie einen Radiobeitrag gehört: ein Aufruf zum Blutspenden, weil die Reserven aktuell knapp seien. Daraufhin habe sie einen Termin gemacht. Ob sie aufgeregt ist? „Ja, sehr“, sagt sie. „Eine Kollegin hat gesagt, dass die Nadel dicker ist als beim Blutabnehmen.“ Das muss so sein: Ist sie dünner, verlangsamt sich der Blutfluss. Das wirkt sich ungünstig auf die Gerinnungsvorgänge im gespendeten Blut aus.
Seit Corona ist die Spendenbereitschaft rückläufig. Dabei werden täglich Tausende Blutkonserven benötigt - zum Beispiel für Unfallopfer, für Krebspatienten oder für Frauen, die bei der Geburt Komplikationen haben. „Allein in Hessen und Baden-Württemberg werden täglich mehr als 2700 Blutkonserven benötigt, um eine lückenlose Versorgung der Krankenhäuser zu gewährleisten und Patientinnen und Patienten aller Altersklassen ausreichend zu versorgen“, sagt Katharina Knoll. Die Referentin des DRK-Blutspendedienstes Hessen und Baden-Württemberg ist auch für die Termine in Rockenberg und Wölfersheim zuständig und stets vor Ort.
HINTERGRUND
Ablauf einer Spende: Hier das komplette Prozedere nach der Online-Terminreservierung: 1. Check-in beim Termin: Körpertemperaturmessung und Ausgabe eines Mund-Nasen-Schutzes; 2.: Anmeldung; 3: Fragebogen zur Abfrage des aktuellen Gesundheitszustands. 4. Voruntersuchung: Bestimmung von Blutdruck, Körpertemperatur und Hämoglobinwert; 5.: Arztgespräch: Vertrauliches ärztliches Gespräch, um die Spendetauglichkeit festzustellen; 7. Blutspende: Abnahme von circa 500 Milliliter Vollblut; 8. Ruhepause und Verpflegung.
Der Weg des Bluts: In einer Broschüre des DRK heißt es: „Direkt im Anschluss an den Blutspendetermin wird das gespendete Blut im Labor aufbereitet. Auf dem Weg zur behandelnden Person durchläuft es viele Kontrollen und wird für den jeweiligen medizinischen Einsatz vorbereitet.“ Die fertigen Blutpräparate werden an Kliniken und Arztpraxen geliefert.
Haltbarkeit: Eine lange Vorratsbildung der Blutkonserven ist nicht möglich. Eine Vollblutspende wird beim DRK-Blutspendedienst in ihre Bestandteile aufgeteilt: in rote Blutkörperchen, in Blutplättchen und in Plasma. Zur Haltbarkeit heißt es in der DRK-Broschüre: Die roten Blutkörperchen können bei 4 Grad bis zu 42 Tage gelagert werden. Das Plasma wird bei -30 bis -40 Grad tiefgefroren und ist bis zu zwei Jahre haltbar. Die Blutplättchen sind für an Krebs erkrankte Personen, die eine Chemotherapie benötigen, überlebenswichtig. Sie haben allerdings nur eine sehr begrenzte Haltbarkeit von bis zu vier Tagen.
Gemeinnützigkeit: Laut eigenen Angaben bringen die Blutspendedienste des DRK rund 75 Prozent des bundesweiten Bedarfs an Blutpräparaten auf. Blutspenden sind daneben in Uni-Kliniken und bei privaten Blutspendediensten möglich. Krankenhäuser und Ärzte zahlen für die Blutkonserven. Diesbezüglich heißt es auf der DRK-Seite: „Die DRK-Blutspendedienste arbeiten im Zeichen der Gemeinnützigkeit. Die Kosten zur Aufrechterhaltung dieses für alle Menschen wichtigen Systems werden über einen kostendeckenden Beitrag für die Blutpräparate beglichen. Unser klarer Anspruch ist es dabei, nicht gewinnorientiert, sondern rein versorgungsorientiert zu arbeiten.“ sda
Im Gegensatz zu vielen anderen Orten seien die Spenderzahlen in Rockenberg und Wölfersheim stabil, die Termine stets gut besucht, sagt Knoll. 2022 ist in Wölfersheim an den vier Terminen insgesamt 341-mal Blut gespendet worden. In Rockenberg sind 2022 an vier Terminen insgesamt 273 Spenden zusammengekommen.
Was sich mit der Pandemie geändert hat: die Verpflegung. Bis 2020 gab es immer eine warme Mahlzeit an den Blutspendeterminen. Nun gibt es einen „Imbiss to go“ in einem Stoffbeutel, den Franziska Hofmann und das Team gepackt haben. Manche Spender finden das besser, manche schlechter, sagt Hofmann. Vergangenes Jahr hat das DRK-Team eine Umfrage unter den Spendern gemacht. Das Ergebnis: 50:50.
Heute sind fast alle Termine belegt. Im Bürgerhaus ist alles genau geplant, damit es keinen Leerlauf für das Team, aber auch keine langen Wartezeiten gibt.
Die Blutspende an sich dauert rund zehn Minuten, insgesamt sollten Spender 45 bis 60 Minuten einplanen, sagt Knoll. Die restliche Zeit des Termins wird für Anmeldung, Ausfüllen des Fragebogens, das Arztgespräch und die Ruhepause im Anschluss an die Spende benötigt.
Dreieinhalb Stunden haben die Rockenberger und Oppershofener heute Gelegenheit zu spenden. Das Blut wird nach dem Termin ins Labor gebracht - dort wird es getestet (auf Infektionskrankheiten, zudem wird die Blutgruppe bestimmt) und aufbereitet. Das Blut wird in seine drei Bestandteile getrennt - Plasma, rote Blutkörperchen sowie Blutplättchen. So kann es gezielt eingesetzt werden - und die Leben von vielen Menschen retten.
Der DRK-Ortsverein bietet am Mittwoch, 15. Februar, den nächsten Blutspendetermin in Wohnbach (Turn- und Sporthalle, Berggartenweg 10) von 17 bis 20.30 Uhr an. Anmeldungen sind möglich übers Internet unter www.drk-woelfersheim.de.