Verschnaufen am Immobilienmarkt

Zahl der Kaufverträge sinkt gegenüber 2021 um 24 Prozent
HOCHTAUNUS - Wohnraum ist ein kostbares Gut - vor allem im Ballungsraum. Das wird in den Immobilienmarktberichten deutlich, die Jahr für Jahr die Preisentwicklung für Häuser, Grundstücke und Wohnungen in den Fokus rücken. Die Besonderheit im Hochtaunuskreis: Bad Homburg und Oberursel haben ihre eigenen ehrenamtlichen Gutachterausschüsse, die Verträge auswerten und die Marktlage analysieren. Der Rest des Kreises wird vom Gutachterausschuss für Immobilienwerte im Amt für Bodenmanagement in Limburg aus bedient. Der hat jetzt geliefert, so dass es für den gesamten Hochtaunus belastbare Zahlen gibt.
Während die Zahl der Kaufverträge in Bad Homburg - allerdings auf hohem Niveau - binnen eines Jahres um 31,8 Prozent zurückging und für Oberursel ein Minus von 12,25 Prozent in den Büchern steht, wird für den restlichen Kreis ein Rückgang von 24 Prozent ausgewiesen, so dass sich für den gesamten Kreis ebenfalls ein Rückgang von 24,3 Prozent (von 2789 auf 2110) ergibt. Bei den ausgewerteten Kaufverträgen nicht berücksichtigt sind übrigens Sonderfälle wie Schenkungen oder Zwangsversteigerungen. Der Umsatz der untersuchten Immobiliengeschäfte ist analog zu den gesunkenen Grundstücksgeschäften ebenfalls rückläufig. Bad Homburg hatte - bedingt unter anderem durch den großen Brocken Südcampus 2021 - einen besonders hohen Rückgang zu verzeichnen; von 872,9 auf 362,7 Millionen Euro (minus 58 Prozent) und liegt damit knapp unter dem Niveau der Vorjahre.
Der Oberurseler Immobilienmarkt verzeichnete einen Umsatzrückgang von 30,7 Prozent (von 302 auf 209 Millionen Euro), im restlichen Kreis ging der Umsatz von 963 auf 709,7 Millionen Euro zurück, was einem Minus von rund 26 Prozent entspricht. Den größten Umsatz gab es bei bebauten Grundstücken in Königstein (108 Millionen Euro), Kronberg (71 Millionen) und Friedrichsdorf (62 Millionen). Am wenigsten wurde mit Immobilien in Grävenwiesbach umgesetzt - gerade einmal 9,0 Millionen Euro, was einen abgeschlagenen letzten Platz hinter Weilrod (14,2 Millionen), Steinbach (15,6) und Glashütten (17,6 Millionen Euro) bedeutet. Die restlichen Kommunen liegen dazwischen: Neu-Anspach mit 37,3 Millionen, Usingen mit 34,1 Millionen, Schmitten mit 33,6 Millionen, in Wehrheim wurden 27,1 Millionen Euro umgesetzt.
UNTERSCHIEDLICHE PREISENTWICKLUNG
Für die kleinen Hochtaunus-Kommunen gab es nur noch bei freistehenden Einfamilienhäusern in Gegenden mit niedrigem Bodenrichtwert (unter 380 Euro pro Quadratmeter) eine zweistellige Preissteigerung: 10 Prozent.
In Gegenden mit höherem Bodenrichtwert sind die Preise für freistehende Einfamilienhäuser um ein Prozent gefallen. Auch die durchschnittliche Doppelhaushälfte kostete im Schnitt ein bis zwei Prozent weniger als 2021.
Bei Reihenhäusern gab es eine Verteuerung von sechs bis sieben Prozent, bei Eigentumswohnungen im Bestand acht bis neun Prozent, neue Eigentumswohnungen in Gegenden mit niedrigem Bodenrichtwert verteuerten sich um acht Prozent, in hochpreisigen Gebieten um vier Prozent. hko
Im Umkehrschluss bedeutet das, dass im gesamten Kreis im vergangenen Jahr 1,281 Milliarden Euro in Immobilienkäufe flossen - nach 2,138 Milliarden Euro 2021.
In den elf kleinen Kommunen wurden zusammen 173,5 Hektar Fläche umgesetzt - bebaute und unbebaute Grundstücke inklusive landwirtschaftlicher Fläche, davon entfielen 66,2 Hektar auf bebaute Flächen. Natürlich ist eine aussagekräftig Betrachtung einzelner Immobilien-Arten umso schwieriger, je kleiner die Zahl der Fälle ist. Trotzdem listet der Bericht zumindest im Bereich „freistehende Eigenheime“ für alle Kommunen Durchschnittspreise auf, die den Markt vergleichbar machen. Die Spanne reicht von 356 000 Euro (Grävenwiesbach) bis 783 000 Euro (Bad Homburg).
Doppelhaushälften waren in Königstein (797 000 Euro) und Bad Homburg (752 000 Euro) am teuersten. Für Weilrod und Grävenwiesbach wurde diese Sparte nicht ausgewiesen, die niedrigsten Preise sind für Schmitten (388 000 Euro) Glashütten und Usingen (je 410 000 Euro) ausgewiesen. Auch bei den Reihenhäusern zeigt sich der Unterschied zwischen Usinger Land und Vordertaunus. Die höchsten Preise wurden in Kronberg (669 000) und Königstein (658 000) aufgerufen, in Wehrheim waren es im Schnitt 437 000 Euro, in Usingen „nur“ 407 000 Euro, wobei für Glashütten, Schmitten, Weilrod und Grävenwiesbach keine Preise ermittelt wurden.