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Wenn es dunkel wird

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Die Homburger Feuerwehrleute Ante Letica, Daniel Guischard und Ralf Eisenacher (von links) mit einem Notstromaggregat. priedemuth
Die Homburger Feuerwehrleute Ante Letica, Daniel Guischard und Ralf Eisenacher (von links) mit einem Notstromaggregat. priedemuth © Jens Priedemuth

Kreis für Blackout gut gerüstet / Treibstoffversorgung heikel

HOCHTAUNUS - Für den Fall eines flächendeckenden Stromausfalls, „Blackout“ genannt, ist der Hochtaunuskreis nach derzeitigem Stand zwar recht gut aufgestellt. In einigen Kommunen gibt es, was die Ausstattung von Feuerwachen, Dorfgemeinschafts- und Rathäusern mit Notstromaggregaten, so genannten Netzersatzanlagen (NEA), aber auch die Kommunikation anbelangt, jedoch noch Nachholbedarf, an dem gearbeitet wird.

Im Haupt-, Finanz- und Digitalisierungsausschuss hat das Amt für Brand- und Katastrophenschutz sowie Rettungsdienst am Montag einen umfassenden Sachstandsbericht abgegeben und ist damit einem Antrag der Fraktion der Grünen gefolgt. Sie hatten eine solche Übersicht angefordert, um für den hoffentlich nie eintretenden Fall gerüstet zu sein, beziehungsweise zu wissen, wo noch nachgebessert werden muss. Katastrophenschützer Wolfgang Reuber nannte dabei beeindruckende, aber nicht unbedingt zu Beruhigung beitragende Zahlen und Fakten. So sei der Strom im Fall der Fälle zwar binnen weniger Sekunden kreisweit „weg“, wofür von menschlichem Versagen über technische Defekte und einen Flugzeugabsturz bis hin zu einem Terroranschlag alles verantwortlich sein kann. Es dauere aber bis zu 14 Tage, bis er überall wieder da sei, sagte Reuber.

Bis sich die Folgen eines Blackouts nachhaltig bemerkbar machen, kalkuliert das Brandschutzamt Reaktionszeiten von vier bis sechs Stunden ein, je nachdem, wie kritisch die priorisierte Infrastruktur ist, sagte Reuber. Dies erfordere ein ausgeklügeltes Netz bei der Notstromversorgung, was zugleich aber auch mit der kritischste Teil der Gefahrenabwehr sei. Zum Betrieb aller nötigen NEA seien täglich 130 000 Liter Diesel erforderlich, deren Vorhaltung ein logistisches Problem darstelle. Dabei sei das Nachfüllen der Lagertanks nicht einmal das Problem, weil dies stromlos durch Schwerkraftentladung funktioniere, es läuft bei den Tanklastern einfach unten raus, ohne dass Pumpen nötig wären. Problematischer sei, dass es kreisweit nur zwei netzunabhängige Tankstellen und nur zwei mit Lagertanks gebe. Die Nachschubfrage sei demzufolge noch nicht ausreichend geklärt, sagte Reuber. Erschwerend hinzu komme, dass es am „Tag X“ nur schwer zu ermitteln sei, wie es um die dann aktuellen Vorräte an Treibstoff an den Tankstellen bestellt ist.

66 Sammelpunkte schon ausgeschildert

In den Kommunen schon relativ weit vorangekommen ist nach dem Bericht die Einrichtung sogenannter „Leuchttürme“, in beziehungsweise an denen sich die Bevölkerung je nach Lage zur Information und Betreuung einfinden soll. 66 solcher Sammelpunkte seien schon lokalisiert und auch ausgeschildert. Informiert werde die Bevölkerung durch eine Flotte von 15 Mannschaftsbussen (MTW) der Feuerwehren, auf deren Dächern 360-Grad-Lautsprecher montiert sind. Die Fahrtrouten der MTW sind bereits festgelegt und so gewählt, dass möglichst große Quartiere abgedeckt sind. Auch verfügen bereits alle 13 Städte und Gemeinden über netzunabhängige Satellitenkommunikationsanlagen. Kommunikation hat bei einem Blackout oberste Priorität. „Bei einem Stromausfall wird das Festnetz sofort ausfallen. Auch das Mobilnetz wird sehr schnell tot sein, da es überlastet sein wird oder nur batteriegepuffert ist. Ebenfalls nach einer gewissen Zeit wird auch das Digitalfunknetz nicht oder nur teilweise zur Verfügung stehen“, sagte Reuber. Deshalb wurde 2009 für den Hochtaunuskreis ein Einsatzplan „Stromausfall, großflächig“ entwickelt und ein Alarmschwellenwert festgelegt, wonach bei mehr als 3000 betroffenen Personen und mehr als zwei Stunden Stromausfall der Einsatzplan aktiviert wird. Die bei einem Blackout definierten Schutzziele sind in fünf Prioritätsstufen eingeordnet, wobei Feuerwehr, Rettungsdienst, Polizei und Katastrophenschutz, aber auch die Krankenhäuser in Bad Homburg, Usingen und Königstein, Spezial-und Reha-Kliniken sowie Alten- und Pflegeeinrichtungen am dringendsten mit Notstrom versorgt werden müssen. Zum großen Teil gibt es die Geräte schon.

Worin Reuber aber ein Problem sieht, sind die rund 8000 Patienten, die häuslich gepflegt werden. Von ihnen sind rund 700 stromabhängig „heimbeatmet“. Für sie wird noch nach Lösungen gesucht.

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