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Viel mehr als nur Apfelwein in Langen

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Von: Annette Schlegl

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Langen hat das Siebenschläferprojekt zum Erhalt der heimischen Obstwiesen initiiert. Dafür gab es von Rouven Kötter vom Regionalverband (l.) die Urkunde „Streuobstkommune 2021“ an Bürgermeister Jan Werner. monika müller
Langen hat das Siebenschläferprojekt zum Erhalt der heimischen Obstwiesen initiiert. Dafür gab es von Rouven Kötter vom Regionalverband (l.) die Urkunde „Streuobstkommune 2021“ an Bürgermeister Jan Werner. monika müller © Monika Müller

Die Stadt Langen erhält für ihr Vermarktungsprojekt „Siebenschläfer“ die Auszeichnung als Streuobstkommune 2021.

Apfelwein begegnet einem in Langen auf Schritt und Tritt: nicht nur in flüssiger Form, sondern auch in Kreationen wie einem Apfelweinsenf oder Ebbelweipralinen. Unter dem Markennamen „Siebenschläfer“ sind die Langener sehr kreativ, wie man Äpfel von heimischen Streuobstwiesen verwerten und vermarkten kann. Dafür gab es am Freitag die Auszeichnung als „Streuobstkommune 2021“. Der Regionalverband Frankfurt/Rhein-Main vergab diesen Preis erstmals.

Die Stadt Langen kümmert sich in vorbildlicher Weise um ihre Streuobstwiesen. So steht es zumindest auf der Urkunde, die Bürgermeister Jan Werner (CDU) am Freitag überreicht wurde. Er erhielt auch eine Plakette „Streuobstkommune“ und eine von einem Künstler gestaltete Trophäe aus Streuobstwiesenholz. Darüber hinaus gab es einen Gutschein für eine Fortbildung beim „Streuobstwiesenpapst“ Josef Weimer sowie einen Gutschein für einen Tag, an dem die mobile Kelter des Frankfurter Main-Äppel-Hauses in Langen Station machen wird.

Siebenschläfer

Im Jahr 2004 wurde in Langen unter dem Namen „Siebenschläfer“ ein gemeinsames Label für den Vertrieb der Streuobstwiesen-Produkte geschaffen. Seitdem werden die Äpfel von Langener und Egelsbacher Obstwiesen unter diesem Namen vermarktet. Im Laufe der Jahre wurde die Produktpalette immer größer.

Der ungewöhnliche Name ist auf das gleichnamige nachtaktive Tier zurückzuführen, das sich tagsüber in Höhlen alter Obstbäume versteckt und im Jahr 2004 Wildtier des Jahres war. Es gibt aber auch eine gleichnamige alte Apfelsorte.

Die Vermarktung der Äpfel unter dem Markenzeichen finanziert die Pflege der Streuobstwiesen. ann

15 Hektar Streuobstwiesen mit 700 Bäumen gibt es in Langen. 1996 begannen helfende Hände, alte Streuobstwiesen zu entbuschen, die Wiesen zu mähen, Obstbäume regelmäßig zu schneiden und neue zu pflanzen. Der Kreis Offenbach unterstützte sie mit Geld aus der naturschutzrechtlichen Ausgleichsabgabe. Langfristig war die Pflege der Flächen aus dieser Abgabe aber nicht möglich. 2004 begann deshalb die Vermarktung der Äpfel unter dem Namen „Siebenschläfer“, um die Pflege der Streuobstwiesen zu finanzieren. Die Produkte sind ein wenig teurer, damit nach Abzug der Unkosten Geld in den Erhalt der Wiesen fließen kann.

Die Kelterei Jörg Stier aus Maintal-Bischofsheim produziert Siebenschläfer-Apfelwein und -Cidre in Flaschen, das Langener Restaurant „Zum Haferkasten“ stellt den Apfelwein in Fässern her, die Egelsbacher Obstbrennerei Alexander Werner verarbeitet das Obst zu Schnaps. Joachim Bentrup hat für seinen Teeladen in Langen die Pralinen und den Senf entwickelt, im Hofladen des Egelsbacher Birkenhofs gibt es „Siebenschläfer“-Gelee, in der Langener Bäckerei Göbel Apfelweinbrot.

„Die Marke Siebenschläfer ist ein Alleinstellungsmerkmal und aller Ehren wert“, lobte Claudia Jäger, Erste Kreisbeigeordnete des Kreises Offenbach. Als langjährige Umweltdezernentin hat sie das Projekt von Anfang an verfolgt. Rouven Kötter, Erster Beigeordneter des Regionalverbands Frankfurt/Rhein-Main, gab zu, dass er sich schon „durch den kompletten Produktkatalog gegessen und getrunken“ habe. Mit dem „Siebenschläfer“-Projekt sei Langen in der Vermarktung sehr erfolgreich, stellte er fest.

Die Auszeichnung des Regionalverbands solle Anerkennung und Motivation sein für diejenigen, die die Streuobstwiesen erhielten und pflegten, sagte er. Der Preis solle „Rückenwind geben, um in den kommenden Jahren beim Streuobstwiesenerhalt genauso aktiv zu bleiben“. In vielen Kommunen gebe es ehrenamtliche Erntehelfer auf Streuobstwiesen, es fehle ihnen jedoch strukturierte Unterstützung.

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