Ein Wandgemälde zum Geburtstag

50 Jahre Städtepartnerschaft zwischen Frankfurt und Lyon - eine spannende, sich wandelnde Geschichte. Selbiges will nun ein Bild am Treppenabgang zu U4 und U5 an der Konstablerwache zeigen. Von Felix Helbig
Von Felix Helbig
U-Bahn fahren ist keine Kunst, den Römer fotografieren ist keine Kunst, in die Schirn gehen ist keine Kunst. So steht es seit einiger Zeit schon in der Station am Römerberg in großen Buchstaben an den Wänden zu lesen, dabei ist es natürlich auch keine Kunst, große Buchstaben an Wände zu pinseln, sondern Werbung für die Schirn. Am Willy-Brandt-Platz gibt es das neuerdings auch, für das Schauspielhaus.
Wandbilder in U-Bahnstationen sind so gesehen keine neue Erfindung, auch wenn sie eher selten vorkommen und dann als Werbung. Unter der Konstablerwache ist das nun anders, dort entsteht in diesen Tagen das wohl größte Wandbild der Stadt aus gänzlich unkommerziellem Anlass: der nunmehr 50 Jahre währenden Städtepartnerschaft zwischen Frankfurt und Lyon.
Ganz hinten, am südlichen Treppenabgang zu U4 und U5, führen Mitarbeiter der Verkehrsgesellschaft Frankfurt (VGF) an diesem Dienstag durch eine schmale Tür hinter eine Trennwand, nach Baustelle sieht das vom Karten-Schalter aus betrachtet aus, doch dahinter wird gepinselt. Auf 500 Quadratmetern Wandfläche entsteht nach wochenlangen Vorarbeiten in den Ateliers von der Hand vierer französischer und deutscher Künstler ein illusionistisches Kunstwerk, wie sie es nennen. Für den Betrachter erscheint es nämlich so, als sitze er in einer Bahn und schaue aus dem Fenster, während er zugleich durch Frankfurt und Lyon fährt.
Auf der Zeitreise wandeln Goethe und die Gebrüder Lumière
Die auf die Wand gemalten Fensteraussichten zeigen hier die Frankfurter und dort die Lyoner Börse, hier die Paul-Bocuse-Markthalle und dort die Kleinmarkthalle, hier das Museumsuferfest und dort das Lichterfest. Und weil diese unheimliche Verbindung beider Städte mit einer U-Bahn auch etwas von einer Zeitreise hat, wandeln dazwischen Goethe und die Gebrüder Lumière, die berühmtesten Söhne der Partnerstädte.
Das Wandgemälde, das in Kooperation der Frankfurter und Lyoner Verkehrsgesellschaften mit einem deutsch-französischen Kunstunternehmen entsteht, soll als bleibendes Symbol der Städtepartnerschaft erhalten bleiben. Dafür investierte die VGF einen sechsstelligen Betrag in die Vorarbeiten, wie das Unternehmen erklärt. Die Lyoner Sytral sowie vier am Main beheimatete Unternehmen besorgten weitere 100.000 Euro für die eigentliche Malerei.
Letzterer Umstand führt nun natürlich dazu, dass da doch wieder Werbung zu sehen sein wird, wenn das Kunstwerk in den kommenden Wochen enthüllt wird. In großen Buchstaben an den Wänden, ist ja keine Kunst.