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Weniger Straftaten

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Diebstähle wertvoller Fahrräder wie E-Bikes haben in der Wetterau nicht nur stark zugenommen, sie lassen sich laut Polizei auch nur schwer aufklären. imago © Red

Vorbei sind die Zeiten, in denen etwa Einbrecher von ihren Straftaten absehen, weil Menschen wegen der Pandemie öfter zu Hause sind. Corona spielt in der Kriminalstatistik des Polizeipräsidiums Mittelhessen für das Jahr 2022 kaum mehr eine Rolle. War die Zahl der Straftaten 2020 in Mittelhessen mit 41 688 auf einem Tiefstand in den letzten 15 Jahren, so ist sie bis 2022 wieder auf 44 148 angestiegen, berichteten der Polizeipräsident Bernd Paul und der Leiter der Einsatzabteilung, Manfred Kaletsch, bei der Vorstellung der Zahlen in Gießen.

Mit 6705 Fällen sind die sogenannten ausländerrechtliche Verstöße nach dem Aufenthalts- und Asylverfahrensgesetz deutlich gestiegen. Das geht auch einher mit der aktuellen Flüchtlingskrise wegen des Kriegs in der Ukraine. Gerade Mittelhessen ist wegen der Hessischen Erstaufnahmeeinrichtung in Gießen in einer besonderen Situation. Daher hält diese Zahl auch nur in der Gesamtbetrachtung der Kriminalstatistik Einzug. In Einzelstatistiken, wie bei der Betrachtung der einzelnen Landkreise (Gießen, Marburg-Biedenkopf, Lahn-Dill und Wetterau), taucht sie nicht mehr auf.

„Mittelhessen ist weiter eine sehr sichere Region. Die Aufklärungsquote ist leicht gesunken, liegt aber immer noch bei sehr guten 67,5 Prozent. Im Vergleich mit den anderen Präsidien belegen wir in Hessen den Spitzenplatz“, sagte Bernd Paul. Dennoch sorgten das Ende der Pandemie und gesellschaftliche Entwicklungen für „ein Plus in vielen Deliktsbereichen“ im Jahr 2022.

Entgegen diesem Trend steht die Wetterau aber besser da, wie Torsten Werner, stellvertretender Leiter der Polizeidirektion Wetterau, erklärte. „Insgesamt sind die registrierten Straftaten im Wetteraukreis weiter rückläufig“, so der Kriminaloberrat. „Die Entwicklungen folgen damit, nach einem leichten Anstieg 2021, dem bereits seit 2016 anhaltenden Trend.“ Das betreffe auch die Gewaltkriminalität. Diese positive Entwicklung habe mit regelmäßigen Präsenz-, Kontroll- und Präventionsmaßnahmen der Polizei zu tun.

MEHR SEXUALSTRAFTATEN

Deutlich zugenommen haben Sexualstraftaten. Wurden hessenweit 2021 noch 2347 Fälle vom Landeskriminalamt an die Flächenpräsidien übermittelt, waren es im vergangenen Jahr 5162.

Hauptursache vor allem für die gestiegenen Fallzahlen bei der Darstellungen von Missbrauch an Kindern und Jugendlichen sei die Corona-Pandemie, sagt Mathieu Wolf, stellvertretender Leiter der Polizeidirektion Mittelhessen.

Menschen im Homeoffice hätten öfter die Möglichkeit gehabt, sich auf entsprechenden Portalen im Internet zu bewegen. Hinzu kommt: Je mehr Ermittlungserfolge die Polizei hat, desto mehr weitere Fälle tun sich auf.

Die Besondere Aufbauorganisation (BAO) FOKUS ist deshalb auf über 40 Beamte erweitert worden. In Mittelhessen hat die Polizei 2022 insgesamt 442 Durchsuchungsbeschlüsse vollstreckt. Das sind 1,4 Durchsuchungen am Tag. khn

Weniger erfreulich sei hingegen, dass die Aufklärungsquote der Verbrechen von 64,9 auf 57,4 Prozent gefallen ist, sagte Werner. Das habe mit einem Anstieg von Sachbeschädigungen an und Diebstählen von Pkw zu tun. Auch Fahrraddiebstahl komme häufiger vor. In beiden Fällen sei die Aufklärungsquote schon immer sehr gering gewesen. Die hohe Nachfrage nach teuren Fahrrädern und E-Bikes führe laut Werner dazu, dass „Kriminelle diese Bikes entwenden und an anderer Stelle gewinnbringend veräußern“. So stieg die Zahl der registrierten Fahrraddiebstähle auf zuletzt 505 in der Wetterau. Das Ziel der Polizei sei nun, dieser Entwicklung mit „verstärkten Kontrollen und Informationsveranstaltungen“ entgegenzuwirken. Wegen der Abkehr vom Homeoffice stieg die Zahl der Wohnungseinbrüche an. Waren es 2021 noch 124 Einbrüche, ist die Zahl auf 184 im Jahr 2022 geklettert, geht aus der Statistik hervor. „Auf lange Sicht setzt sich aber ein abnehmender Trend weiter fort“, sagte Werner. „Im vergangenen Jahr nicht einmal mehr halb so viele Wohnungseinbrüche gemeldet worden wie noch 2016.“ Die Wetterau sei früher deutlich mehr betroffen gewesen von überörtlich operierenden Banden.

Im Wetteraukreis sei zudem ein „deutlicher Rückgang“ bei häuslicher Gewalt feststellbar. „Im Jahr 2022 registrierten wir 432 Fälle. Im Vergleich zum Vorjahr ist das ein Minus von 62 Taten“, sagte Torsten Werner. Gründe für diese Entwicklung könne etwa auch hier der überwiegende Wegfall pandemiebedingter Einschränkungen sein. Insgesamt hat die Wetterau bei den sogenannten Häufigkeitszahlen im Vergleich mit den anderen Landkreisen in Mittelhessen den niedrigsten Wert mit 3459. „Mit diesen Zahlen können wir die Kriminalitätsbelastung auch in einer Langzeitentwicklung festmachen“, sagte Polizeipräsident Bernd Paul.

Sorge bereiten ihm hingegen Widerstandshandlungen und Angriffe gegen polizeiliche Einsatzkräfte sowie die Rettungsdienste. Es sei zwar zu einem leichten Rückgang gekommen, allerdings beobachte er weiter einen „verächtlichen Umgang“ und Übergriffe auf Einsatzkräfte.

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