Verbände mit Mehrwert

Eine Studie beziffert die Bedeutung der Sozialwirtschaft. Sie zeigt die Bedeutung der Wohlfahrtsverbände gerade bei der Betreuung von Flüchtlingen.
Von Pitt Bebenburg
In der Flüchtlingshilfe wäre der Staat aufgeschmissen gewesen ohne die Angebote der Wohlfahrtsverbände. Diesen Eindruck hat der Vorsitzende der hessischen Diakonie, Horst Rühl, am Freitag in Wiesbaden formuliert.
Die Wohlfahrtsverbände hätten auf Beratungs- und Unterstützungs-Strukturen zurückgreifen können, die seit Anfang der 90er Jahre aufgebaut worden seien, erläuterte Rühl. „So schnell konnte kein Staat reagieren.“
Nicht nur an diesem Beispiel zeigten Rühl und seine Kollegen aus der Liga der Freien Wohlfahrtspflege auf, welche Bedeutung die Verbände für den Zusammenhalt der Gesellschaft besitzen. „Es besteht immer noch das öffentliche Bild, dass soziale Arbeit nur Geld kostet“, sagte der Liga-Vorsitzende Thomas Domnick von der Caritas. „Der Mehrwert wird nicht auf den ersten Blick wahrgenommen.“
Vom Institut für Sozialarbeit und Sozialpädagogik in Frankfurt haben sich die sechs großen Wohlfahrtsverbände den Mehrwert bescheinigen lassen. In deren „Sozialwirtschaftsstudie Hessen“, die Rühl, Domnick und ihre Kollegen vorstellten, wird das auch mit Blick auf die Flüchtlingsarbeit bestätigt.
Die übliche Aufgabenverteilung sei in diesem Arbeitsbereich „auf den Kopf gestellt“ worden, heißt es darin. „Wohlfahrtsverbände haben Aufgaben übernommen, bei denen die staatlichen Strukturen zunächst auf Unterstützung angewiesen waren“, schreiben die Forscher Alejandro Rada und Anne Stahlmann.
In der Liga sind neben den kirchlichen Trägern die Arbeiterwohlfahrt, der Paritätische, das Rote Kreuz und der Wohlfahrtsverband der Jüdischen Gemeinden organisiert. Insgesamt betreiben die sechs Wohlfahrtsverbände in Hessen 7300 Einrichtungen, in denen 113 000 Beschäftigte und rund 160 000 ehrenamtlich Engagierte tätig sind. Für die Sozialwirtschaft, die insgesamt drei Mal so viele Menschen beschäftigt wie die Wohlfahrtsverbände, ermittelt die Studie eine Wirtschaftsleistung von 13 Milliarden Euro. Das seien sechs Prozent der Wertschöpfung.
Die Verbände dringen darauf, dass staatliche Stellen bei der Vergabe der Trägerschaft von Beratungs- und anderen Dienstleistungen nicht nur nach dem niedrigsten Preis entscheiden. Es solle berücksichtigt werden, wenn Stellen gut vernetzt seien oder das Engagement von Ehrenamtlichen einbringen könnten. Hier seien die Wohlfahrtsverbände besonders gut, weil sie „im Kontext wertegebundener sozialer Arbeit“ tätig seien, erläuterte Annette Wippermann vom Paritätischen.