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Unterwegs mit dem Rettungskeks

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Von: Kim Luisa Engel

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Karina Schmidt ist als „Rettungskeks“ auf Instagram aktiv. Ihre Inhalte macht sie selbst, auch die Fotos, auf denen sie drauf ist. merz © Nicole Merz

German paramedic with heart“ - deutsche Notfallsanitäterin mit Herz - hat Karina Schmidt in ihrem Instagram-Profil stehen. Statt des Wortes „Herz“ hat sie ein rotes Herz-Emoji gesetzt. Unter dem Namen „Rettungskeks“ informiert die 33-Jährige auf der Social-Media-Plattform über ihren Beruf: Beim DRK-Kreisverband Friedberg ist sie Notfallsanitäterin.

Ihr Traumberuf.

„Ich wusste schon mit elf Jahren, dass ich das machen will“, sagt die Weckesheimerin. Rettungswagen und Blaulicht haben sie schon als Kind interessiert. Später ist sie zum Jugendrotkreuz gegangen, um zu schauen, „ob das funktioniert“. Ob sie Blut sehen kann, zum Beispiel.

Über das Ehrenamt dort kam sie zum Sanitätsdienst und machte die Ausbildung beim DRK. „Da habe ich gemerkt: Das ist wirklich das, was ich immer machen wollte.“ Im Rettungsdienst arbeitet sie seit 2008. Seit 2017 teilt sie ihren Alltag auf der Wache oder im Rettungswagen auf Instagram mit ihren Followern. Über 17 000 sind es mittlerweile. Schmidt fotografiert gerne, sie dachte sich: „So kann ich das ein oder andere Bild machen und nebenbei über meine Arbeit aufklären.“ Instagram ist eine beliebte Social-Media-Plattform. „Das muss man nutzen.“ Ihr Arbeitgeber ist „zum Glück“ einverstanden gewesen.

Warum sie sich „Rettungskeks“ nennt? Schmidt lacht herzlich: „Ich wusste, dass diese Frage kommt.“ Ihr bester Freund nennt sie „Keksi“, erläutert sie. „Das hört sich doch ganz süß an, außerdem mag ich Kekse“, dachte Schmidt sich und schaute, ob der Name auf Instagram schon vergeben war - war er nicht. „Rettungskeks“ war geboren. Seitdem zeigt sie auf ihrem Profil, wie der Alltag als Notfallsanitäterin aussieht. In Bildern, Videos und Stories erklärt sie zum Beispiel, warum ein Rettungswagen auch außen sauber sein sollte, wie ein Funkgerät funktioniert oder was zur Notfallausrüstung im privaten Auto gehört. Außerdem klärt sie über Erste-Hilfe-Maßnahmen auf, wie die Herzdruckmassage richtig funktioniert beispielsweise. Schmidt ist auch Ausbilderin für Erste Hilfe: „Ich habe festgestellt: Es gibt Nachholbedarf.“ Das Problem sei, dass viele Menschen sich nicht trauten, Erste Hilfe zu leisten. „Mein Ziel ist es, den Menschen die Angst davor zu nehmen“, sagt Schmidt. „Es ist wichtig, zu zeigen, dass Rettungskräfte auch nur normale Menschen sind.“ Die meiste Zeit gehe es nicht um blutige Unfälle, sondern um das Zwischenmenschliche. Und um Einfühlsamkeit. Die 33-Jährige schätzt die Momente, in denen sie Menschen aus Altenheimen im Wagen hat. Solche, die alleine sind, vielleicht keine Verwandten haben. Wenn ihr Zustand nicht kritisch ist, nutzt sie die Fahrt für Gespräche. Oder einfach, um zuzuhören.

„Viele bedanken sich hinterher, weinen oft und schätzen das wert“, sagt sie. Fakt sei, dass solche Situationen im Alltag viel öfter vorkämen als Unfälle. Schmidt würde aber nie im Einsatz filmen oder die Privatsphäre von Patienten verletzen. „Das gehört sich nicht“, sagt sie. Wichtig ist ihr auch, zu betonen, dass die Arbeit immer vorgeht. Ihre Stories, Videos und Bilder entstehen in der einsatzfreien Zeit.

Wichtige Themen versucht Schmidt aktuell auf Instagram darzustellen. So postet sie zum Beispiel Anfang Januar Fotos in Schwarz-Weiß, um auf die Gewalt gegen Rettungskräfte in der Silvesternacht aufmerksam zu machen. Einsatzberichte oder Erfahrungen schildert sie zeitversetzt und anonymisiert. Die Themen ergeben sich oft spontan. Oder auch, wenn Fragen in den Erste-Hilfe-Kursen aufkommen, bei denen Schmidt es wichtig findet, dass die Menschen die Antworten kennen.

Ihren „Content“, die Inhalte, produziert sie selbst. Und Fotos, auf denen sie zu sehen ist? „Selbstauslöser oder Stativ“, sagt sie und lacht. Ihre Kollegen „verschont“ sie damit, sagt Schmidt. „Die wären vielleicht auch genervt, wenn ich dauernd ankommen würde“, vermutet sie. Viele der Kollegen unterstützten sie, andere sähen es kritisch. „Aber das ist okay“, sagt sie. Die meisten der 17 300 Follower von „Rettungskeks“ kommen selbst aus dem Rettungsdienst, dem medizinischen Bereich, aus der Feuerwehr oder dem Ehrenamt. Aber auch andere Menschen verfolgen ihr Tun und geben oft Feedback: „Dank dir habe ich mich getraut, Erste Hilfe zu leisten“ oder „Ich konnte jemandem helfen“ seien ein paar der Reaktionen. „Das ist das Beste. Was will man mehr?“, sagt Schmidt. „Wenn ich nur einen dazu bewegen kann, Erste Hilfe zu leisten, habe ich alles richtig gemacht.“

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